Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] [Auszahlung von Geldern durch den frz. Gesandten Bf. Pierre Louis von Rieux (Pyrn Loy) in Bern]. Uf sölichs ist Jacob Lynder an mich kommen, hat mir gesagt, wie er uf dem Richs tag zu Costenz, als die kgl. Mt. mit den Aydgnossen handelte, gewesen sye, hab H. Hansen von Kunßegk und andern gesagt, sy handlint torlich in der sach, das sy allain die edeln furdernt und zu hoptluten und andern emptern nemynd; sy söllen bericht werden, das die gemaind nit verachtet und die edeln nit maister in der Aydgnoschaft sin söllen, darumb muß in ain hand in das spyl geworfen werden. Und umb das sye es darzu kommen, das sy das gelt genommen haben, doch der röm. kgl. Mt. zu kainem nachtail noch zu wyderdriess. [Diskussionen in Bern wegen der französischen Geschenke].

[2.] Hans Linder (Berner Hauptmann), sein Bruder Jakob und Johannes Etter (Etterlin) (Mitglied des Großen Berner Rates) baten ihn, den röm. Kg. über die in Bern geführten Debatten zu informieren und ihm außerdem mitzuteilen, daß auf Bitten der Franzosen zum 6. Januar (Epiphanie) ein neuer Tag einberufen wurde, um das bestehende Bündnis zu verlängern oder ein neues abzuschließen – für den Fall, daß der röm. Kg. diesbezüglich etwas unternehmen will. Die drei Herren sagten zu, eine Entscheidung [Berns] darüber zu verzögern, bis er, Hechinger, weitere Befehle erhalten habe. Mer solte ich kgl. Mt. furhalten, wie ir Mt. an die Aydgnossen bringen haben lassen, sover und die Aydgnossen nit mit ir Mt. welten ziechen lut des abschaidz, zu Costenz gemacht, das sy dann die iren behalten, stillsitzen und entwederer party zuziechen wellen. Sye ir maynung, von demselbigen artikel ze stend; dann wann sy das zusagend, mochte es nit gehalten werden und wurde sin Mt. betrogen. Und were das ir maynung, zu vermeltem artikel ze setzen: Wann sy vermainten, ir knecht nit ze behalten, das sy in dann nachliessen, zu röm. kgl. Mt. umb den sold, zu Costenz bestimpt, zu lofen und sust zu dehainem andern herren, by iren ayden. 

Er wollte darauf jedoch nicht eingehen, da er diesbezüglich keine Anweisungen hatte. Er sagte jedoch zu, ein Schreiben von ihnen dem Kg. zu überbringen und sich dafür einzusetzen, daß sie deswegen persönlich vorsprechen könnten.

[3.] Er traf am 4. Januar (erichtag vor Epiphanie) in Konstanz ein und bat Hans von Landau, die Briefe an den röm. Kg. zu schicken, da er selbst erkrankt war. Landau zeigte sich in Hinblick auf die drei genannten Personen skeptisch. Da er nicht weiß, ob Landau die Schreiben abgeschickt hat, schreibt er gemäß dem Rat einiger Hofkammerräte an ihn, Serntein, und bittet ihn, den Kg. zu informieren.

Innsbruck, 3. Februar 1508.

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII/302, fol. 50–51’ (Or., Postverm.: In [sein] aigen hand.).

Teildruck/-regest: Gagliardi, Anteil I, S. 699 Anm. 148.