Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Bitte Kf. Ludwigs von der Pfalz und Pfgf. Friedrichs an den Ks. um ihre Reichsbelehnung; [2.] Antwort Ks. Maximilians; [3.] Verzögerung der Belehnung und Bitte der Pfgff. um Unterstützung durch die Reichsstände; [4.] Fürbitte der Reichsstände; [5.] Unterzeichner.

Wien, HHStA, Maximiliana 20, Konv. 4, fol. 31–33’, 34’ (Or., Spuren von 5 Ss.).1

[1.] /31/ Allerdurchleuchtigster furst, großmechtigster keyser, unser undertenig, schuldig und willig dienst mit gepurender gehorsam eurn ksl. gnaden allezeit zuvor. Allergnedigster herre, am jungsten und in kurzverruckten tagen sein die hochgebornen fursten, herren Ludwig, des Heiligen Romischen Reichs erztruchses und churfurst, und Friderich, beide pfalzgraven bey Rein und herzogen in Beyern, gebruder, unsere lieben freunde, oheym, vetter und sweger, vor uns erschienen, anzeigen und erzelen lassen, welichermassen sie sich als die gehorsamen zu diesem Reichs tag getan und in unser etlicher beysein uf sant Jorgen, des heiligen ritters tag [23.4.] dis gegenwirtigen der mynder zal Cristi neunden jars euer keyserlich Mt., iren und unsern allergnedigisten herren, der zeit selbs uf vorgendes ufschurzen und verziehen diemutiglich ersucht, auch inen ire churfurstlichen, furstlichen, darzu ander regalien und lehen, so irer liebden voraltern lang zeit her von dem Heiligen Romischen Reich, euer Mt. vordern und auch euer Mt. selbs getragen, entpfangen und herbracht, nun uf sie komen und gewachsen weren, gnediglich und wie sich gepure zum wenigsten und, wo es ye nit anders sein wolt, zu irem rechten und gerechtigkeiten eins yeden andern unvergriffen zu leihen, auch ir churfurstlichen und ander freiheiten zu bestaten und confirmiren underteniglich und mit dem hohsten vleiss gepeten.

[2.] Und wiewol sie der pilligkeit, dem lehenrechten, darzu des Heiligen Romischen Reichs geprauch und ubung nach sich uf solichs keiner weigerung noch abschlags oder auch eynigs ufzugs, sonder in laut irer getanen bitt zu gescheen genzlich versehen und vertrost hetten, so were dasselb doch nit bescheen und die belehenung, auch /31’/ der freiheiten confirmirung derzeit underlassen, aber von euer ksl. Mt., als der merer teil unser unverborgen und wol wissend, ungeverlich der meynung, das euer Mt. ir bitt und erpieten zu gnedigem gefallen, dieselb auch fur gnugsam achtet und hielt, wurde darzu euer Mt. halben kein irrung han und were solichs zu tun wol willig, aber euer Mt. hette vom anfang bis uf den anstand des vergangen beyerischen kriegs etlichen fursten und stetten verschreibungen, deren inhalt euer Mt. entsunken und nit gruntlichs wissen noch in gedechtnus hette, geben. Und mocht sich in der eyle dem bemelten krieg zugut gedachter zeit etwas vertieft han, deshalb euer Mt., doch inen nit zu ungnaden, zuwider, noch zu einigem verlust, den sachen, bis die fursten und stette, auch andere noch nit bey der hand, zu dem Reichs tag komen oder die iren schicken wurden, ein anstand machen, alsdann auch darin weiter zu handlen bevelhe geben, durch uns, die drey erzbischove und geystlichen churfursten, aus bevelhe euer keyserlichen Mt. antwort gefallen.

[3.] Derohalben sie nun etwo lang und vil zeit erwartet, gemeynt, es solt neben anderm auch befelhe, inen zu leihen, herkomen, die sachen auch ytzt hie gefurdert und zu ende gewachsen sein, als sie dann noch der hoffnung und trostlicher zuversicht weren und aus erzelten und mehr ursachen nit anders sein kunten, euer keyserlich Mt. wurde on das und von ir selbs sich bedenken und /32/ inen nochmals zum furderlichsten die bemelten regalia und lehen leihen, auch ir freiheiten confirmiren und bestetigen. Nichtdestweniger und dieweil sich dasselb aber verweilt und noch zur zeit nyemands, sovil inen wissen, einicher befelhe worden, zukomen noch sich eraigen tet und sich dann, als sie angelangt, etlich der kriegsfursten und -stett darwider legen und umb eur ksl. Mt. zu verhinderung desselbigen arbaiten, also das zu besorgen, solichs aber ufgeschurzt und verzogen, ire regalia, lehen und dergleichen leihungen, auch freihaiten und ander gerechtigkeiten dieser zeit wie unzher unconfirmirt und also mit irem merklichen nachteyl und schaden noch lenger ansteen pleiben mochten, das inen dann nit wenig beswerlich, auch, als das zu nachrede, unrate und verderben kunftiglichen raichent, untreglich, der und ander beweglicheit halben uns sambt und sonder freuntlich gebeten, inen mit unserm rate, hilf und schriften, auch furbitten zu furderung der sachen bey euer keyserlichen Mt. zu erscheinen und zu erspriessen. Und uns uf heut dato desselbigen anbringens und irer vorbescheener bitt erinnert und erneut inhalt herin verwarter schrift [Nr. 316].

[4.] Wiewol wir nun eben wie auch sie in keynen zweifel setzen, euer keyserlich Mt. wisse sich in dem allem dem rechten, der pilligkeit und des Reichs geprauch, auch irer, der bemelten unserer freunde, oheym, vetter und sweger bitt und notturft nach on das wol zu halten und werden sich gegen inen gnediglich beweisen, so haben /32’/ wir inen doch dasselb in ansehen irer verwantnis, siep- und freuntschaft, darzu irer zimlich bitt nit verzeihen noch ablagen konnen oder wollen, euer keyserlich Mt. underteniglichs und hohstes vleiss bittend, ir keyserlich Mt. geruch und wolle inen soliche irer voraltern lehen, wie die uf sie komen und gewachsen, leihen, auch ire freiheiten und herbrachte privilegien confirmiren und besteten, als, wir dann erachten, pillich beschee, auch recht und der geprauch im Heiligen Romischen Reich sey, noch anders, dann das es auch sunst zu viel gutem dienen werde, bey uns finden konnen, besonderlich und zum wenigsten, wie begert, wo es ye nit anders sein mocht, uf den kgl. abscheid zu Collen2 zu irem rechten und gerechtigkeiten, einem yeden des seinen unvergrifflich und on schaden, sie auch dieses unsers schreibens und furbittens geniessen lassen und sich in dem aus angeborner tugent und keyserlicher miltigkeit so gnediglich und gutig erzeigen und beweisen, als unser aller, auch ir vertrauen und hoffnung zu euer ksl. Mt. ist und stet, auch dermassen, das sie, die oft ernenten unser frunde, oheym, vettern und swegern, dieser unser schrift und furbitt wurklicheit dero auch genossen zu haben entpfinden und sich von euer ksl. Mt. des berumen mogen. Das wollen wir sambt inen, auch unsern und iren guten herren und frunden umb /33/ dieselb euer keyserlich Mt., die der Almechtig in langwirigem und gluckseligem regiment gefriste, underteniglich zu verdienen befleissen und ganz willig, auch zu gutem unvergessen sein. Datum sambstags nach corporis Cristi anno Domini etc. nono.

[5.] Euer ksl. Mt. gehorsamen Uriel zu Menz, Jacob zu Trier, erzbischove, Philipps, erwelter und bestetigter zu Collen, Friderich, herzog zu Sachsen etc., churfursten; marggraf Joachim [von Brandenburg], churfursten etc., botschaft; Georg zu Bamberg, Lorenz zu Wurzpurg, bischove; Heinrich, herzog zu Brunswig, der elter; Hartman, administrator zu Fulda; des erzbischofs zu Salzpurg, des bischofs zu Worms, des bischofs zu Eystet, des bischofs zu Speyer, /33’/ des bischofs zu Straßburg, des bischofs zu Costenz, des bischofs zu Augspurg, des bischofs zu Freising, des teutschen meysters, herzog Jorgen von Sachsen, herzog Alexanders von Beyern, herzog Hansen von Beyern, herzog Wilhelms von Gulch und aller anderer fursten, prelaten und graven botschaften, außgenomen die kriegsfursten, stette und derselben verwanten, yetz uf des Reichs versamlung zu Worms.3

Anmerkungen

1
 Die Argumentation in den Punkten 1–3 stimmt zum Teil wörtlich mit Nr. 314 überein.
2
 Spruch Kg. Maximilians vom 1.8.1505 (Druck: Heil, RTA-MR VIII/1, Nr. 414, S. 622–624).
3
 Vgl. zu den weiteren Verhandlungen auf dem Augsburger RT von 1510: Seyboth, RTA-MR XI/1, Nrr. 325327, 526 [Pkt. 5], 532 [Pkt. 2], 551 [Pkt. 1], 553 [Pkt. 1].