Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Hilfeersuchen des Ks. an die Abgesandten der niederösterreichischen Erbländer; [2.] Ausflug des Ks. nach Dillingen, Aufforderung an die Stände zur Beratung über sein Gesuch; [3.] Ersuchen des Ks. an die Stände um einen Ausgleich im Sessionsstreit zwischen den Hgg. von Sachsen und Bayern; [4.] Inhaftierung des Abgesandten Venedigs in Friedberg; [5.] Angebliche Belehnungszusage des Ks. gegenüber Kf. Ludwig von der Pfalz, erwarteter Widerstand Nürnbergs, Bayerns und Württembergs dagegen; [6.] Meinungsverschiedenheit zwischen den Bff. von Würzburg und Bamberg.

Augsburg, 5. März 1510

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 54a-55b, Konz.

Geht davon aus, daß sein durch den Nürnberger Ratsboten Erhard (Goler) übermitteltes Schreiben vom 3. März (Nr. 525) in Nürnberg eingetroffen ist.

[1.] Darin haben euer weisheit vernomen, welcher gestalt sich der reichstag angehaben und das ksl. Mt. in irem wegern der hilf kein namen geben, sunder ein merkliche, dapfere und austregliche hilf wegert. Darauf dann die stend des Reichs ein wedacht genomen etc.

So hat ir Mt. hievor an die osterreichischen potschaften, so hie sind, wegert 5000 zu fus und 1500 zu roß auf 9 monat lang oder aber, wa in das nit gelegen, so sollen sie seiner Mt. 300 000 fl. geben, mit anzeigung, das sein Mt. damit und mit der reichshilf so vil wiß auszurichten, das dem land Ostereich als seiner Mt. erblanden grosser nutz davon entsten soll. Es sind aber die gemelten potschaften ob solchem wegern vast [= sehr] verdrießlich und haben doch darauf ein wedacht genomen. Was aber die antwort an dem ort wirdet, mocht alspald nit offenwar werden, angesehen, das ir Mt. in still und geheim mit in handelt.

[2.] So ist ksl. Mt. auf gester [4.3.10] fru von hin weggeritten. Hat sich durch den von Zorn lassen entschuldigen, das ir Mt. seyend gescheft furgefallen, darumb sie mit dem Bf. von Augspurg gen Dilingen geritten, versech sich auch, dadurch nichtz zu versaumen, dann ir Mt. woll in zweien tagen wider hie sein. Darzu hab ir Mt. schriftlich verfassen lassen ir gemüt, warauf die stend in seiner Mt. abwesen handeln sollen, und doch solche schriftliche verzeichnus mit ir Mt. genomen, die verner zu wesichtigen, woll aber die gemeinen stenden auf das fuderlichst zufertigen, damit in irem abwesen auch nit geseumbt [werde]. Darauf wer auch ksl. Mt. pit und weger, uber die handlung zu sitzen und zu ratschlahen und was also pey gemainen stenden fur nutz und gut angesehen werd, solchs alsdann in schriften seiner Mt. zu uberantwurten.

[3.] Und nachdem sich ein irung von wegen der session zwischen den Ff. von Peyrn und den Ff. von Sachsen hielt, wer irer ksl. Mt. wefelch, erstlich in derselbigen sachen zu handeln und von ydem teil, sein gerechtikeit in schriften zu uberantworten, wegern und alsdan gutlich mitel darauf zwischen in furzuschlahen, wa sie das anders entlich nit vertragen, wie es auf ytzigem reichstag zwischen inen pis auf weiter handlung gehalten soll werden. Und wa aber die parteien keines mitels verfolgen, so solten die Kff. und Ff. ein entliche erkantnus zwischen inen tun.

[4.] [...] Und dann von wegen der Venediger potschaft [Wolfgang Wiener], davon ich zum oftern mal euer weisheit auch anzeigung getan [vgl. Nr. 520 [2.], 521 [3.], 522 [1.]], stet es also, das nichtz von im geret wirdet. Ist aber, als ich wericht pin, gen Fridperg gefurt, und seine knecht sind noch hie, werden aber alle gefenklich enthalten. Was aber mit in gehandelt oder furgenomen wirdet, ist in solcher geheim, das ich pisher nichtz entlichs darin erfaren hab künen.

[5.] So ist des Pfalzgf. halb die red hie, das der pisher disen reichstag nit ersuchen hab wollen, es sag die ksl. Mt. dann seinen Gn., die welehnung hie zu vorstreken, zu. Darin soll sich die ksl. Mt. geleichwol pisher geschpert [haben]. Aber, als mich anlangt, so soll ir Mt. dem Pfalzgf. ytz kurzlich zu komen geschriben und daneben ein verwenung [= Versprechen], sein Gn. zu welehnen, getan haben. Nachdem ich aber weiß, das euer weisheit daran auch nit wenig gelegen, will ich dem brobst Sebaldi [Dr. Erasmus Toppler] solch mein ankomen enteken und daneben den Beirischen, Wirtenbergischen und andern solchs auch zu erkennen geben, des versehens, das angesehen ksl. Mt. ausgangen wegnadung und verschreibung solch welehnung an fleissigen widerstand nit geschehen soll.

[6.] [...] So hat mir mein gn. H. von Eistet alspald angesagt, das sich mein gn. H. von Wirzpurg und er entschlossen haben, kurzlich mit mir in den sachen, davon euer weisheit wissen, weschließlich zu handeln, und dapey doch in geheim zu erkennen geben, das sich ein widerwill zwischen Bamberg und Wirzpurg halt, davon noch pisher wenig leut wissen haben. Darin ste sein Gn. in teglicher arbeit, dieselbigen irrung hinzulegen. Damit erpiet ich mich zu euer weisheit dinsten, den ich mich alzeit gehorschamlich wefelhen tu, ganz willig. Datum zu Augschpurg am eritag nach oculy Ao. etc. decimo.