Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Beginn des Reichstags, Eröffnungsrede des Gf. von Zollern, Verlangen des Ks. nach einer Hilfe gegen Venedig; [2.] Bedenkzeit der Stände bis morgen.

Augsburg, 3. März 1510

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 51b-52a, 53a-54a, Konz.

Geht davon aus, daß sein durch einen Augsburger Boten übermitteltes Schreiben vom 1. März (Nr. 524) in Nürnberg eingetroffen ist.

[1.] [...] Gunstigen, lb. Hh., auf gestern, sambstag [2.3.10], hat sich der reichstag hie angehaben, und nemlich so hat ksl. Mt. Kff., Ff. und all ander stend des Reichs nach mittag auf das rathaus erfodern lassen. Aldo der Gf. [Eitelfriedrich] von Zorn von wegen seiner Mt. geret und erstlich ein danksagung von wegen ksl. Mt. getan allen denen, so zugegen und sich als die gehorschamen erzeigt haben, mit erpietung, das solchs die ksl. Mt. denselbigen allen in gutem nymer woll vergessen [vgl. Nr. 94 [6.]]. Nachfolgend hat er zu erkennen geben, was schaden der Durck etwan lange jar her an der hl. cristenheit und sunderlich, dieweil das Reich in der Teutschen regement sey gewest, getan. Das der ksl. Mt. nit wenig sey zu herzen gangen und albeg ir gemüt, solchs zu strafen, gestanden. Darumb auch ir Mt. vergangens jars auf gehaltem reichstag zu Costniz den stenden des Reichs solchs auch hat lassen anzeigen und daneben ein hilf, die ksl. kron zu erobern, an dieselben wegert, als sie dann die auch erlangt, und darnach im anzug, allein zu erholung dieselbig ksl. kronung deutscher nation zu ern, gewest. Als aber ir Mt. in der Venediger land und gegent komen, sey derselben von gedachten Venedigern widerstand wegegent, etlich der irn erschlagen und sich an solcher tat und verhinderung nit lassen setigen, sunder sein Mt. mit hereskraft uberzogen und derselben stet, schloß und gegent, so zu irer Mt. erblanden gehorig, auch ganz unverwart und wider alle pillikeit abgedrungen und eingenomen. Aus dem wer sein Mt. verursacht, ein condrakt und einigung zu machen mit den allermechtigsten Hh. in der cristenheit und der ganzen welt, das wer nemlich die Bebstlich Hlkt., der Kg. von Frankreich und der Kg. von Aragonia. In solcher einigung auch einem yden puntgenossen wer zugeteilt, was ein yder einemen solt, und nemlich seiner Mt. alles das, so die Venediger lange zeit her dem hl. Reich und auch dem haus Osterreich heten abgenomen, zugeteilt. Nun het ir Mt. alspald nach solcher vereinigung ein reichstag und nemlich den nachsten gen Wurmbs ausgeschriben. Darauf doch sein Mt. aus merklichen und großen ursachen perschonlich nit het erscheinen oder verharren mugen, dann die zeit, das sich ir Mt. in craft der einigung und sich perschonlich hinein in das land het müssen fügen, hat das nit wollen erleiden. Sein Mt. hete sich aber nichtzdestweniger und ganz unzweifenlich versehen, die hilf solt irer Mt. auf gemeltem tag nichtzdestweniger erkant sein worden. Nachdem aber die stend des Reichs seiner Mt. di heten abgelaint, wer solchs seiner Mt. zu merklichem nachteil komen, und die Venediger, als sie solchs gehort, heten ein sterkung und herz darab entpfangen. Das erschin auch an dem, das die Bebstlich Hlkt., der Kg. von Frankreich und der Kg. von Aragonia ein yder het eingenomen alles dasjenig, so im zugeteilt wer. Aber ir Mt. wer an irem teil durch solch ableinung der hilf verhindert, wiewol sie dannoch auf iren eigen kosten den merer teil eingenomen hete etc. Sein Mt. mocht auch den stenden des Reichs geleuplich zusagen, das die drey seiner Mt. buntsverwanten zu einem, zweien und dreien tagen alle drey seiner Mt. auf das hochst lassen zuschreiben, auch durch ir orator und potschaft, so ytz hie in diser stat wern, statlich lassen zusagen, das sie seiner Mt. wolten helfen, es wer mit lieb oder mit ernst, damit ir Mt. derselben zugedeilte stet und land an einichen abgang auch werden müst. Das dann nit ein kleiner trost wer, dann so das geschech und die welschen land wider zum Reich komen, wurd dem hl. Reich vast nutzlich und austreglich sein, dann aus denselben gegenten hete das Reich albegen sein groste nutzung und aufenthaltung gehabt. Und damit auch solch furnemen irer Mt. nit allein als eygennutzig zugemessen werd, so sag sein Mt., das sie anders nit zu iren erblanden weger oder wehalten woll, dann was hie vor alter darzu gehort und alles das, so dem hl. Reich zugehort hab, woll ir Mt. dem Reich zu gut einemen und volgen lassen. Darumb sey der ksl. Mt. freuntlich pit und weger an die Kff., Ff. und alle stend des Reichs, zu fuderung solches loblichen furnemens ein merkliche, dapfere und ausdregliche hilf zu erkennen und mitzuteilen, damit solch loblich furnemen gefudert. Dardurch auch deutscher nazion aufnemen und der ganzen cristenheit er und aufnemen gemert und nachfolgent dester statlicher, wie dan sein Mt. in ganzem willen sey, der zug wider die ungelaubigen verpracht werd. Das woll sein Mt. verdinen, vergleichen und in allen genaden erkenen [vgl. Nr. 95].

[2.] Das ist also ungeferlich die handlung, wiewol in lengern und zirlichern worten, so gester zu einem anfang geschehen. Auf solchs wegern, das gelichwol auf kein wenente sum gesetzt, haben auch die stend des Reichs ein wedacht pis auf morgen, montag [4.3.10], fru genomen. Und was also weiter gehandelt wirdet, wil ich euer weisheit alweg mit dem ersten zu wissen tun. Damit erpeut ich mich zu euer weisheit dinsten, den ich mich alzeit gehorschamlich wefelhen tu, ganz willig. Datum zu Augschpurg am suntag oculy Ao. etc. decimo.