Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Nr. 981 Auszug aus dem Konstanzer Ratsprotokoll

Verhandlungen der kgl. Räte Erasmus Topler und Heinrich Hayden mit dem Rat der Stadt Konstanz über ein Schiedsverfahren im Streit mit Bf. Hugo von Konstanz.

Konstanz, 11./14. August 1507.

Konstanz, StdA, B I, Nr. 25, fol. 236–237 passim.

/236/ [11.8.] Kleiner und Großer Rat: Dr. Doppler und Haiden bringen an des Bf. halb: Des ersten, dz yede party ainen van kgl. Mt. raten erkiesen solt; ob aber dz nit sin mocht, dz man nem H. Hansen van Stadyan; wolten sy lugen bi kgl. Mt., dz der ang[enommen] wurd. Zum andern, das der anlaß recht vergriffen, das die zwen commisary biurtailen geben möchten und kundschaft hören. Zum dritten hab der Bf. und capital ain beschward, dz mit wissen kgl. Mt. sprechen sölten, wurd im Niderland etc. sin, dz man den ardikel hußließ, da find man ander weg. Zum vierden, das ain yeder bi siner besitzung beliben sol; es dien aber in den anlaß nit, dz aber ain rat sich selbs handhab und ain Bf. sich auch. Und dz ainer stat ain schin geben wurd, dz man sy bi irm herkomen handhaben wolt.

Fravel und ainer zu H. Hansen [von Stadion] ist nit von geredt.

Antwurt ains ratz: Illa [die], ain rait wyl H. Wilhalmen Marschalk [von Pappenheim] annemen zu H. Ernsten von Wäldin. Das die comisaryen hir biurtailen geben solten, wyl ain rait nit annem. Was aber Hg. Fridrich [von Sachsen] mitsampt sinen zusazen, es syn byurtailen ader sunst, erkennen ader kuntschaft hören, geb ain rat zu. Darum die comissaryen sollen kain urta[i]l geben. Sy mogen aber gutlich als verhörer darin handeln. Was aber zu der urtail kumpt, sol den rechten richtern zugeschickt werden. Zum dritten wyl ain rait kurz, dz die mit wissen kgl. Mt. gesprochen werd, dann dz erst und ander co[m]promiß ist uf ime gestanden. Zum vierden, wyl dz ain rait in besitz, nutz und genieß yedes rechten unvergriffenlich syn.

/236’/Sy [= Topler und Hayden] sagen, Hg. Fridrich well darin nicht sprechen, der handel syg dann entlich da und biurtailen geben. H. Wilhalm Marschalck mag nit dasin. Da hait man H. Hansen Druchsasen [von Waldburg] fürgeschlagen. Sagen sy, er sicz mit kgl. Mt. rat.

Ain rait wyl, dz mit wissen kgl. Mt. darin gesprochen werd. Conrat Tun oder Gf. Hansen von Werdenberg, Dr. Stürczel und H. Hans Druchsäß, da sol man ainen nemen. Die verhörer söllen kain byurtail geben etc. Denn wie solt man biurtail geben, so man den handel nit uf ain nuws horen solt. Man sol bi der besitzung beliben. [...]

/237/ [14.8.] Kleiner und Großer Rat: Illa, man sol lut des vertrags handeln und ain obmann erwelen, yede party ain furschlag tun, ob man ainandern treff. [...].

Illa, es sol yede partyen, der Bf. III und ain rat III, erkiesen. Dieselbigen sollen ain obmann nemen, und derselbig obman soll mit den VI des vertrags gutlich, ab der handel hingelegt werden möcht, handeln. Ob er aber nit gutlich hingelegt werden mocht, dz sol dann Hg. Fridrich zugeschickt werden; was er dann nit gutlich hinlegt, darin rechtlich sprechen. Und ist man in hoffnung, Hg. Fridrich werd härbracht. Ob er aber nit kem, sol man im die artikel versekretiert zuschicken. Ist also van grossen und klainen raten angenomen.

Nr. 982 Bürgermeister und Rat der Stadt Konstanz an Dr. Heinrich Hayden (kgl. Rat und Erbschenk in Österreich)

Sie haben seinen schriftlichen Ratschlag1 bzgl. des Streits zwischen der Stadt und dem Bf. von Konstanz erhalten und erklären – da sie mit dem Bf. endlich zum Einvernehmen kommen wollen, um weiteren Schaden zu verhüten – nach Beratung im Großen Rat verbindlich ihre Zustimmung. Bitten ihn, sich beim Kg. und beim Bf. mit Nachdruck darum zu bemühen, den Ratschlag anzunehmen. Sie hegen die Erwartung, daß der Kg. sie in Anbetracht ihrer bisher für Kg. und Reich geleisteten Dienste gnädig bedenken wird.

Konstanz, 2. September 1507.

Konstanz, StdA, B II, Nr. 28, fol. 37 (Konz.).

Nr. 983 Bürgermeister und Rat der Stadt Konstanz an Kg. Maximilian

Sie haben den Beschluß des Großen Rates wegen der Beilegung der mit dem Bf. bestehenden Streitigkeiten, über den im Interesse von Kg., Reich und Stadt nicht hinausgegangen werden kann, dem kgl. Rat Dr. Erasmus Topler mit Bitte um Mitteilung an ihn, den Kg., eröffnet. Bitten, sie, die ihr Leben und ihr Eigentum immer für das Hl. Reich und das Haus Österreich eingesetzt haben, bei diesem Beschluß zu belassen, der mit dem bei Regierungsantritt des Bf. geschlossenen Vertrag1 in Einklang steht .

Konstanz, 22. September 1507.

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV (1507), fol. 90–90’ (Or.) = Textvorlage A. Konstanz, StdA, B II, Nr. 28, fol. 40’-41 (Konz.) = B.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor.
1
 Vertrag zwischen Bf. Hugo und der Stadt Konstanz vom 17.2.1498 (Maurer, Konstanz, S. 216; Rublack, Einführung, S. 2).