Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Unterredung Trauttmansdorffs mit Ks. Maximilian, Fortsetzung des Reichstages nach der Abreise des Ks., Anweisung von Zehrungsgeld; [2.] Einspruch beim Ks. gegen die unrechtmäßige Besteuerung von Salzburger Gütern und Einkünften in Kärnten; [3.] Bemühungen um den Erlass oder die Reduzierung einer künftigen Reichshilfe; [4.] Kontaktaufnahme zum Kammergerichtsprokurator Johann Rehlinger; [5.] Verzögerung bei der Bezahlung des Kammerzielers; [6.] Anweisung für die Rückreise Trauttmansdorffs.

Salzburg, LA, GA IV.3, unfol. (Or. m. Siegelrest, sonntag exaudi).

[1.] Leonhart, von Gots gnaden erzbischove zu Salzburg, legat des stuls zu Rom etc.

Ersamer, gelerter, lieber in Got und getreuer. Uns ist von dir ain schreyben1 zuekomen, darin du uns bericht, was du mit ksl. Mt. zu Wormbs auf dem veld von unseren wegen geredt und gehandelt hast und wie die fursten, stend und ir botscheft nach abschid ksl. Mt. verrer zu Wormbs verharren und besliessen sollen etc. Darauf haben wir durch Virgilien Froschlmoser in wechsel auf Augspurg anderthalbhundert gulden reinisch, die dir durch die Fugker zu Wormbs ausgericht werden sollen, zu zerung verordent und den Fugkern geschriben, dir solh gelt aufs furderlichist durch weyteren wechsel gen Wormbs zu verordnen, als uns nit zweyfelt, sy das hiemit tun.

[2.] Wir hetten Georgen Segensmid zu dir gein Wormbs abgefertigt und, wo die ksl. Mt. von Wormbs verrukht ware, derselben irer Mt. furter nachzuvolgen. Versehen wir uns, er hab ksl. Mt. auf dem weeg zu Ulm betreten. Seydmals hat uns unser haubtman und vitztumb zu Fryesach, Balthesar Tanhauser, geschriben, wie [der] landsverweser in Kernten [Veit Welzer] aus ubung der landschaft doselbs unser landgericht und ambt zu Zol [= Zell] und verweser des vitztumbambts, Hans Mansdorfer, unser urbarleut und guter, so wira im landgericht Ortemburg, gein Dornpach und Gmund gehorig, bzu ksl. Mt. handen–b eingenommen haben, aus ursach, daz wir die herrschaft Gmund, auch unser zehent, zol und meut in Kernten in den anslag nicht eingelegt haben, davon mitleydig zu sein. Und vermainen, uns noch mer ambter, leut und guter einzuziehen. Des wir nicht klain von inen befrombd und beswarung tragen. Und haben darauf an gesteren unseren haubtman Hansen von der Albin an ksl. hof abgefertigt und ime bevolhen, wo er ye bey ksl. Mt. solh gwaltig handlung, uns beschehen, abzuschaffen nicht erheben mug, daz er alsdann dir das und aller sachen lauter bericht bey aygem boten furderlich in schrift zu wissen tue, damit du dich von unseren wegen solher des landsverweser in Kernten handlung und zwangs bey den churfursten, fursten und stenden des Reich mugst beclagen, iren rat, furdrung und hilf darin ersuchen.

[3.] Und wo uns ainicherlay reichshilf wurd auferlegt, die von unseren wegen wissest dermassen nicht anzunemen, dieweil wir unser und unsers stifts rent, gult und guter, auch meut und zol etlichermassen entwert sein und noch entwert werden mochten, darauf im Reich uns anslag beschehen. Und haben also in anfang dise unser beswarung an ksl. Mt. langen lassen, wo uns darin wendung beschahe, damit wir die fursten verrer anzulangen vertragen beliben und von ksl. Mt. auf uns nicht unlust lieden, als wolten wir auf dem reichstag irer Mt. furnemen widerwertig sein und darin zuruttung machen. Wo dir dann von unserem haubtman oder doctor Georgen2 geschriben und ir handlung zu wissen tan wird, waist du dich darnach wol zu halten. Ob aber dieweil ansleg auf uns im Reich beschahen, so wisse dannoch solh unser beswarung, doch wider ksl. Mt. nicht in klagweis, sonder zu ringerung desselben anslags zu melden, daz wir die hilf des Reichs nit mugen volstregken von unsers stifts rent und gulten, der wir zum tail entwert sein. Wir haben uns auch bey der landschaft in Kernten erboten, unser rustigung von allen unseren rent und gulten ausserhalb Gmund, daz on mittel in unser landschaft Salzburg gehort, und ausserhalb zehent, zol und meut in Kernten gelegen, zu halten und hilf ze tun. Ist aber nicht angesehen. Der bischof von Bambwerg [!] hat sich, als wir vernemen, von zehenten, zol und meuten in Kernten die rustigung zu halten eingelassen.

[4.] Uns hat doctor Rechlinger von Regenspurg geschriben, wie er gein Wormbs, do das camergericht furter gehalten werden sol, kurzlich verruken werd. Wo er dann daselbshin kumbt, so wellest dich von unseren wegen zu ime melden. Und wo er uns in unseren sachen ainicherlay zu schreyben hiet, das von ime ubernemen.

[5.] Wir haben die hundert gulden reinisch, so zu underhaltung des chamergerichts jungst an uns ervordert worden sein, noch nit ausgericht, damit, wo das chamergericht zu Wormbs furter seinen gang nit haben wurde, sonder erligen, wir die hundert gulden zu bezalenc vertragen sein mochten. Wir haben aber doctoren Rechlinger mit zuegesandtem gwaltbrief bevelh getan, wo der viscal auf die ausgangen ladung3 wider uns auf den peenfal procediren wurde, uns zu verantworten, daz uns der wechsel bisheer verhindert, daz wir fuglich und bewarlich die hundert gulden uber land nicht haben verordnen mugen, und das Rechlinger dieweil furstee und sich nachmals erbeut, von unseren wegen solh hundert gulden auszurichten. Darauf wellest dein vleyssig aufmerken haben, ob das camergericht doselbs gen wurd, dich mit Rechlinger alsdann zu bereden und weeg furzunemen, damit wir des viscal halben nit in schad gelaydt werden. In dem allen wellest guten vleys tun, als uns von dir nit zweyfelt.

[6.] Wo du am widerhaimzug sein wirdest, so wellest on glayt nit zyehen, auch versehen, daz dein auszug in gehaym gehalten werd, damit du in den herbergen nicht ausgespeht und unser widerwertigen, als David Nusdorfer oder ander, nicht ansleg machen noch yemands auf dich schiften4 oder stossen mugen. Dir gnedigen willen zu beweysen sind wir genaigt. Datum Salzburg an sonntag exaudi anno Domini etc. nono.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor.
a
 so wir] Einfügung.
b
–b zu … handen] Einfügung am Rand.
2
 = der ebfl. Kammermeister Dr. Georg Erlbach (Zauner, Chronik IV, S. 267).
c
 zu bezalen] Einfügung am Rand.
3
 Kammergerichtliches Zahlungs- und Zitationsmandat vom 7.12.1508. Vgl. Heil, RTA-MR IX/2, Nr. 949, S. 1336 Anm. 2.
4
 = schäften: unrechtmäßig fordern (Deutsches Rechtswörterbuch XII, Sp. 160).