Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
Nachrichten über die Unterstützung Genuas gegen Frankreich, Überlegungen hinsichtlich einer Unterstützung der Stadt durch Kg. Maximilian.
Rom, 8. April 1507.
Innsbruck, TLA, Maximiliana I/44, Karton 2, Fasz. 1506–1508, fol. 54–55’ (Or. m. 2 Ss., Postverm.: Ir kgl. Mt. zo handen. – Cito, cito.).
Druck (unter Übertragung in das Hochdeutsche): Wolff, Beziehungen, S. 125f.1
[1.] Nach der Abreise des Bf. von Laibach aus Rom entstand hier ain gross geschrey, daß in Genua der Krieg gegen die Franzosen öffentlich erklärt worden sei2; und die Francoesen ziehen hart zo, und were des andern mechtig ist, der slecht den andern ze tode. In Rom werden Truppen für die Stadt angeworben. Das Geld dafür geben die in päpstlichen Diensten stehenden, aus Genua stammenden Sauli.3 Der Papst liefert heimlich Artilleriemunition. Er stellt auch in Civitavecchia Schiffe für die Truppen zur Verfügung.4 Der Kardinal von St. Malo [Guillaume Briçonnet] sagte heute angeblich, daß der frz. Kg. am kommenden Samstag in Aes5 eintreffen und dann nach Mailand kommen werde. Es heißt, er habe 1 200 Lanzenträger und 15 000 Fußsoldaten aus Mailand und Savoyen sowie aus der Auvergne (Avernyen) und dem Languedoc (Langwedoch) bei sich. Dazu kämen noch die von den Eidgenossen gestellten Knechte; man spricht von 6 000 Mann. Über die Größe des Heeres ist der Kg. jedoch sicherlich besser informiert.
[2.] Etliche Kardinäle aus Genua leisten der Stadt ebenfalls heimlich Hilfe, also das mich pedunkt, eß woll ayn seltzemer handel darauß werden. Die frz. Kgin. bleibt in Grenoble (Garnobbell). Auch wenn Genua dem Angriff standhält, wird die Stadt nach der hier herrschenden Meinung doch beträchtlichen Schaden davontragen Die Genueser haben überall die französischen Herrschaftszeichen durch Wappen des röm. Kg. ersetzt.6. Wenn die Italiener (Walen) auf jemand anderen angewiesen sind, so geben sie sich freundlich und untertänig, wenn nicht, sind sie niemandes Freund. Wenn der frz. Kg. sich Genuas, einer Reichsstadt, bemächtigt, ist er der Herr über Italien. Genua hat zur See und auf dem Land eine wichtige Stellung, es ist reich und gut befestigt. Wenn er, der röm. Kg., ihnen hilft und die Stadt sich behauptet, wird er eine wichtige Position in Italien gewinnen und auch den Papst für sich einnehmen.
[3.] Ein einflußreicher Kardinal äußerte ihm gegenüber, wenn der röm. Kg. Genua durch Costantino [Arianiti] mit 2000–3000 Knechten unterstützen würde, könnten diese durch Montferrat und über die Berge ziehen, auf Wegen, die Costantino kenne. Der Kardinal meint, daß der röm. Kg. sich Genuas zweifellos bemächtigen könne. Dann könnten die Franzosen binnen kurzer Zeit mit genuesischer Hilfe auch aus Mailand vertrieben werden. Falls jedoch diese Truppenhilfe nicht möglich sei, müsse man die Franzosen möglichst bald an einer anderen Stelle angreifen. So sollt man ayn getroest folk sehen gegen den Francosen, dan man ist inen so fyand, das ichs nyt schreiben kan.
[4.] Der Papst entsandte etliche Galeeren nach Genua. Auch zieht ein gewisser Gobbo7 der Stadt zu Hilfe. Hier in Rom heißt es, die Franzosen verachten den röm. Kg. und die ganze deutsche Nation. Er selbst zweifelt nicht daran, daß er, der röm. Kg., Vergeltung üben wird, sobald er davon erfährt.8