Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
Nr. 1 Instruktion Kg. Maximilians für Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach, Johann Truchseß Frh. von Waldburg-Zeil, Wolfgang von Zülnhart (Domdechant zu Augsburg), Degen Fuchs von Fuchsberg (kgl. Hauptmann zu Kufstein) und Hans von Landau (kgl. Vogt zu Triberg) als Gesandte zum Schwäbischen Bundestag in Schwäbisch Hall
Die Gesandten sollen mitteilen, daß er beabsichtigt, zum Empfang der Kaiserkrone nach Rom zu ziehen, und dafür bereits konkrete Vorbereitungen trifft. Ihm ist bewußt, daß Venedig und ein Großteil Italiens gegen ihn sind und zur Partei des frz. Kg. gehören. Dieser hat 6000 Schweizer Söldner bestellt; das für sie bestimmte Geld liegt in Lyon (Leon)a bereit. Seine Gegenspieler wollen ihn an seinem Romzug hindern und ihn angreifen, sobald er die Alpen überschreitet.
Da diese Sache nicht nur ihn selbst, sondern ganz Deutschland (gmaine teusche land) betrifft, bittet er um eine verbindliche Zusage über eine Bundeshilfe, um gemeinsam mit den erbländischen Truppen einen eventuellen Angriff der Eidgenossen zurückschlagen und den Romzug durchführen zu können. Er wird daraufhin Leute anwerben und seine Partei in Italien vorbereiten, damit er stark genug ist, um den Romzug ungeachtet des frz. Kg. sicher durchführen zu können. Er wird sich nicht länger als acht Tage in Rom aufhalten und ihnen dann mit allen seinen Truppen zu Hilfe kommen. Die Räte sollen dieses Anliegen mit allem Nachdruck vertreten und über die Antwort des Bundes unverzüglich berichten.
Knittelfeld, 13. Oktober 1506.
Bamberg, StA, C 3, Nr. 625, fol. 75–75’ (Kop. mit imit. Verm. amdrp. und Gegenz. J. Renner) = Textvorlage A. München, HStA, KÄA 2017, fol. 340–340’ (Kop.) = B. Augsburg, StdA, Lit. 1505–1507, Fasz. [14] Schwäbischer Bund (Jan.-Okt. 1506), unfol. (Kop. mit imit. Verm. amdrp.) = C. Stuttgart, HStA, H 53, Bü. 88, unfol. (Kop., Provenienz Esslingen). Stuttgart, HStA, J 9, Bd. 25, Stück-Nr. 42 (Kop. mit imit. Verm. amdrp., Provenienz Ulm).
Druck: Klüpfel, Urkunden I, S. 553f. = D.
Nr. 2 Weisung Kg. Maximilians an Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach, Johann Truchseß Frh. von Waldburg-Zeil, Wolfgang von Zülnhart, Degen Fuchs von Fuchsberg und Hans von Landau
Der Schwäbische Bund hat früher auf ähnliche Anliegen, wie in der ihnen jüngst übersandten Instruktion [Nr. 1] und Kredenz formuliert, die Einberufung der Reichsstände und Forderung nach einer Reichshilfe empfohlen.1 Sie sollen ggf. erklären, daß er sich mit einem solchen Bescheid nicht zufriedengeben werde, da er sich auf sie als Bundesgenossen in besonderer Weise verlasse, zumal im Falle einer Hilfszusage des Bundes auch andere Freunde und Angehörige des Reiches Hilfe leisten würden. Darzu wollen wir nichtsdestmynder auf unserm Reichs tag, den wir ytzt, als wir inen vormals zu erkennen geben lassen, in kurz ausschreiben werden, mit den stenden des Reichs in solichem auch handeln, der unzweivelichen zuversicht, so sie uns ytzt hyerin zusagen ton, alsdann bey denselben stenden dest bass und fruchtbar unsern willen auch zu erlangen. Die Bundesstände sollen die Sache reiflich erwägen, er wird sich erkenntlich erzeigen.
[PS] Falls er auf die Reichsstände warten müßte, wäre er gezwungen, seine Truppen zu entlassen, und das bisher für deren Unterhalt ausgegebene Geld wäre verschwendet.
Zeiring, 14. Oktober 1506.
Bamberg, StA, C 3, Nr. 625, fol. 74–74’ (Kop. mit imit. Verm. amdrp. und Gegenz. J. Renner) = Textvorlage A. München, HStA, KÄA 2017, fol. 340’-341 (Kop.) = B. Augsburg, StdA, Lit. 1505–1507, Fasz. [14] Schwäbischer Bund (Jan.-Okt. 1506), unfol. (Kop. mit imit. Verm. amdrp.) = C. Stuttgart, HStA, H 53, Bü. 88, unfol. (Kop., Provenienz Esslingen). Stuttgart, HStA, J 9, Bd. 25, Stück-Nr. 42 (Kop., Provenienz Ulm).
Druck: Klüpfel, Urkunden I, S. 554f.; Datt, De pace publica, S. 562–567.
Nr. 3 Antwort des Schwäbischen Bundes an die kgl. Gesandten
Der röm. Kg. bat durch seine Gesandten gemäß kgl. Instruktion und Schreiben [Nrr. 1f.] um Rat und Hilfe für seinen Romzug zur Erlangung der Kaiserkrone. Die Bundesversammlung gab nach Beratung folgende Antwort: Sie haben auf den Bundestagen in Ulm1 und Donauwörth2 (Weerd) wie auch jetzt hier in Schwäbisch Hall die Absicht des Kg. zum Romzug vernommen und sind erfreut, daß der Kg. zur Ehre und zum Nutzen seiner selbst wie des Hl. Reiches die Kaiserkrone erlangen will. Der Kg. hat in Ulm und Donauwörth darum gebeten, Vorkehrungen für den Fall eines Angriffes auf die kgl. Erblande, Angehörige des Bundes oder das Reich während seiner Abwesenheit zu treffen. Die damals gegebene wohlerwogene Antwort der Versammlung weiß man jetzt nicht zu verbessern. Da es sich um eine Angelegenheit des ganzen Reiches handelt, lautet ihr Rat, daß negative Konsequenzen und Beschwerden am besten vermieden werden könnten, wenn der Kg. seine Absicht zum Romzug den Reichsständen bekanntgeben und einen RT einberufen würde. Dort könnte über Maßnahmen für die Dauer seiner Abwesenheit beraten werden. Sie sind zuversichtlich, daß die Reichsstände dem Kg. bei seinem löblichen Unternehmen Hilfe leisten werden, wie auch die Bundesstände zur Ehre und zum Nutzen des Kg. das Ihre dazu beitragen wollen. Der RT kann mit Hinblick auf den Romzug wirkungsvoller und mit weitaus abschreckenderer Wirkung auf die Reichsfeinde agieren als der Schwäbische Bund allein. Der Bund ist zu schwach, um auf sich gestellt tätig zu werden, besonders wenn es sich um so mächtige Länder handelt, wie sie in der kgl. Instruktion genannt werden. Der Kg. ist über die gegenseitigen Bündnispflichten informiert. Die Versammlung ist nicht befugt, daran etwas zu ändern. Falls die kgl. Erblande angegriffen werden, wird der Bund zweifellos gemäß seiner Satzung Hilfe leisten, wie dies bereits in Ulm erklärt wurde. Bitten den Kg., diese Antwort zu akzeptieren.
Die kgl. Gesandten gaben sich mit dieser schriftlich übergebenen Antwort der Bundesversammlung nicht zufrieden und wiesen darauf hin, daß die Empfehlung zur Veranstaltung eines RT schon früher gegeben worden sei, der Kg. sich jedoch damit unter Hinweis auf sein besonderes Verhältnis zum Bund nicht habe begnügen wollen. Man solle ohne weiteren Verzug eine konkrete Bundeshilfe für den Fall eines Angriffes auf die kgl. Erblande oder einen Bundesangehörigen beschließen und die Hauptleute verpflichten, damit die bundsverwandten nit ubereylt werden, als im Schweizer krieg beschehen sey etc.3
Nach erneuter Beratung beließ es die Bundesversammlung bei ihrer vorherigen Antwort und erklärte, daß der Kg. davon mehr Nutzen haben werde, als wenn jetzt gemäß dem Antrag der kgl. Gesandten weiterverhandelt würde. Diese wurden gebeten, die Entscheidung des Bundes dem Kg. mitzuteilen.
Schwäbisch Hall, 16. Oktober 1506 (auf Galli).
Augsburg, StdA, Lit. 1505–1507, Fasz. [14] Schwäbischer Bund (Jan.-Okt. 1506), unfol. (Kop., Dorsalverm.: Bunds-Abschid des tags zu Hall auf Galli Ao. etc. VItoKs. Maximiliani begerter hülf halben.) = Textvorlage A. Stuttgart, HStA, H 53, Bü. 88, unfol. (Kop., Provenienz Esslingen) = B. Stuttgart, HStA, J 9, Bd. 25, Stück-Nr. 42 (Kop., Provenienz Ulm) = C.
Nr. 4 Entwurf/Memorial Kg. Maximilians für das RT-Ausschreiben
[1.] Beschluß des Kölner RT 1505 über eine Reichshilfe gegen Ungarn, Kriegsvorbereitungen Kg. Maximilians, vergebliche Bemühungen um eine diplomatische Sicherung der habsburgischen Erbansprüche, Eröffnung des Ungarnfeldzugs; [2.] Bruch des Hagenauer Vertrags von 1505 durch Kg. Ludwig von Frankreich, Frankreich als Verbündeter Hg. Karls von Geldern im Krieg gegen das Haus Habsburg; [3.] Verhandlungen französischer Gesandter mit Kg. Maximilian über eine Fortsetzung des Bündnisses; [4.] Notwendigkeit zu Beratungen über das weitere Vorgehen gegenüber Frankreich angesichts des Widerstands Kg. Ludwigs und seiner italienischen Verbündeten gegen den Romzug Kg. Maximilians; [5.] Zusammenarbeit Venedigs und Frankreichs gegen Kg. Maximilian, Ablehnung eines gewaltsamen Romzuges Kg. Maximilians durch Papst Julius II.; [6.] Sperrung des Weges nach Rom durch Venedig, militärische Vorbereitungen Kg. Maximilians für den Romzug; [7.] Zug Papst Julius’ II. gegen Bologna, Verhandlungen einer Gesandtschaft Kg. Maximilians in der Stadt; [8.] Reise Kg. Ferdinands von Spanien nach Neapel, dessen Widerstand gegen die habsburgischen Ansprüche auf Neapel und Kastilien, dessen Agitation und Vorkehrungen gegen den geplanten Romzug Kg. Maximilians; [9.] Maßnahmen Kg. Ludwigs von Frankreich gegen den geplanten Romzug Kg. Maximilians; [10.] Agitation Frankreichs in Ungarn gegen Kg. Maximilian; [11.] Bemühungen Kg. Maximilians um die Durchführung des Romzugs; [12.] geringe Erfolgsaussichten für einen Romzug infolge des Todes Kg. Philipps von Kastilien; [13.] Aufforderung zur Teilnahme am Konstanzer RT; [14.] Notavermerk bezüglich der Notwendigkeit von Beratungen des RT über das weitere Vorgehen gegenüber Frankreich; [15.] Scheitern der bisherigen Verhandlungen mit den Eidgenossen; [16.] Wunsch nach Einsatz des St. Georgs-Ritterordens auf einem Kreuzzug gegen die Türken; [17.] Reise Kgin. Maria Biancas nach Konstanz.
s.l., s.d., jedoch vor dem 27. Oktober 1506.1
Wien, HHStA, Maximiliana 46, Fasz. XIV, fol. 11–20’ (eh. Konz.) = Textvorlage A.
[1.] /11/ Unserem abschaed nach, so wier zu Coll myt dier und anderen unseren und des Hl. Reichs stenden getan haben, nemlich das dyselben stend uns ain klaene anzala volks IIII kotembreb uns dyselben zu bezalen2, etlichen ungrischen ierer pass, unkristenlichs furnemen, so sy wider uns und das Hl. Reich, deutsche nacion, auch darneben gegen ieren aygn heren und Kg. und ier selbs eer und wolfart, nachdem und dy wider die Turken grenizen, dy sy so hochlich verhert und pekriegt haben in vergangen zeiten und noch teglich solchs gebartend seyen, so haben wier uns zer stund gefuegt in unsere nidre Fmm. undc land des haus Osterreich und da unßer kriegsvolk van denselben land, auchd etlich unßer ohaimen, Kff. und Ff., dy wier myt uns gepracht, herab myt ainem merklichen zuelauf der lanczknecht auf etbavil tausent, paede zu ross und zu fuess, versamblt haben nachainander. Doch am ersten /11’/ santen wier Gf. Niclasen van Salm und den H. [Bartholomäus] van Pernek myt ainer clainer anzal zu ros und zu fues, auch veldgeschucz an dy grenizen des Kgr. Ungern und darauf durch schryft, do dyselben ungrischen zu Ofen versamlt warden, schraeb wier inen, das sy sich selbs wolten, auch ieren Kg. und uns, auch deutsche nazion pass pedenken und ier er, gluk, auch beyter ier aed, prief und sigl [halten], dy by aller belt offenbar waeren3, als wier solchs alles deiner L. und andern van des Hl. Reichs stenden, wie obstet, zu Kolen versamlt, solcher ier unpillich, unnaturlich furnemen und widerspennikait auf das lengst erclert haben4, dardurch wier jecz zumal weyter darvan umb kurze wegen nicht noch aynest meldung und auf dyzmal tuen wellen. Und also dyselben unglaubhaftigen Ungern ersuecht myt guetigen, mylden und gotlichen anzaigen, sy zu pebegen, solchs ier auch obangezaegt furnemen abzustellen und uns, ieren Kg., inen selbst, auch der ganzen cristenhait er und wolfart darin zu petrachten. /12/ Des sy aber aus ierem groben, unverstendigen ubermuet uns solchs abgeslagen haben und darauf dy ganz macht pey dem pluetigen sbert wider uns versamblt. Dardurch wier pebegt sein geborden, auch in rat aller der unseren gefunden, sy myt aller macht personlich zu uberziechen, doch der armen, onschuldigen leut zu verschonen, sunder auf den streyt zu ziehen, ob der almechtig Gott sy umb solche mystaten mit dem sbert des streyts zu strafen auf dyzmal zueschyken wolt. Also dem abermals nach haben wier personlich all unßer berhaftig volk und macht in das veld mytsambt haupt- und streytgeschucz im veld pey der Eysenstat und nemlich das haubtgeschucz auf wasser und land nach noturft dannen gerycht. Und haben erfodert zu aller ersten ain stat von Odenbourg, dy dan dy greniz helt gegen Osterreich und anfanks unsers lands Steyr, ut reliqua alias.
[2.] /12’/ Dyweyl wier nun am hertisten in veld wider dy Ungern in kriegshendlen stuenden, kam uns ware potschaft und anzaigen, das der Kg. van Frankrich dy rachtigung zu Hagenau5, in peybesene etbavil Kgg.6 und kuniklicher potschaften7, auch in pebeysen [!] zbayer pabstlicher legaten8, Kff.9, Ff., ander stend des Hl. Reichs in ainer gar merklichen anzal [geschlossen], zerprochen hett und H. Karlen von Egmont, der sich nent Hg. zu Geldern, pebegt, auch sein er, ayd, prief und sigl zu prechen10, im darum und darauf ain merklich anzal gelts gegeben und also in pebegt, umb daselb gelt volk aufzunemen, uns als röm. Kg., unseren sun als unseren und des Hl. Reichs pelehenden F.11 solch land in abesyn unser paeder als Hgg. zu Geldern mit gebolt abzudringen. Hat im auch darnach IIIIC kurisser und XVC franzosysch fuesknecht pey Rueprechten von Arenberg zuegesant, alles auf des Franzosen kost, solch /13/ land van dem Hl. Reich zu dringen und ain unerliche, ungegrunte paerson, dem Hl. Reich und deutscher nacion, auch zu schaden der loblichen heuser Osterreich und Burgundy in solche Fm. der cron zu Frankrich anhen[g]ig und dem Hl. Reich nachtaelig zu machen und zu pebegen.12
[3.] Und hat doch der pemelt Kg. van Frankrich zu uns und etlichen Kff. und andern stenden des Hl. Reichs13 ierf potschaft [geschickt] und inen anzaegen lassen, das er allaen den heyrat etc. zerprechen well und sunst wider kgl. Mt. nichts furnemen – das abermals erticht ist gebest. Und dy franzosisch potschaft, so pey uns gebest ist, ser hochlich verbundert hat dy unpestendikait ieres Kg., so er also myt Geldern wider uns, unseren sun und das ganz Hl. Reich gehandlt hat und er inen doch uns zu sagen uber dy heyrat vil guets und liebs pevolhen het. Darauf wier sy dan auf ier werbung kain antbort geben haben wellen, in ansehen, das wier wol gruntlich pericht haben, /13’/ das der tractat, zu Hagenau gemacht, von herzen der Franzosen mainung nie gebest, uns solchen zu halten, dan allain darmit dy investitur zu Mailand zu erlangen.
[4.] Nun ist uns van noten, angesehen, wie er so in grosser macht und ansehen in der ganzen kristenheyt ist, das wier im auf solch sein furnemen mit antbort und beyslicher widerstrebung kierzlich gefast werden, das uns den unzimlich zu tuen sein wil, noch solchs in niemanz rat uns in solchem zu raten fueg sein wyl, was wier dem oftgemelten Kg. zu Frankrich fur ain antbort geben oder was und wievil widerstand wier im in solchem tuen sullen. Dann wier ganz glaublich pericht, das der bemelt Kg. und dy sein, dy in darauf heczen – seiner person geben wier nicht so hoch schuld, nachdem dy myt alter und groser plodykait peladen ist –, uns in Italia, ob uns dy Venediger durchlassen wolten, des sy /14/ doch noch auf den heutigen tag im sinn nicht haben, das er uns an dem grossen wasserstram, genant der Phad [= Po], hinderziehen wyl und am urfar slahen wil. Er hat sein gelt erlegt hinder dy Sbeinzer, darauf peborben und pestelt in grosser gehaim.
Wier wurden auch peraubt der scheff, nachdem dyselben auch alle in der franzosi[s]chen parthey in Italia handen sein.
[5.] Aber dy Venediger haben uns je und je, dyweyl wier mit dem ungrischen aufruer und vechhandel peladen sein gebest, uns alle dienstperkait zu pebeisen /14’/ angepoten, nemlich zu unserem romzug, auch statigs ieren orator bey uns gehabt und uns teglichs underrichten lassen, wie sy so gross fraloken und pegird ab unsern romzug hieten, und uns alzeit gefragt, ban wier solhen romzug tuen wurden, auch umb all gelegenhait unsers wesen und veldzugs wider dy Ungern.14 Was also dy bemelten Venediger van uns erlernt, auch van den ungrischen hendl erkent, haben sy solchs dem Kg. in Frankrich alles verkunt, der dan in Italia sein haimlich, treffenlich pot[schaft] an allen verzug gesant wider uns hat.
/15/ Dy bemelten Venediger haben auch, sopald sy gesehen heben, das Unger getan, sich mit Frankrich pesprochen, desgeleichen der pabst, der dan lange zeit in Frankrich den Kgg. von Frankrich gedient hat vor der zeit, als er pabst ist geborden.15 Haben sich mit dem Kg. von Frankrich pesprochen und machen ain mechtigs heer wider uns, uns nicht durchzelassen oder am Phad am herwiderziehen uns zu slahen oder pelauern etc. Desgeleichen der pabst hat uns empoten, er mug nyt leyden, das wier mit kainem kriegsvolk zu im komen, dan jetz waer Italia in rue; wurden wier mit kriegsvolk kumen, so wurden wier widerumb partey in Italia machen, das im nicht lieb waer.16
[6.] /15’/ Dy Venediger, dy dan all paess und wasserstroem pys an Mayland inen haben myt lantweren, steten, auch dryvaltigen schiffreichen wasser, jecz hie gegen uns, alspald sy vernummen haben unsern durchzug van Ungern gen Rom, haben sy all ier macht zu ros und fuess, merder dan sy in langer zeit versamblt haben, uns under augen an alle ier paess und grenizen gelegt.17 Als wier das gesehen haben, haben wier unßer volk am ersten zbyfach getailt, zu bissen den merer tael der lanczknecht und al oberlendisch geraysig zu varzug und wier myt unser lantschaft der obern und nideren Fmm. und landen in person darnach auch gericht, denen zu volgen.
[7.] Es hat sich auch darauf der pabst mit seinem kriegsvolk aus pebegnes18 der Franzosen van Rom /16/ erhebt, uns under augen gezogen, sich pey Bulony myt den Franzosen und Maylandischen [vereint], ain veld zu machen. Und hat verrer uns lassen underrichten, das solcher zug und versamblung nicht wider uns sey, sunder wider dy Boloneser.19 Dyselben Boloneser haben nye bellen den Franzosen gehorsam oder zu billen sein, sunder wier haben kain hochern trost in Italia gehabt dan dyselb stat; und haben also auch unßer potschaft voran zu in gesant, da zu erlernen, was ier mainung sey myt dem pabst und Franzosen. Darauf haben sy sich merken lassen, sy seind vertragen myt den Franzosen, und gepeten, das unser potschaft aus ier stat ziehen welle.20 Den wier denen dan verrer zu handlen an ander ende pevelch hiemit getan haben, wiewol wier an solchem beytern pevelch noch benig hoffnung haben.
[8.] Der Kg. van Arogony ist auf dem maer myt etbavyl M manen, darunder etbavil geraisig, sich zu fuegen gen Napls zu /16’/ anderem sein kriegsvolk, das gegen dy gerechtikait, so weylentg unßer sun, Kg. Ph[ilipp]s, und sein gemachl haben, dy zu entziehen, mytsambt anderen anslegen im Kgr. van Kastily, Leon und Granaten. Darum und darauf dan er sich myt seinen erbfeint vertragen und verpunden het den Franzosen, auch des Kg. van Frankrich h–muem darauf zu ainem gemachel– genommen.
Wier wissen auch, das er sich understen wyl, auch durch raezung der Franzosen, hat auch solchs dem pabst zugeschriben in gehaim des, das der pabst mytnichte welle vergunen, das wier myt kainer macht21. Er hat auch verpoten seinem gross haubtman van Napls, Consalven Ferdinanden, wiewol er uns scheff zuegesagt und wier di unsern, dy wier in zbayen unseren karnerischeni porten haben, aber hat Kg. Arogony alles arrestiert und verpoten, dardurch unsere scheff zu benig haben, auf maer auch nyt kunen kumen [nach] Rom.
[9.] /17/ Item der Kg. van Frankrich, alspald er gehort und vernommen hat aigentlich, das wier mit den Ungern vertragen gebesen sein und haben das hauptj kert gegen Rom und nemlich Italia myt unserem kriegs[volk], paeden zu ross und fuess, auch unserem haubt- und veldgeschucz, da hat er noch ain grossen rat und darauf ain seer gehaimen gehalten. Und ist im durch payd raet geraten geborden, nachdem und er uns myt seiner tachter heyrat uns petrogen hettk, auch myt dem land van Gellern in offen vechd und krieg wider uns, das Hl. Reich, auch unseren obgemelten beylentl unseren sun gehandlt so offenbaer hiet und dardurch den tractat zbyschen unßer dreyer zu Hagenau zerprochen, das er uns umb nichte welle lassen unseren fuess in Italia setzen, noch dardurch uns lassen dy kayserlich cron entfahen. Das er dan also denselben raeten, uns in allem zu biderstreben, zu volgen zuegesagt hat. Und ist derselbig ratslag /17’/ also, als wier solchs gar gleublich und maer dann aens verstanden haben, das dy bemelten Franzosen practiciert haben myt allen Italianyschen, wie dan solchs zuvor bemelt ist, das sy uns wellen all ier paess oder clausen und wasserstrem speren, wo wier myt gebalt und [!] ziehen wolten; wo wier aber myt ainer geringen macht ziehen wolten, dass sy dan zu solchem, als sy teglichs tuen und darzu raten und furdern wellen, so hab er gelt erlegtm umb VIM Sbeinzer, auch sein ordinanz in Mayland gesterkt, also das er und sy uns liederlich mitsambt den unseren zu ieren willen pringen mochten und uns dy wasserstrem und paess oder dy strassen verzugen und mit uns handeln, wie sy layder myt unßerm sbager, Hg. zu Maylant, getan habenn.22
[10.] Es hat auch der obgemelt Kg. van Frankrich sein potschaft pey den Ungern gehabt; o–und ist dy potschaft durch der Venediger land gen Krabaten kumen und van dan gen Ungern–, den Kg. und Kgin. wider uns zu pebegen. Also haben sy dy Kgin. tod /18/ gefunden und den Kg. traurig und doch standhaftig gegen uns gefunden23, aber dy gemain Ungern ganz pas. Und sagen ierp obrysten, sy bellens nicht uns halten dy rachtigung24 wie dy vorig zu Prespurg25, dann sy sind mit dem sberd darzue drungen. Doch wiewol wier aus dem land ziehen, so haben wier solche rustigung hiemyt in unßer erbland aufgestelt, das wier hoffen zu Gott, das sy ieres posens willens ain tael vallen lassen werden.
[11.] Wier haben uns auch wellen erheben aufq r–Italia und nemlich gegen dem maer, do wier dann nicht maer dann vier tagrais van unsern erbland ainem, genant der Carst, an unßer das Fm. Crain gelegen–, jecz im fuestapfen, zu versuechen ander waeg, damyt wier heten den pabst mugen gebringen auf unßer seit, darzue wier doch claene hoffnung haben gehabt.
[12.] Und varaus nun zumal so haben wier gar kain hofnung noch trost, dy ksl. cron zu erlangen, nachdem der almechtig Gott in kurz verschinen /18’/ tagen unseren ainigen liebsten etc. van dyser welt zu im ervodert, daruber dan dy Franzosen in ierem posen will wider unss, das Hl. Reich deutscher unßer26 welhischen nacion erfreut und gesterkt, myt allen denen obgemelten und noch vil maer anderen, dy den Francosen wider uns und auch wider al, dy uns zuestend.
Aber wier haben nochtand pedacht, das wier darum uns den Franzosen myt ieren anhang nicht verzbeyflt uns ergeben, sunder myt unserem leib und guet27.
[13.] /19/ Darum und darauf, so pegeren wier an dein L.t–mit sunderem fleiss pevelhend aus röm. kgl. mach[t]–, du bellest dich fuegen auf den jecz unseren kgl. reichstag gen Kostnyz; wo du aber mit merklicher ursach deiner person halb nicht kumen kunst, dy deynen auf denselben tag myt volmaechtigem gebalt sendest.
[14.] Nota, da zu peraten dy franzosisch antbort van frid van Hagenau, abermals mych und das Röm. Reich myt gueten, suessen worten zu verfueren. Doch man mues ja sprechen, das er kayser peleyb, darfur er sich auf disen tag helt, oder aber er burd sich understen, mit gebalt dy Sbeinzer, als er und al sein partei geslossen haben, in dy Deutschen heczen myt gelt, geraysigen, fuesknechten van Delfinat myt IIIIM Gaskuner mit stechlin pogen, auch sein haubtgeschucz van Lion.
[15.] /19’/ Wier weren myt unsers haus Osterrich guet, als vyl wier muegen, es hylft aber als nich, wie beylentu unser sun myt unseren Kgrr. und erblanden, haben inen gepoten, maer zu tuen, jecz ain jar practiciert28, den in der Kg. van Frankrich tuet. Hylft als nicht, sy sind noch auf dyse stund van Gott und gegen der belt. Sy wellen je das Hl. Röm. Reich zerstoren van gelts waegen. Unßer v–und unßer sunen– ansprug als Ehgg. zu Osterreich haben wier inen auch darneben angepoten zu verzeihen, hilft als nicht. Dan der pas29 helt sy auch noch darmyt an seiner keten. Sy haben an dyselb keten myt golt und gelt der Franzosen. Dy von Mulhausen, alias reichsstat, so30 haben unßer gelt und guet von uns versmecht.
/20/31 Sy arbayten teglichs, noch zu kaufen zbo richstetw. x–Stet an euch– auf dysen reichstag, das zu verhueten, dan gotlichait, weystum, noch unßer gelt noch guet hylft nycht. Dan der Franzos ist uns zu uberbegen. Wier hoffen abery–mals zu Gott–, solchs werd mugen auf disem reichstag mit gueten gluk und schiyklikait gebert werden. Wier hoffen auch, dyselben stet in mitler zeit aufzuhalten.
[16.] Hoc in latino: z–Cur imperator promotor societatis sancti Georgii contra infideles hoc modo interpretare–? Hoc hely hely laba sabatany32 perfeci pro corona imperiali, quia nunc non habeo vivere nisi de spe et contra Turcos. Hoc, quod potui quoad imperium, modo laboro societatem sancti Georgii, ut ab infidelibus passionem capiam, qui non volo cum malis modernys cristianys confessor mory, quia modo aa–in praesenti seculo in hac tali futura morte– verecundor, quantum plus in alio eterno seculo.
[17.] /20’/ Wier schyken dy Kgin. voran hin, des Reichs stend zu versameln, und hoffen, zu ende deselben tags personlich zu sein.33
Nr. 5 RT-Ausschreiben Kg. Maximilians
[1.] Schilderung des Ungarnfeldzugs Kg. Maximilians; [2.] Bruch des Vertrags von Hagenau durch Kg. Ludwig von Frankreich, Aufhebung des Heiratsvertrags zwischen Hg. Karl von Burgund und Prinzessin Claudia von Frankreich, Annullierung der Belehnung Kg. Ludwigs mit dem Hm. Mailand; [3.] Notwendigkeit der Beratung mit den Reichsständen über das weitere Vorgehen gegen Frankreich; Widerstand Frankreichs, Venedigs und des Papstes gegen den geplanten Romzug Kg. Maximilians; [4.] Bemühungen Kg. Maximilians um die Erlaubnis Venedigs für den Durchzug seiner Truppen; ablehnende Haltung Mgf. Francescos von Mantua zum Romzug; Bekenntnis Bolognas zu Frankreich; Maßnahmen Kg. Ferdinands von Spanien zur Sicherung Neapels gegen Ansprüche Habsburgs und zur Verhinderung des Romzugs; [5.] Intrigen Kg. Ludwigs von Frankreich zur Verhinderung des Romzugs; [6.] Vorbereitungen Kg. Maximilians zu dessen Durchführung, Tod seines Sohnes Kg. Philipp von Kastilien; [7.] Absichten Kg. Ludwigs von Frankreich zum Angriff auf die burgundischen Erblande, feindselige Absichten Kg. Ferdinands von Spanien gegen das Haus Habsburg; [8.] Einberufung des Konstanzer RT zum 2. Februar 1507 zu Beratungen der Stände mit Bevollmächtigten Kg. Maximilians über das weitere Vorgehen gegen Frankreich, über die Durchführung des Romzugs zur Erlangung der Kaiserwürde und über die Belehnung Kg. Ludwigs von Frankreich mit dem Hm. Mailand; Anwesenheit Kgin. Bianca Marias in Konstanz; Inaussichtstellung eines späteren Eintreffens Kg. Maximilians auf dem RT; Unumgänglichkeit eines RT; [9.] Verwendung der kgl. und Reichstruppen zum Nutzen des Reiches; [10.] Datum; [11.] Verschiebung des RT auf den 7. März; bevorstehende Wiedereröffnung des Reichskammergerichts in Regensburg.
Zeiring, 27. Oktober 1506.1
I. Drucke I (jeweils Or., Zierinitiale W mit Blattwerk, handschriftl. Adresse und Anhang, Verm. amdrp., Gegenz. Serntein): Augsburg, StdA, Lit. 1505–1507, Fasz. [10] Kaiser (Jan.-Okt. 1506), unfol. (Adresse: Bürgermeister und Rat der Stadt Augsburg) = Textvorlage A2. Frankfurt, ISG, Kaiserschreiben 1372 (m. S., Adresse: Bürgermeister und Rat der Stadt Frankfurt)3. Köln, HAStd, K+R 32/14, fol. 8 (m. S., Adresse: Bürgermeister und Rat der Stadt Köln). Basel, StA, Deutschland B 2,III, fol. 127 (m. S., Adresse: Bürgermeister und Rat der Stadt Basel). Straßburg, AV, AA 1385, Stück-Nr. 42 (Adresse: Ammeister und Rat der Stadt Straßburg; präs. 23.1.1507 (septima post Agnetis)).
II. Drucke II (ab Zeile 4 der Vorlage identisch mit Drucke I; jeweils Or., Zierinitiale W mit Blattwerk, handschriftl. Adresse und Anhang, Verm. amdrp., Gegenz. Serntein): Esslingen, StdA, F 283 Reichstagsakten: Konstanz 1507, unfol. (Siegelrest, Adresse: Bürgermeister und Rat der Stadt Esslingen) = B. Augsburg, StA, Reichsstadt Nördlingen, Mü. Best. Lit. 28, unfol. (Adresse: Bürgermeister und Rat der Stadt Nördlingen). Nordhausen, StdA, 1 D, Nr. 17a (Siegelrest, Adresse: Bürgermeister und Rat der Stadt Nordhausen). Hannover, HStA, Celle Or. 100/Stadt Lüneburg, Stück-Nr. 42 (Adresse: Bürgermeister und Rat der Stadt Lüneburg).
III. Drucke III (Or. m. S., Zierinitiale W mit Blattwerk, handschriftl. Adresse und Anhang, Verm. amdrp., Gegenz. Serntein; ab Zeile 5 der Vorlage bis zur Schlußpassage „Unnd ermanen“ abgesehen von der Anrede identisch mit I und II): Düsseldorf, HStA, Reichsabtei Werden XIa, Nr. 41, fol. 9/10 (Adresse: Abt N. [= Antonius Grimholt] zu Werden/Westfalen) = C.
IV. Drucke IV: München, HStA, KÄA 3136, fol. 264 (beschädigtes Or., Zierinitiale W mit Blattwerk, handschriftl. Anhang, Verm. amdrp., Gegenz. Serntein, handschriftl. inserierte Adresse: Hgg. Albrecht und Wolfgang von Bayern) = D.
V. Drucke V (jeweils Or., Zierinitiale W mit Blattwerk, handschriftl. Adresse und Anhang, Verm. amdrp., Gegenz. Serntein): Wiesbaden, HStA, Abt. 171, R 423, fol. 32–32’ (m. S., Adresse: Gf. Johann von Nassau, Vianden und Diez; präs. 17.1.1507) = E. Koblenz, LHA, Best. 36, Nr. 2311, pag. 107–109 (Adresse: N. [= Philipp oder/und Jakob (VII.)]4 Wild- und Rheingf. zu Dhaun). Wertheim, StA, Rep. 47, Nr. 11, unfol. (m. S., Adresse: Gf. Asmus von Wertheim). Brüssel, RA, Secrétairerie d’État allemande 837, fol. 158–158’ (m. S., Adresse: Frh. Bernhardin Stauffer zu Ehrenfels).
VI. Drucke VI: Berlin, GStA, I. HA, Repos. 11, Nr. 2411, fol. 2 (Or. Druck m. S., Zierinitiale W mit Blattwerk, handschriftl. Anhang, Verm. amdrp., Gegenz. Serntein, handschriftl. inserierte Adresse: Kf. Joachim von Brandenburg) = F.
VII. Drucke VII: München, HStA, Hst. Freising K.blau 220/13, unfol. (Or., Zierinitiale W mit Blattwerk, handschriftl. Anhang, Verm. amdrp., Gegenz. Serntein, handschriftl. inserierte Adresse: Bf. Philipp von Freising; präs. 8.1.1507) = G.
VIII. Abschriften: Straßburg, AV, AA 328, fol. 1–7’ (Adressat: Abt N. [= Johannes von Fridingen] von Bebenhausen). Braunschweig, StdA, A II 99, pag. 2191–2198 (Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Braunschweig)5. Göttingen, SUB, Cod. Ms. hist. 657, Bd. 3, fol. 456–467’ (koll. Kop., Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Halle). Trier, StdA, Hs. 1409/2072 4o, fol. 53’-59 (vid. Kop. vom 1.7.1571, Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Trier; präs. 8.2.1507).
IX. Konz.: Wien, HHStA, Maximiliana 17, Konv. 1, fol. 178–188’ (Fragmente 1 und 3), Maximiliana 41, Fasz. II/28, fol. 1–8’ (Fragment 2) = H.
Druck/Edition: Datt, De pace publica, S. 562–567; Müller, Reichstagsstaat, S. 527–545; Lünig, Reichs-Archiv II (Partis Generalis Continuatio I), S. 264–271 (Ad- ressat: Esslingen).
Referiert bei Ibler, König, S. 4–10.
WJr, Maximilian, von gottes gnaden Römischer kůnig, Kůnfftiger keyser, a–zů allen zeitten merer des Reichs, zů Hungern, Dalmacien, Croacien etc. Kůnig, Erczherczog zu Osterreich, Herczog zů Burgundi, zů Brabant vnnd Pfalczgraue etc.– b–Embieten c–den Ersamend vnnsern vnnd des Reichs lieben getrewen e–burgermaister und rate der stat Augspurg–c –e Unser gnad vnnd alles gůtz–b. f–Ersameng, lieben, getrewen–f, dem abscheyd nach, so wir mit euch vnd andern vnsern vnd des heyligen Reichs Churfuͤrsten, Fuͤrsten vnnd Stendenn auff dem nechstgehalten tag zů Koͤlen getan, darauff vnns, wie jr wißt, ein kleine anzal volcks vier Quottember lang zů uersicherheytt vnsers Romzugs, Auch gegen ettlichen in Hungern boͤsen, vncristenlichen fürnemen, so sy wider vns, das heylig reiche, Teutsch Nation, jren eygen herren vnd Kůnig, jr selbs Ere vnnd wolfart, nachdem sy wider die Turcken, die sy in vergangen zeyten so hochlich bekriegt, verhoͤret vnd verderbt vnd sy noch taͤglich gewarten muͤssen, grenitzen, in uͤbung gestanden, zů halten beschlossen. Haben wir vns alsbald in vnser Nideroͤsterreichisc[h]e lande gefuͤgt, daselbst vnser kriegsuolck von den berůrten vnnsern landen erfordert vnd etlich vnser Oheimen, Churfürsten vnd Fürsten mit vns in dieselben vnser lande gebracht. Also das wir damit, Auch durch zůlauff der Landßknecht ettwievil Tausent zü roß vnnd Fůs versamelt gehabt vnd darauff anfangs die Edlen vnser lieben getrewen Niclasen Grauen zů Salm, vnsern Phleger zů Marohegkhh, vnd weilend Bartholomes von Bernegk mitt einer kleinen anzal zů Roß vnd Fůs mitsampt vnserm veldgeschutz an die grenitzen des künigreichs Hungern gesandt vnd den vorgemelten Hungrischen, die dazůmal auff einem landttag zů Ofen versamelt waren, geschriben6 vnnd jrer Eyde, Brieff vnnd Sygeli, vnns, wie wir dann eůch vnd andernn Stenden des heiligenn Reichs, so oberůrtermassen zů Koͤllen versameltt gewesen, angezaigt vnd endeckt7, gegeben, die manigklichem offenbar weren, erinnert vnd darauff begert, jr vnbillich, vnnatürlich fürnemen vnnd widerspennigkeit, dauon wir vmb kurtz willen dißmals nit melden woͤllen, abzůstellen j–vnnd in solchem– vnnser, Auch des beruͤrten jrs künigs, der gemeinen cristenheit vnd jr selbs Ere, glück vnd wolfart zů bedencken; dz sy vns aber auß jrem groben, vnuerstaͤndigen übermůt abgeschlagen vnd darauff die gantz macht auß dem künigreich Hungern nach jrer gewonheit bey dem blůtigen swert wider vns verbot vnd versamelt. Auß dem wir bewegt sein worden, Auch jn vereintem rate der vnsern gefunden, dieselben widerspennigen persondlich mit vnser macht zů überziehen, doch der armen, vnschuldigen leüt darjnnen zů uerschonen vnnd allein auff den streyt oder slagen zů dringen, ob got der allmächtig sy vmb jr freuel, vngehorsam vnd myßthůn mit dem swert zů straffen verhengen woͤlt.
Und demnach vnser weerhafft volck vnd macht mitsampt ettlichem haupt- vnd streitgeschütz in veld verordent. Vnnd zůerst die Statt oͤdenburg, so gegen vnsern fürstenthumben Osterreich vnd Steyr grenitzet, erfordert, die, alsbald sy die beruͤrt vnser schicklicheit, macht vnd fürnemen gesehen, Apunctament vertrag mit vns angenommen.
Fürter sein wir mit dem berürtem vnserm heer gezogen wider den Grauen [Peter] zů Poßingen, so der fürnaͤmstenk vnd maͤchtigisten Grauen in der Cron Hungern einer ist, der zů beyden seyten der Thůnaw, auf ein tagreys ungeuarlichen weyt, gegen vnserm Ertzhertzogthumb Osterreich grenitzet; der hat auch Tractat vnd stilsess mit vns angenommen. Jn zeyt solcher vnser handlung haben die Hungern eins fridlichen anstands acht tag lang an vns bitten vnd gesynnen lassen, darzwyschen weg fürzůnemen, vns zů uergnuͦgen vnd zůfriden zů stellen, des wir also gewilligt vnd zůgegeben; vnd darauf solch zeyt dz egemelt vnser heer vber die Thůnaw ziehen lassen vnd damit das wasser, die Marich genannt, nach ausgang der berürten acht tag des fridlichen anstands erraicht vnd das yetzgemelt vnser heer über ein prugkhen, die wir über soͤlch yetzgemelt wasser, wiewol es tieff vnnd prayt ist, in zweyen tagen gemacht, Ziehen lassen vnd das czůl der stat Prespurg, die auf ein tagrayss von dem gemelten wasser mitt jrer March ligt vnd der treffenlichisten Stett eine in Hungernn, auch ein schluͤssel von Hungern gegen vnsern Erblanden ist, geschickt, mitt befelch, sich fur dieselb Stat zů slagen, die zů belegeren vnd daselbst unser, Auch vnsers hauptgeschütz zů erwarten, vnd daneben ein landtschafft, die Schüt genant, die zwuͤ tagrayse[n] lang vnd mit der Thůnaw vnd andern grossen wassern gantz vmbgeben, Auch der Cron zů Hungern züstendig, vnd daraus dieselb Cron Hungern jr mayste profand haben vnd deßhalben jr hertz ist, einzůnemen. Auf soͤlchs die gemelten von Prespurg auch ein Contract wie die von oͤdemburg mit vns angenomen. Unnd ferrer vnser Statthalter vnd hauptlewt die gemelt landtschafft Schüt vnd vrfar der wasser eingenommen vnd beuestigt; vnd vns demnach die einwoner derselben landschafft gesworen, den vertrag, vormals zwischen m–weilend vnserm lieben herren vnd vater, keyser Friderichen, loblicher gedaͤchtnuss, vnd vns eins vnd des vorgemelten künigs zů Hungern vnd der Stende derselben Cron hungern anders teyls aufgericht vnd durch die selben künig vnd Stende gelobt, geschworn vnnd auff das hoͤchst verbrieft, versichert vnnd verschriben–, vnns vnnd der Cron zů Hungernn, zů Prespurg aufgericht8, gelobt vnnd gesworenn, zü haltenn, nachzůkommen vnd vns wider die Hungerischen, die dem widerwertig weren, beystand zů thůnd, doch sunst yetz jrem künig zü Hungern sein leben lang jre pflicht vorbehalten.
Wir haben auch dazůmal die Behemischen vnd Mercherischen ersůcht vnd zů wissen begert, ob sy n–mit den jren– den Hungern, so jres künigs Eyde, brief vnd sigel brechen vnd nit hielten, beystand thůn woͤlten, darauf wir von jnen gůte, redliche, erbere meinung verstanden vnnd empfangen.
Und als aber der gemelt kunig von Hungern vnser so gewaltig vnd ernstlich fürnemen vnnd krieg wider die Hungern gemerckt, hat Er sein potschafft zů vns gesandt vnd darzwischen o–den sachen zů friden vnd gůt– durch sein selbs person hohen fleys bey den Hungern fürgekert, Aber darjnne kein gehorsam erlangen noch fruchtpers gehandlen mügen, vnd also jrer vngehorsam vnd meütterey halben von jnen weychen vnd abschaiden muͤssen vnd zů vrsachen fürgezogen, wie er zů der gepurd seiner haußfrawen [Kgin. Anna], die in anfang des beruͤrten kriegs swanger worden vnd desselben mals der zeyt jrer gepurte naͤhet, Ziehen wolte, die auch am dritten tag nach seiner zůkuͤnfft einen Sun [Ludwig] geborn hat vnd kürtzlich darnach aus vnordnung in der kindelpett an der kranckheit des Fiebers gestorben, des derselb künig in swer layd vnd bekumbernuss gefallen.
Mitlerzeyt sein die hungern mit aller jrer macht zů Roß vnd Fůs in einen starcken placz zwischen der Thůnnaw vnd einem wasser, die Rab genanntp, gezogen vnd in dem das künigreich hungern auf der ander seytten, da vnser heer dazůmal lag, verlassen, vnnd nachmalen auß jrem heere drew tausent zů ross leüchter růstung vnd gantz nackhent [= ohne Rüstung] volck, das man nennet husseren, in vnsern Ertzhertzogthumb Osterreich geschickht; dieselben ettliche, doch weniger anzal kleiner vnd grosser doͤrffer in einem fridlichen anstand, q–so derselben zeyt–, aber auf acht tag lang durch die vnsern vnnd des gemelten künigs zů Hungern potschafften abgeredt vnd angenommen worden was, verpranten vnd die vnsern sich desselben fridlichen anstands gehalten, das aber bey jnen nit fürtragen. Sonder haben damit jren glauben vnd zůsagen zerbrochen. Und als wir denselben tettern mit ettlichen vnsern dienstleüten zůzugen vnd vnser landtschafft die Gloggenslag angeen liessen Unnd sy vernamen, das wir in über die Thůnnaw kamen, wichen zů stund zůruck. Alspald nach soͤlchem kamen des offtgemelten kůnigs vnd der erberkeyt in Hungern Potschafften auf drewhundert pferd starck zů vns gen Wienn; die handelten mit vns vmb rachtigung9, des wir jnen verfolgt haben, in hoffnung, sy werden vns die halten. Wiewol wir dannoch, dieweil ettlich hungern wider vns vnd jren kuͤnig seltzame wort treyben, als ob sy kein rachtigung, die mit dem swert gemacht sey, Als sy die beschehen mainen, schuldig sein nachzůkommen, mercklichen zweyfel daran haben.
[2.] Als wir nun in den obestimpten krieg gegen den hungern am sweristen zů veld lagen, kamen vnns ware potschafft, wie der kuͤnig von Franckreich die rachtigung, zwischen vnser vnd sein juͤngst zů Hagnaw10 in beywesen ettwievil kunig vnd kuniglicher potschafften, Auch zwayer baͤbstlicher Legaten, darzůr Churfursten, Fursten vnd ander des Reichs Stennde vnd vnser beider hewser Osterreich vnd Burgundi vnderthanen, so in mercklicher anzal daselbs versamelt gewesen11, gemacht, zerbrochen het, vnd darzů Karly von Egmund, der sich nennet hertzog zů Gheldern, bewegt, sein Ere, Eyd, Brief vnnd sygel, gegen vnns, dem heiligen Reiche, Auch weilend dem durchleichtigen Fursten, Herrn Philipsen, kunig zů Castilien, Leon vnd Granaten, Ertzhertzogen zů oͤsterreich, Printzen zů Aragonien, Hertzogen zů Burgundi vnd Brabant etc., vnserm lieben Sun, auch zů uergessen vnnd dawider zů handlen vnd jme deßhalben ein mercklich anzal geltz zůgestelt, volck damit aufzůnemen; s–Auch ferrer auf sein kost ettwievil Tausent zů Roß vnd fůss bey Růprechten von Armberg zůgesandt12, alles der meinung–, vns als Römischem kunig, Auch dem beruͤrten Sun, kunig Philipsen, als vnsern vnnd des Reichs belehenten Fuͤrsten13 in abwesen vnser beider als Hertzogen zů Gheldern dasselb fürstenthumb mit gewalt zů entziehen vnd ein vnerliche vnd vngegruͤndte person darein zů dringen vnd fůrter vns, dem heiligen Reiche vnd Teutscher Nation zů nachteyl der Cron Franckreich anhenn[g]ig zů machen. Und wiewol derselb kuͤnig von Franckreich nach solchem alspald sein potschafft vns, auch ettlichen Churfürsten, fürsten vnd andern Stenden des heiligen Reichs gesandt14 vnd anzaigen lassen, wie er allein der heyrat, zwischen hertzog Karly, vnserm Enicklin, vnd seiner tochter Claudia abgeredt, zerbrechen vnd sunst wider vns noch das heylig reyche nichts fürnemen, noch handlen, Sonder vns vnd dem heiligen reiche allezeyt thůn woͤlte, was vns lieb were, sein doch dieselben erbieten allein erdychte wort gewesen; dann als wir seiner potschafft, die in soͤlchem bey vns gewesen, desselben jres künigs vorbestimpt vnbestendigkeit vnd handlung mit dem Fürstenthumb Gheldern gegen seinem gůt scheinenden erbieten angezaigt, hat sich die verwunderlich darab gestelt, haben auch derselben potschafft auff jr werbung kein antwurt geben wollen, auß der ursachen, das wir grundtlich bericht empfangen, das der Franczosen wil vnd meinung von hertzen nie gewesen, vns den Tractat, wie obsteet, zů Hagnaw aufgericht, zů halten, Sonder allein durch handlung desselben Tractats die jnuestitur [mit] Mayland zů erlangen vnd ferrer ettwievil land vnd lewt, vnd nemlich ytalien vnd des land zů Lüttich15, dem heiligen Reiche vnd teutscher nation zů empfrenden [!] vnnd vnder jr gehorsam zu bringen.
So haben wir die belehung des beruͤrten hertzogthumb Mayland dem gemelten kůnig von Franckreich zu Hagenaw nit anders dann mit geding getan, wie hernach volgt: Nemlich, wo Er on mandlich erben, von seinem leyb Eelichen geporn, mit tod abgee, das dann dasselb hertzogthumb Mayland auf die vorbestimpten hertzog Karli von Burgundi, vnser Enigklin, vnd Claudia, des egenannten kuͤnigs von Franckreich tochter, versamentlich erben vnd geuallen, die wir auch darauf dem obgemelten vnserm lieben Sun, kůnig Philipssen, in namen vnd anstatt desselben vnsers Enicklins vnnd Claudia daselbs zu Hagenaw neben des beruͤrten kuͤnigs von Franckreich empfengknuss samentlich gelihen16, der meinung, damit das auf den berürten Karly, vnser Enigklin, als ein glid des heiligen reichs keme vnd bey dem heiligen reiche belib. Dann vnser gemuͤt vnd meinung nye gewesen vnd noch nit ist, dasselb hertzogthumb Mayland anders zů uerlyhen, dann das solchs bey dem heyligen reyche vnd Teütscher Nation beleybe vnd dauon nicht gewendet werde, in gůter betrachtung, wer Mayland besitzt, das derselb Uenedig in guͤtem willen hat, vnd dann Mayland vnd Uenedig, wann sy wollen, den teütschen Roͤmischen künigen sperren muͤgen, die keyserlich kron zu erlangen, wie vns dann yetzo durch sy beschehen ist, vnd das sich nun auß solchem ein künig zů Franckreich zů Römischem keyser machen mag, wann er wil; dann derselb kunig von Franckreich hat sich mitt allen herschafften vnd communen in jtalien, die anders ettwas macht haben, verbunden; vnd müssen dieselben alle zum teyl auß lieb vnd zum teyl aus sorgen auf jne für menigklich vnd zůuor wider vns auffsehen haben.
Jtem derselb künig von Franckreich hat auch durch die yetzberůrt sein nechste gesandte potschafft offenlich vor vns, Auch Churfürsten, Fürsten vnd andern vnsern raͤtten, so datzumal bey vns gewesen sein, gesagt vnd bekant, dieweil der heyrat t–zwischen den obgemelten vnserm Enicklin vnd Claudia– vnd dardurch die vrsachen der oberürten lehenschaft nun ab vnd nichts sey, damit dieselb lehenschafft auch gefallen vnd ferrer nichts, das wir auch alspald vor denselben Churfürsten, Fürsten vnd Raͤtten angenommen, Protestiert vnd bezeuget, vnd hat auf solchs durch die yetz beruͤrt potschafft new lehenschafft desselben hertzogthumbs bitten lassen, darauf antwurt zů geben nochmals in vnserm bedacht steetu.
[3.] Unnd so dann, wie jr vnd menigklich abzunemen haben, v–vnser vnd des heiligen roͤmischen reichs– notdurfft mercklich erfordert, gegen soͤlchem des offt beruͤrten künigs zů Franckreich, der, wie jr auch wißt, in grosser macht vnnd ansehen ist, w–in kurtzem tapfferlich gefaͤsst zů sein, was wir jm zů antwürt geben vnd was vnd wievil wir jm widerstands oder verfolgung sein willens thůn süllen. Das– vns aber, als wir bey vns selbs erwegen, auch bey allen vnsern Raͤtten erfunden, ausserhalb ewr vnd andern vnser vnd des heiligen reichs Churfürsten, Fürsten, glidern vnnd stenden, dieweil die sachen so gross vnd treffenlichen sein vnd das heilig reiche vnd teütsch nation so hoch betreffen, nit fuͤgen wil, nachdem menigklich wayst, x–das die Franczosen– keinen glauben halten.
Zůdem, das wir auch weyter glauplich bericht sein, wie derselb künig zů Franckreich vnd die seinen, so jne darauf weysen – dann wir seiner person, nachdem die mit alter vnd ploͤdigkeit ettwas beladen ist, die schuld nit eytels zůmessen –, teglichs arbeiten, die Uenediger zů bewegen, vnns mit keiner grossen macht durch jre gepiet ziehen zu lassen, als sy vns dann allezeyt soͤlchen durchzug gewaygert, byß gleich yetz erst kurtzlich den auf drewtausent manne gestelt.17 Ist zu bewegen, wo wir mit einer klainen macht kemen, das die Frantzosen vnd ir partheyen, so sy in ytalien haben, vns an dem grossen wasserstram, der Phadt [= Po] genant, hinderzyehen vnd am vrfar daselbs vnns, Auch Churfürsten, Fürsten, die vom adel vnnd ander, so bey vns weren, aufhalten vnd zů dringen vndersteen, vns ytalia vnd der keyserlichen Kron in ewig zeit zů uerzyhen oder villeicht ergers zůmessen moͤchten; dann sy auf soͤlchs gelt erlegt vnd in grosser geheim sweytzer bestelt haben, des vns teglichs warnung vnd kundschafft kommen.
So sein wir auch der schoͤffe, nachdem die in handen vnd gewalt steen der, so des künigs von Franckreich partheyen sein, beraubt; vnd wiewol sich die gemelten Uenediger zů der zeytt, als wir nochmals in der obestimpten hungrischen aufrür gestanden, vns zů vnserm romzug grosse dienstperkeit zů thůn erbotten, Haben sy doch den Hungern in derselben vehd heimlich dreyssigtausent ducaten zůgesanndt vnnd gegeben. Darzů die yetzgemelten Uenediger vnd der heilig vater Babst, dann vor vnd Ee er zů Baͤbstlicher hoͤhe vnd wirdigkeit kommen, dem egemelten kuͤnig in franckreich lang zeyt gedient hatt vnnd der Cron zů Franckreich anhenn[g]ig gewesen ist18, sich mit demselben Franckreichischen kuͤnig vnderredt; vnnd versameln sich teglich auff das sterckist nur zweyer tagrays weyt jhenhalben des obgemelten wasserstrambs, des Phads; was mit soͤlchem die meinung sey, mag ein yeder ermessen vnd vernemen; vndersteen auch, die Bulleneser, nachdem dieselben vns als jrem roͤmischen künig y–vnd dem heiligen reich– in den vergangen jtalischen kriegen anhenn[g]ig gewest sein, zů überzyehen.
Der vorgemelt heiliger vater babst hat auch hieuor verkünden lassen, wie er nit leyden moͤg, das wir mit einichem grossen kriegsuolck in ytalien kommen, vnd des zů schein angezaigt: dann ytalia sey diser zeyt in frid vnd růe; so wurden wir, so wir also darein kaͤmen, partheyen machen, das seiner heiligkeit nit lieb were.
[4.] Darauf jm fůßstapffen die vorgemelten Uenediger, als sy vernommen, das wir vnsern romzug von Hungern auß thůn wolten, all jr macht zů roß vnd fuss, mer dann sy in langer zeyt versamelt gehabt, vns vnder augen an all jr Pass vnnd Grenitzen gelegt. Dagegen wir vnser volck auf zwey teil geteilt, nemlich den meerer teyl der landßknecht vnd all ander oberlendisch geraysig zum vorzug vnd wir mit vnser person, Auch vnser landtschafft vnd kriegisch uolck vnser obern vnd nidern Osterreichischen fůrstenthumben vnd landen mitsampt vnserm veld- vnd hauptgeschuͤtz nach jnen anzůziehen vnd nachzůuolgen gericht vnd gantz darnach geschickt, durch manigfaltig mittel, die wir bißher teglich gesůcht vnd noch in übung steen, den ersten hauffen durchzůbringen. Aber aller durchzug ist von den gemelten Uenedigern biß auff dise zeyt in soͤlchem abgeschlagen worden, auß dem wir auch ein teyl vnsers volcks abzyehen lassen. Als sy nun dasselb gesehen, haben sy erst, wie vorgemelt, yetz zum letsten vns ein kleine anzal durchzůlassen vergonnet19, Auch auß vrsachen, dieweil sy gewißt, das der Margraf von Mantua als des kuͤnigs von Frannckreich diener vnser kriegsuolck, so das auß jrer landtschafft kaͤme, nit durchziehen lassen wurde, jnmassen Er dann solchen durchzug weder mit vil noch wänig volck zů gestatten kurtzlich zů zweyen malen abgeschlagen hat.20
Und solch des Frantzosen übung ferrer anzůzaigen, haben wir keinen groͤssern vnd hoͤhern trost vnd hoffnung in ytalia gehapt, dann allein zů der Statt Bonony; vnd demnach in verruckter zeyt vnser treffenlich potschafft zů jnen gesandt, zů erkůnden, was jr willen vnd gemuͤt mit den gemelten Frantzosen sey; die haben vnns zů uersteen geben lassen, dz sy mit demselben franckreichischen kuͤnig verbunden vnd vereint sein, vnd darauf die gemelt vnser potschafft von jnen aus derselben Stat zů ziehen gebeten, die wir nachmalen an andern ende zů ziehen bescheyden müssen.
Es ist auch der kuͤnig von Arrogon mit grosser macht zů Neapels ankommen, in willen, sich mitt demselben vnd anderm seinem kriegsuolck, so Er sunst in neapels ligen hat, zů legern vnd des obestimpten vnsers lieben suns, kuͤnig philipsen, loblicher gedechtnuss, verlassen gemahel gerechtigkeit an demselben kuͤnigkreich Neapels z–zů erobern vnd– zů entziehen vnd fürter dieselb gere[c]htigkeit dem Franczosen, aa–nachdem er sein Můmen zů einem gemahel genommen hat– 21, ůberzůgeben vnd ander mer verdeckt vnd vngepürlich anschleg, so er wider vns, dz heilig Reiche vnd teütsche Nation dem egemelten Frantzosen zů beystand vnd verhinderung vnser keiserlicher Crönung beuor hat, auszůuben.
Mer hat derselb kůnig von Arragon, als wir bericht werden, durch raytzung vnd ůbung der gemelten Frantzosen dem offt gemelten vnserm heiligen vater Babst in geheim zůgeschriben vnd gebeten, das sein heiligkeit vns jn kein weg, mit macht vnsern Romzug zů uolbringen, vergünnen noch zuͤgeben woͤlle, vnd darauf seinem grossem hauptman von Neapels, Consaluo Ferdinandi genant, embotten, vns einicherley Schiff, wiewol Er vns dauor damit zů helffen mer dann einest zůgesagt, verfolgen zů lassen, vnd damit dasselb alles Arrestiert, dardurch vnser volck, so wir an zweyen vnsern Craynerischen porten ligen gehabt, kein Schiffung an den enden gehaben vnd wir deßhalben, ab–auch dieweyl vns, wie obsteet, der Uenediger Schiffung abgestrickt worden–, den oberuͤrten vnsern Romzug auff dem Meer, als wir auch zum teyl vnsern anschlag gehabt, nit volbringen mügen.
[5.] Der oftgemelt künig zů Franckreich hat auch, sobald Er bericht worden, das wir mit den Hungern obestimpter massen vertragen sein vnd vnsern Romzug mit vnserm kriegsuolck zů Roß vnnd Fůss mitsampt vnserm veld- vnd hauptgeschütz fürzůnemen in schickung gewesen, zů zweyen malen gros, geheim Raͤte gehalten vnd darjnnen gefunden, dieweil Er vns mit seiner tochter heyrat betrogen vnd mit dem offtbestimpten hertzogthumb Gheldern in offner vehd vnd krieg wider vns, das heilig reiche, Auch den egemelten vnnsern lieben Sun, kuͤnig Philipsen, loblicher gedaͤchtnus, gehandelt, dardurch Er den obestimpten Tractat, zů Hagenaw aufgericht, zerbrochen, das Er vns in keinen weg zů emphahung der oberuͤrten vnser keyserlichen Cron vnsern Fůss in ytalien setzen oder durchkommen lassen sülle; als Er dann sölchs denselben seinen Raͤten zů ueruolgen gewilligt vnnd zůgesagt.
Die practica sein weyter gericht gewest, Nachdem, wie vorsteet, bestelt, wo wir mit macht ziehen, die paßs, Clausen vnd wasserstram zu sperren. Wo wir aber vnser Romzug mit einer klainen, geringen anzal fuͤrnemen wurden, das sich die in ytalien stellen, als wolten sy vns darzů helffen vnd fürdern, auß dem fürslag, ob sy vnns moͤchten betriegen vnd, als vnsern Swager hertzog Ludwigen von Mayland, ac–got verleyhe jm erledigung–, ad–zů gefaͤncknuß oder, wie vorsteet, zů jrem willen bringen–; zů soͤlichem, wie vorgemelt, der künig von Franckreich gelt erlegt, Sweytzerae bestelt vnd sein ordinantz in Mayland dermassen gesterckt, das sy vns mit vnserm volck liederlich bezwingen moͤchten.
Deßgleichen hat der mergemelt kunig von Franckreich sein haymlich botschafft durch der venediger lande vnd furter durch krabaten gen hungern geschickt22, der maynung, den obgemelten vnsern lieben Bruͤdern, oͤheimen vnd Churfursten, den kunig daselbst zů hungern, vnd weylend sein gemahel wider vns zů bewegen; als aber dieselb potschafft gen hungern kommen, hat die den yetz gemelten vnsern Bruͤdern, oͤheimen vnd Churfursten, den kunig zů hungern, vmb den tod derselben seiner Gemahel bekumbert vnd gegen vnsaf standthefftig vnd gůts willens gefunden. Und wiewol sy von etlichen der gemainen hungern der aufgerichten rachtung halben, wie vorgemelt, rede gehoͤrtt haben muͤgen, hoffen wir doch, vnser erblich furstenthumbe dermassen in Růstigung gegen jnen bestelt zů haben, das dieselben hungernn jr böß fürnemen ainßtails fallen lassen moͤchten.
[6.] Nun am jungsten haben wir fürgenommen, an ain porten in vnsern erblichen wynndischen landen, der Carst genannt, die vber meer gen Rom nit ferrer hat dann vier tagrayß vnnd an vnnser fürstenthumb Crain stoßt, zů ziehen vnd weg vnd mittel fürzůnemen, damit wir den obgemelten hailigen vatter, den Babst, auff vnnser seyten bringen möchten. Und sein darauff biß in vnser Grafschafft Cili kommen, aber soͤlichs auß vil widerwertigkaiten, die wir darjnnen gefunden, abermals nit erlangen kuͤnden.
ag–So hat bald nach demselben der allmechtig den offtgemelten vnsern lieben Sun, künig Philipsenah, nach zůgestandner kranckhait ains fiebers, darinnen Er ettlich tag gelegen, doch dauor nach Cristenlicher ordnung mit den heilgen Sacramenten bewart, in gůter, loblicher andacht vnnd vernunfft ai–durch den tod von diser welt gefordert–; darab wir nitt allain auß natuͤrlicher vaͤterlicher lieb vnnd zůnaygung, Sunder auch, nachdem er ain junger, wolgeschickter kunig, der von got fuͤr ander mit sonder vernunfft vnnd gůten tugennden begabt vnnd versehen gewesen vnd sich in seiner Regierung dermassen gehalten hatt, dardurch er von den frummen, getrewen seinen vnderthanen vnnd andern lieb gehabt vnd von den myßtettern vnnd vngerechten gefuͤrcht worden ist, außs dem, auch seiner treffenlichen macht vnd Cristenlichen, loblichen, gůtten fuͤrnemen vnnd uͤbungen, darjnn er mit vns gestanden, die Cristenhait vnd dewtschen Nation gemeret, geauffet vnnd in gůten frid gesetz[t] worden, Auch den veinden des hailigen glaubens außtreglichen abbruch vnd widerstand, als vorhanden ist gewesen, beschehen het můgen, nit vnbillichen ynnerlich laid vnnd beswaͤrung vnsers hertzen vnnd gemuets empfangen haben. Dz wir euch hiebey auch vnuerkundt nit haben woͤllen lassen, vngezweyfelt, jr werden desselben absterbens mitt vns mitleyden tragen. Und dieweil es aber vnserm schoͤpffer also gefallen hat, nemen wir vns zů trostung, das er, wie vorsteet, Cristenlich fuͤrsehen, vernuͤnfftig vnd loblich verschyden ist; vnd gebuͤret vns, vnnsern willen der ordnung gotes hierjnnen zu uergleichen, vnsern vnmůt vernuͤ[n]fftigklichen auszůslahen vnd soͤlchs seiner goͤttlichen allmaͤchtigkait, die wir diemuͤtigist anruffen, der seele barmhertzig vnd gnaͤdig zu sein, zu ergeben.23 Deßhalben mit ernstlichen fleyß begerend vnd bittend, jr wollet desselben vnsers lieben Suns seel jn ewr andacht vnd furbit gegen got beuolhen haben vnd aj–solchs in ewren gepieten zů beschehenn bestellen–, wie wir vnns des vnnd alles guten zu euch versehenn–ag.
[7.] Unnd sein wir aus vorangezaygten vrsachenn vnnd taͤglicher warnung, so vnns zůkommen, des gantzen gelauben, der offtgemelt kunig von Franckreich werde nit auffhoͤren, Sunder in kurtz vns mit macht vberziehen vnd vndersteen, sein alt verreterey vnd Mewterey in den Nyderburgundischen landen aufzůrichten, des vns dann erst angestern widerumb glaublicher scheyn ist zůkommen, alles dem hailigen Reich vnd vnsern hewsern oͤsterreych vnd Burgundi zů nachtayl, darumb vns abermals gebuͤrte, den sachen in aygner person zů naͤhern vnd dasselb, sovil muͤglich ist, zů vndersteen.
So steet vns auch zů bedencken, das der künig von Arrogon in der ainigung vnd buͤndtnus, so er, wie obsteet, mit dem vilgemelten künig von Frannckreych aufgericht24, vns nit außgeslossen vnd yetz in aygner person mit grosser macht das künigreych Neapels bezogen hat, der meynung, die verjagten Neapolitanischen frantzosen darein zů lassen vnnd vnser kinder, wie auch vorgemelt, jr gerechtigkait daran zů berauben.ak
[8.] Und dieweil nun jr vnd menigklich abzůnemen haben, das vns, auch euch vnd andern Churfuͤrsten, fürsten vnd Stennden, dem hailigen Reiche vnd dewtscher Nation aus soͤlichen allen obestimpten vnnd andern vrsachen, al–die euch auf den nechst gesatzten tag auch vnuerhalten bleyben söllen–, abfall, vermynderung, nachtayl vnnd ewig verdruckung an der keiserlichen wirde, die vnser, der tewtschen vorvordern durch jres schwaͤr blůtuergiessen auff vns gebracht, auch Eren, wirden, standt vnd wesen kommen mög, wie jr dann auff sölichen tag claͤrlicher bericht werden soͤllen, dasselb wir auß pflicht vnser Croͤnung, souil an vns ist, gern verhůten wolten.
Demnach haben wir ainen gemainen Reichs tag auf vnser lieben Frawen Liechtmess tag [2.2.] schirist kuͤnfftig, am–in vnser vnd des hailigen Reichs stat Costentz zuͤ halten–, fürgenommen. Und ermanen euch der pflicht, damit jr vnns vnnd dem hayligen Reych verwanndt sein, auff das höchst vnnd fleyssigist an–begerennd, jr woͤllennt– auff soͤlichenn tag ao–durch ewer potschafft mit volmaͤchtigem gewalt– daselbs zů Costenntz erscheynen vnndap mit vnnsern Raͤten, die wir auff denselben Liechtmess tag auch treffennlich daselbst haben werden, zů Ratslagenaq, was vns fuͤglich vnnd Eerlich für vns vnd das hailig Reich sey, dem obgemelten kuͤnig von Franckreich auf vorberürts sein begern zů antwurten, Auch wie wir es mitt empfahung vnser kayserlichen Cron halten, ar–nachdem vnns ditzmals der weg zů soͤlichem so verr abgesniten ist–, vnnd der Frantzosischen jnuestitur halben des hertzogthumb Maylannds vnd in andern gemainer Cristenhait, des hailigen Reychs vnd dewtscher Nation obligenden sachen handeln suͤllen. Haben wir vnser liebe Gemahel, die Roͤmischen kůnigin, vorhyn daselbsthin gen Costentz zů kommen verordent, die biß auff soͤlchen Reichs tag daselbst beharren wirdet; vnd woͤllen wir vns in allweg befleyssen, zů end desselben Reichs tag auch personlich daselbs zů sein vnd die angefengten geratslagten sachen zům besten helffen beschliessen. Doch ob wir as–durch des kuͤnigs von franckreychs uͤberfallen jm land Ghelldern oder Brabannt, des wir, als obgemelt, taͤglich warten müssen–, personlich zů kommen verhindert wurden, woͤllen wir euch vnd ander vnser vnd des hayligen Reichs Stende deßhalben in kainen weg aufhalten, sonder dieselben geratslagten sachenn an vnser stat durch die egemelten vnser Raͤte mit euch vnd den andern besliessen lassen.
Jr moͤgt gaͤntzlich glauben, das wir treffenlich arbait vnd versůchen getan, ob euch vnd andern des hailigen Reichs Churfürsten, Fürsten vnd Stenden zů uͤberhab můe vnd Costung in soͤlichem auff ain Eyl durch lieb oder laid hierjnnen wendung zů thůn müglich gewest, aber das at–nit erlangen kuͤnden–, das wir ains tayls dem vnfall zůmessen, wie dann jr vnnd die andern Stend soͤlichs von vns vnd vnsern Raͤten bericht werden söllen, dardurch wir gedrungen werden, von denselben vnsern anslegen zů lassen vnd disen reichstag fuͤrzuͤnemen.
[9.] Und woͤllen vnnser aygen, auch das kriegßuolck, so von dem hailigen Reich vnderhalten wirdet25, dieweil sich vnser Romzug, wie obsteet, verhindert, laͤgern vnd gebrauchen, wo soͤlichs die notdurfft erfordert vnnd vnser, des hailigen Reichs Ere vnd zů widerstrebung der vorgemelten Frantzosen taͤglichen übung, auch zu trost derjhenen, die sich vnser vnd des hailigen Reichs vnnd der tewschen Nation halten, am nützisten vnd besten angesehen wirdet.
[10.] Unnd beleyben hierjnnen nit aussen, als wir vns gaͤntzlichen versehen vnd verlassen. Wie jr dann vnns, dem hailigen Reiche, auch der Cristenhayt, euch selbst vnd ewren nachkommen zu thun schuldig sein; daran thuͤt jr zusampt der billichait vnser ernstliche maynung vnnd sonder wolgefallen, das wir au–gegen av–euch vnd gmainer Stat in– gnaden erkennen woͤllenn–au. Geben zů Zeyring am siben vnnd zwayntzigisten tag des monats Octobers Nach Cristi geburt fünffzehenhundert vnnd jm sechsten, vnsers Reiche des Roͤmischen jm ainßundzweintzigisten vnd des Hungrischen jm sibenzehenden jarn.
[11.] [Handschriftlicher Nachtrag:] aw–Und nachdem solher unser angesetzter tag etwas kurz und mit aussendung diser schriften verzogen ist, haben wir denselben tag bis auf den sonntag oculi in der vasten [7.3.] nechstkunftig erstreckt. ax–ay–Darnach wisst eu zu halten. Datum ut supra–.
Darzu haben wir verordent, das auf den yetzbestimbten–ax suntag oculi camerrichter, beysitzer, canzley- und ander personen, zu unserm und des Reichs camergericht notdurftig, in unser und des Hl. Reichs stat Regenspurg versamelt sein sullen, dasselb camergericht daselbs zu den nehsten gerichtstag darnach und dann fur und fur zu besetzen und zu halten, wie sich geburt.26 Wollten wir eu nit verhaltenaz, das den euren und andern furter zu verkunden, damit die, so an demselben camergericht zu handlen haben, das wissen zu besuchen–aw.
Nr. 6 Bedenken kgl. Räte zum Entwurf Kg. Maximilians für ein Ausschreiben an die Reichsstände
[1.] Sicherung der Erblande vor Eröffnung des Romzugs; [2.] Geheimhaltung hinsichtlich der Einzelheiten des geplanten Romzugs.
s.l., s.d., jedoch vor dem 30. November 1506.
Innsbruck, TLA, Maximiliana I/44, Kart. 6, Fasz. o.J., fol. 102’, 102 (in falscher Reihenfolge abgelegtes Konz.).
[1.] /102’/ Als die kgl. Mt. in der copeien des ausschreibens [Nr. 7] grundlich und tapher anzaigen und furnemben tut und den reten irem verstand, auch etlichen gelegenhait der land und ende nach, in solher schrift begriffen, darinnen zu raten swer sein wil. Aber dieweil kgl. Mt. den reten ainen ratslag zu verfassen bevolhen, ist underteniger mainung ir ratslag, das di kgl. Mt. den weg zuerst in Burgundi zu versehung seiner kinder genomen hiet. Und wo nachmals die kgl. Mt. den romzug disen weg, in der schriften angezaigt, ader ander ende ziehen well, sei im anfang not, das sein kgl. Mt. die obern- und niderosterreichischen lande durch die angefangen ordnung der rustigung und anderm, die obgenanten auch seiner kgl. Mt. kinder besetzte, bevar und notturftiglich versehe, damit, ob ainicherlay emporung aus den umbligenden landen in seiner Mt. abwesen entsteet, demselben tapher vorsein, gegenwer und widerstand getan werden mug.
[2.]
Nr. 7 Ausschreiben Kg. Maximilians an die Reichsstände
Verweist auf die Ladung zum Konstanzer RT [Nr. 5] und die darin dargelegten Gründe für die Einberufung des RT, insbesondere, daß ihm der Weg nach Rom zur Erlangung der Kaiserkrone versperrt ist. Zur weiteren Information für die bevorstehenden Beratungen mit den anderen Reichsständen will er ihm ein Gutachten kgl. Räte mitteilen, wie wir noch bey diser unser rustigung dieselb unser ksl. cron erlangen, auch unsern furgenomen zug wider die ungelaubigen mochten volbringen: Er könnte in den niederburgundischen Erblanden eine Flotte ausrüsten und mit seinen Truppen nach Granada segeln, das Kg. Karl von Kastilien, Ehg. von Österreich, gehört. Die dort liegenden Schiffe könnten binnen acht Tagen bereitgemacht werden und mit den kgl. Truppen Ostia erreichen, das zwei Meilen von Rom entfernt liegt. Man könnte auch die Schiffe aus Granada und weitere Seefahrzeuge, die er in Italien kaufen kann, innerhalb von sechs Tagen nach Nizza bringen, wo sich bereits eine beträchtliche Zahl von Schiffen befindet, und von dort aus in vier Tagen nach Rom übersetzen. Der Hafen Nizza ist von Hochburgund nicht mehr als vier Tagreisen entfernt. Dorthin kann er von Niederburgund, wohin er sich jetzt zur Herrschaftsübernahme begibt, genauer gesagt von Luxemburg aus, in drei Tagen ziehen. Auch von Konstanz aus dauert die Reise nach Hochburgund nicht länger als vier Tage. Von Burgund aus kann er nach Nizza weder durch das Territorium des frz. Kg. noch über die großen Wasserstraßen gelangen, sondern durch Savoyen, dessen Hg. sich gegenüber Kg. und Reich bislang gehorsam erzeigt, doch mussen wir etwas stark ziehen.1 Die Kgrr. Kastilien und Leon könnten ihn mit den Schiffen unterstützen, die der verstorbene Kg. Philipp ausgerüstet hat und für den Transport seiner Truppen nach Afrika (barbarya) bestimmt waren, nachdem der Ebf. von Toledo (Taelet) für diesen Zug beim Klerus über 100 000 fl. eingesammelt hatte.2 Diese Truppen könnten ihm auch bei seinem Romzug dienlich sein, um das Risiko einer französischen Gegenaktion auf See zu reduzieren. Die Kastilier werden gerne Rückendeckung geben, damit er ihnen seinerseits mit seinen Schiffen für den Zug nach Afrika (barbarya) zur Hilfe kommt, um so die Absicht seines Sohnes umzusetzen, dem er, wie er auf dem Kölner RT mitgeteilt hat, persönlich zuziehen wollte.3 Er wird deshalb seine sämtlichen Reitertruppen und einige tausend Fußknechte bis zum Ende des RT unter Waffen halten. Er hat auch Mgf. Kasimir von Brandenburg Truppen überlassen, damit wir zu Rom uber meer und uber land on baiden enden und strassen, zu wissen auf der Venediger meer und land, die uns ain klain volk durchziehen lassen wellen, auch durch Sophoy, do wir on allen pass das meer erlangen, kumen mugen. Und auf dem meer mugen wir allezeit unser verwarnus erlangen, nachdem dasselb hoch meer unfechig ist ainem yeden kriegsman mit ainer klainen macht, als meniglich wissen ist. Er teilt ihm dies mit, damit er über die Situation informiert ist, auch darüber umso besser mit anderen beraten oder seine Gesandten mit ausführlicher Instruktion und ausreichender Vollmacht abfertigen kann.4
Salzburg, 30. November 1506.
Wien, HHStA, Maximiliana 17, Konv. 2, fol. 17–17’ (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Bf. Albrecht von Straßburg) = Textvorlage A. München, HStA, KÄA 3137, fol. 82–82’ (wie A, Adressat: Hg. Albrecht von Bayern) = B. Frankfurt, ISG, Kaiserschreiben 1373 (wie A, präs. 14.1.15075, Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Frankfurt) = C. Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Fasz. 2 M, fol. 1–1’ (wie A, Adressat: Kf. Joachim von Brandenburg). Hannover, HStA, Celle Br. 15, Nr. 46, unfol. (wie A, Adressat: Hg. Heinrich d. M. von Braunschweig-Lüneburg). Köln, HAStd, K+R 32/14, fol. 9–9’ (wie A, Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Köln – Datumverm.: Veneris post Agnetis [22.1.1507]6).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 896, S. 697–699 (Adressat: Frankfurt).
Nr. 8 Kg. Maximilian an Reichsstände
Er hat ihm vor kurzem in seinem Ausschreiben dargelegt, warum ihm der Weg zum Empfang der Kaiserkrone versperrt ist und welche alternativen Wege er projektiert hat1, und Beratungen darüber auf dem RT angekündigt. Da die Widerstände gegen den Romzug jedoch täglich zunehmen, die Zeit bis zum RT noch lang ist und sich die sachen in des Reichs versamlung allweg in die harr ziehen, hat er die Kff. und vornehmsten Ff. und Stände des Reiches sowie seine Erbländer gebeten, ihm vor dem RT ihren Ratschlag zu eröffnen. Er kann dann – um nichts zu verabsäumen – bis zum RT erledigen, was zur Bewahrung der Kaiserkrone und zur Ehre des Reiches und der deutschen Nation notwendig ist. Er bittet um sein Gutachten über die Frage, ob wir dann mit gewalt und mit dem swert, doch durch rat unser ret und haubleut understen sollen, an demselben hin- und widerzug durhzubrechen, falls der Romzug nicht friedlich unter Gewährleistung seiner Sicherheit durchführbar ist.2 Das versiegelte Gutachten soll er durch einen eigenen Boten ihm oder dem kgl. Kanzler Zyprian von Serntein aushändigen lassen. Ersucht ihn, dessenungeachtet persönlich auf dem RT zu weiteren Beratungen über den Romzug zu erscheinen.3
Innsbruck, 21. Januar 1507.
Berlin, GStA, I. HA, Repos. 1, Nr. 2A, fol. 2–2’ (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Kf. Joachim von Brandenburg; präs. am tag Gertrudis [17.3.]) = Textvorlage A. München, HStA, KÄA 3136, [nach fol. 230½] (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Hg. Albrecht von Bayern) = B. Wertheim, StA, Rep. 47, Nr. 13, unfol. (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Gf. Asmus von Wertheim) = C.4
Nr. 9 Instruktion Kg. Maximilians für Gf. Philipp von Hanau-Lichtenberg1 als Gesandten nach Frankfurt [bzw. für Hartwich Brekewolt als Gesandten nach Lübeck]2
Der Gf. [bzw. Brekewolt] soll erklären, daß er Befehl habe, den Bürgermeister und drei oder vier der vornehmsten Ratsherren als Gäste einzuladen und vorgeblich auf eigene Initiative über folgendes mit ihnen zu beraten, doch sol er dem burgermaister zu erkennen geben, das es darumb beschehe, ir aller disputatz und guetbedunken, nachdem wir wissen, das sie darin nit raten dorfen, zu vernemen und die uns in schrift versecretirt zuzusenden. Er, der Gf. [bzw. Brekewolt], soll erklären, er habe gehört, daß im RT-Ausschreiben des Kg. die Gründe dargelegt seien, weshalb der übliche Weg zur Erlangung der Kaiserkrone nicht gangbar sei und der Kg. sich deshalb um alternative Möglichkeiten bemühe. Seine Gäste sollten die Frage erörtern, ob wir mit gewalt und dem schwert, doch durch rat unser rete und hauptleut understen sollen, an demselben hin- und widerzug durchzuprechen, falls bei einem friedlichen Zug die Sicherheit des Kg. nicht gewährleistet werden könne. Deren Stellungnahme soll er möglichst bald samt seinem eigenen Gutachten in einem verschlossenen Schreiben ihm oder seinem Kanzler Serntein zusenden.
Frankfurt, ISG, Kaiserschreiben 1376 (Instruktion für Gf. Philipp von Hanau3; Or., Verm. amdrp., Gegenz. Serntein) = Textvorlage A. Lübeck, StdA, ASA Ex. 2295, unfol. (Instruktion für H. Brekewolt4; Or., Verm. amdrp., Gegenz. Serntein) = B. Marburg, StA, Best. 81, A/205/3, Stück-Nr. 42 (Instruktion für Gf. Philipp von Hanau, Or., Verm. amdrp., Gegenz. Serntein) = C.
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 899, S. 699f.
Nr. 10 Antwortschreiben Kf. Joachims I. von Brandenburg an Kg. Maximilian
Bestätigt den Empfang eines kgl. Schreibens [Nr. 7] samt einem offenen Mandat [Nr. 5]. Bekundet sein Bedauern über die Probleme Kg. Maximilians und insbesondere über den Tod Kg. Philipps. Beteuert, als Kf. und Glied des Hl. Röm. Reiches dazu beitragen zu wollen, die angesprochenen Angelegenheiten zu einem glücklichen Ende zu bringen. Er wird Kg. Philipp gern in seine Gebete einschließen und veranlassen, daß die Geistlichkeit Fürbitten abhält. Jedoch verhindern wichtige Geschäfte, worüber ihn seine Gesandten ausführlicher informieren werden, seine persönliche Teilnahme am RT. Er wird aber seine Gesandten zum angegebenen Termin mit Vollmacht abfertigen, neben Kg., Kff., Ff. und Ständen des Reichs zu verhandeln und zu beraten, was in diesen Angelegenheiten dem Kg., dem Hl. Röm. Reich und der deutschen Nation zur Ehre und zum Nutzen gereicht.
s.l., 31. Januar 1507 (sonntag nach conversionis Pauli).
Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Fasz. 2 M, fol. 5–5’ (Reinkonz.).
Nr. 11 Bericht Peter Voelschs (kgl. Rat) an Kg. Maximilian
Der Rat der Stadt Straßburg hat seine instruktionsgemäß1 vorgetragene Werbung bezüglich des Romzuges am 19. Februar (fritag noch St. Falatinß tag) angehört und am Tag darauf nach Bekundung des Gehorsams gegen Kg. und Reich folgende Antwort gegeben: Sie seien nicht imstande, dem Kg. in dieser Sache zu raten. In ihrer Stadt gebe es keine Gewerbetreibenden, die Kenntnisse von den Verhältnissen in diesen Ländern besäßen, geschweige denn, was der röm. Kg. von dort zu erwarten habe. Der Kg. sei mit Weisheit begabt und verfüge selbst über Leute, die über die dortigen Verhältnisse informiert seien. Könnten sie ihm in dieser oder einer anderen Angelegenheit dienlich sein, würden sie keine Mühen scheuen. Sie bäten, ihre Antwort gnädig anzunehmen.
s.l., s.d., jedoch Straßburg, nach dem 20. Februar 1507.
Straßburg, AV, AA 328, fol. 22–22’ (Or., Postverm.: In ir kgl. Mt. selbst hant.).
Nr. 12 Antwort des Frankfurter Bürgermeisters [Johann vom Rhein] und einiger Ratsherren an den kgl. Gesandten Gf. [Reinhard] von Hanau
Sie sind niemandem auf der Welt mehr zu gutem Rat verpflichtet als dem röm. Kg. und Reichsoberhaupt; der Frankfurter Rat ist niemandem enger verbunden als ihm. Laut dem Vortrag seines Gesandten ist dem Kg. der übliche Weg zur Erlangung der Kaiserkrone versperrt. Der Kg. denkt deshalb über Alternativen nach – dies ist deutscher nacion erlich, lobelich und auch billich. Falls aber auch diese nicht verfangen und der Kg. Gewalt zur Erlangung der Kaiserkrone für notwendig erachtet, so muß er auch die unvermeidlichen Konsequenzen für die deutsche Nation bedenken, insbesondere falls der Kg. nicht im Einverständnis mit einigen italienischen (welschen) Staaten und mit dem Papst stehen sollte. Vor einem gewaltsamen Romzug muß der Friede innerhalb der deutschen Nation gewährleistet sein. Der Kg. könnte dann über ein umso größeres Kontingent aller Reichsstände verfügen. Der Frankfurter Rat wird sich gemäß seiner Pflicht wie andere Stände mit der Entsendung von Truppen oder der Zahlung von Geld gehorsam erzeigen, wie er dies bislang immer zu Zeiten des Ks. [Friedrichs III.] und auch des jetzigen Kg. getan hat.1
Frankfurt, 3. März 1507 (mitwoch nach reminiscere).
Marburg, StA, Best. 81, A/205/3, Stück-Nr. 42 (Kop.) = Textvorlage A. Frankfurt, ISG, Kaiserschreiben 1377 (Kop.) = B.
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 900, S. 700.
Nr. 13 Aufzeichnung über einen Vortrag des kgl. Gesandten Hartwich Brekewolt an Bürgermeister und Rat der Stadt Lübeck
Der röm. Kg. beabsichtigt, den Ungläubigen Widerstand zu leisten und die dem Hl. Reich verlorengegangenen Gebiete zurückzugewinnen. Dafür ist jedoch die Erlangung der Kaiserkrone Voraussetzung, wie dies der Kg. allen Kff., Ff. und Ständen des Reiches mitteilen ließ.1 Papst Alexander hat ihm zu diesem Zweck auch das vom Kardinallegaten Raimund [Peraudi] eingesammelte Jubelgeld zur Verfügung gestellt.2 Doch verhinderte der Krieg im Reich3 den Romzug. Dennoch konnte der Kg. viele dem Reich entzogene Gebiete zurückgewinnen und die Ungehorsamen befrieden4; der upror in dem Ryke5 ist seiner Entscheidung anheimgestellt. Der Kg. beabsichtigt nach wie vor, den Romzug zur Erlangung der Kaiserwürde zu unternehmen, und wünscht zu diesem Zweck die Aushändigung des in Lübeck eingesammelten Jubelgeldes. Falls die Stadt von anderer Seite deshalb belangt werden sollte, wird er sie in dieser Sache vertreten. Der Gesandte ist bevollmächtigt, dem Magistrat wie anderen Reichsstädten, die das Jubelgeld bereits ausgehändigt haben, einen kgl. Schadlosbrief ausstellen.6 – Der Rat hat den Vortrag angehört und gibt darauf dem Gesandten Antwort7.
s.l., s.d., jedoch act. Lübeck, 5. März 15078.
Lübeck, StdA, ASA Ex. 2295, unfol. (Rapular).
Nr. 14 Antwortschreiben Hg. Heinrichs V. von Mecklenburg an Kg. Maximilian
Bestätigt den Empfang des kgl. Schreibens vom 21. Januar [Nr. 8] für den heutigena 13. März (sonnabend vor letare). Bekennt seine Verpflichtung und beteuert seine Bereitschaft zu Rat und Hilfe bei diesem löblichen Unternehmen zur Erlangung der Kaiserkrone. Zweifellos können jedoch andere Untertanen des Kg. – die Kff.b – in dieser Angelegenheit besser raten als er, der als junger F.1 von diesen Dingen im allgemeinen c–und von den Gegebenheiten dort, wohin der Kg. will, im besonderen– wenig versteht. Beteuert noch einmal, daß er es an nichts fehlen ließe, wenn er etwas zu diesem Unternehmen beitragen könnte.
s.l., s.d., jedoch 13. März 1507.
Schwerin, LHA, 2.11–1/3 RTA I/1, Nr. 18, Fasz. 1, unfol. (Reinkonz.) = Textvorlage A. Ebd., unfol. (Konz.) = B.
Nr. 15 Ladungsschreiben Kg. Maximilians an Reichsstände
Der Papst wollte ursprünglich vereinbarungsgemäß in Bologna die Ankunft des frz. Kg. in Mailand abwarten. Doch erhielt er eine zuverlässige Nachricht und Warnung, daß Kg. Ludwig mit großem Gefolge, darunter etlichen tausend Schweizern, in das Hm. Mailand ziehe, um ihn mit Freundlichkeit oder Gewalt dazu zu bringen, daz babstumb in der Franzosen hand zu stellen, sich darnach Ks. zu schreiben und also Ytalien zu erobern. Der Papst ist deshalb nach Rom zurückgekehrt und erwartet dort seine Hilfe als röm. Kg., künftigem Ks. und Vogt und Beschützer der christlichen Kirche. Nach dem Tod seines Sohnes Philipp wäre es für ihn eigentlich erforderlich, unverzüglich in die Niederlande ziehen, um sich des Gehorsams der Untertanen zu versichern und seine ungehorsamen Untertanen in Geldern, die mit ihren heimlichen Helfern, den Franzosen, täglich sein Land heimsuchen, zu bestrafen und zu befrieden. Dennoch will er die Ehre und Wohlfahrt des Hl. Reiches und der deutschen Nation über seine eigenen Belange stellen.1
Er ist im Begriff, persönlich zum RT nach Konstanz zu ziehen, und will dort seine Ankunft und die anderer Kff., Ff. und Stände erwarten. Er hat seine Tochter, die Hgin. von Savoyen, und etliche vornehme Räte an seiner Stelle in die Niederlande entsandt.2
Befiehlt ihm/ihnen unter Hinweis auf seine/ihre Ehre und Pflicht gegenüber Kg., Reich und deutscher Nation, sofort nach Empfang dieses Schreibens zu ihm a–nach Konstanz aufzubrechen– und über die angezeigten wichtigen Angelegenheiten beraten und handeln zu helfen. Er soll/Sie sollen auf niemand anderen warten und sich auch nicht wegen der hl. Zeit abhalten lassen, dann Got aus diser handlung groß gedient werden mag.
Hagenau, 18. März 1507.
Berlin, GStA, I. HA, Repos. 1, Nr. 2A, fol. 14–14’ (Or. m. Siegelrest, Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Kf. Joachim von Brandenburg; präs. Cölln/Spree, 8. April (donerstag in der osterwochen)) = Textvorlage A. München, HStA, Fürstensachen 217/II, fol. 22–22’ (Or., Vermm. und Gegenz. wie A, Adressat: Bf. Heinrich von Augsburg; präs. Dillingen, 25. März) = B. München, HStA, KÄA 2017, fol. 360–360’ (Kop. mit imit. Vermm. und Gegenz. wie A, Adressat: Stadt Ulm) = C. München, HStA, Hst. Freising K.blau 221/6, unfol. (Or., Vermm. und Gegenz. wie A). Metz, AM, AA 4/31 (Or., Vermm. und Gegenz. wie A, Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Metz).
Nr. 16 Mandat Kg. Maximilians an die Reichsstände
Die Eidgenossen ziehen derzeit mit etlichen tausend Mann dem Kg. von Frankreich nach Italien zu und unterstützen ihn damit bei seiner Absicht, den Papst dazu zu nötigen, den Hl. Stuhl in französische Hände zu übergeben und dadurch ihm die Kaiserkrone vorzuenthalten. Es ist ihm als röm. Kg. wie allen Deutschen unerträglich, auf diese Würde zu verzichten und sich der französischen Tyrannei zu unterwerfen. Er hat deshalb seine geplante Reise in die burgundischen Erblande, um sich dort des Gehorsams seiner Untertanen zu versichern und deren Angelegenheiten zu regeln, verschoben.1 Er will sich der Ehre des Reiches und der deutschen Nation als seiner eigenen Angelegenheit annehmen, sich jetzt persönlich zum RT nach Konstanz begeben und mit Gottes Hilfe diesen schweren Verlust verhindern.2
Für den Fall, daß zwischen ihm und den Eidgenossen – wenn diese den frz. Kg. bei seinen Absichten weiterhin unterstützen – ein Krieg ausbricht, befiehlt er ihma, unverzüglich b–seine kriegstüchtigen Gefolgsleute und insbesondere Reiter– auszurüsten. Diese sollen auf einen entsprechenden Beschluß des RT und auf seinen weiteren Befehl hin unverzüglich ins Feld ziehen und gemeinsam mit den Kontingenten anderer Reichsstände, denen gleichlautende Schreiben zugehen, die Ehre, Würde und Freiheit der deutschen Nation gegen die Tyrannei verteidigen, die der frz. Kg. jetzt mithilfe der Eidgenossen über Genua und andere italienische Kommunen ausübt. Er selbst wird ebenfalls alle seine Mittel dafür einsetzen.3
Straßburg, 20. März 1507.
Nürnberg, StA, ARTA 8, fol. 251–251’ (Kop., Name des Adressaten fehlt, jedoch Mgf. Friedrich von Brandenburg) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 1–1’ (Kop., Name des Adressaten fehlt, jedoch Bf. Lorenz von Würzburg) = B. Zürich, StA, A 176.1, [zu Stück-Nr. 42]4 (undat. Kop., Adressat: Stadt N.) = C. Basel, StA, Fremde Staaten, Mülhausen D 1, unfol. (Kop. mit imit. Vermm. prps./amdrp. und Gegenz. Serntein, Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Mülhausen)5. Zürich, StA, B VIII 272, nach Stück-Nr. 42 (undat. Kop.).
Druck: Mieg, Politique, Nr. 11, S. 51; Gagliardi, Anteil I, S. 617 Anm. 45 (auszugsweise).
Nr. 17 Instruktion Kg. Maximilians für Bf. Georg von Trient als Gesandten zu Hg. Albrecht IV. von Bayern
[1.] Absicht Kg. Ludwigs von Frankreich zur Unterwerfung des Papsttums und zur Erlangung der Kaiserwürde; [2.] Notwendigkeit der persönlichen Teilnahme Hg. Albrechts am RT; [3.] Androhung einer Verständigung Kg. Maximilians mit Frankreich für das Haus Habsburg.
Straßburg, 22. März 1507.
Straßburg, AV, AA 328, fol. 16–17 (Or. [!], Verm. amdrp., Gegenz. Serntein).
[1.] Er, der Kg., hat aus schwerwiegenden Gründen einen RT nach Konstanz ausgeschrieben. Er hat seine eigenen Angelegenheiten, nämlich die Reise nach Burgund zur Entgegennahme des Untertaneneides und zum Widerstand gegen die ungehorsamen Gelderer, hintangestellt und reist nunmehr unverzüglich nach Konstanz. Die Ehre und Wohlfahrt des Reiches gehen ihm also über seine eigenen Belange und die seiner Erblande. Wenn er anders verfahren wäre, hätte er zweifellos das Hm. Geldern erobert, das nun verloren ist. Der frz. Kg. schickt sich an, für Frankreich das Papsttum zu gewinnen; er will sich danach als Ks. bezeichnen, da er dann der Kaiserkrone sicher ist. Der Papst befindet sich noch im Zweifel, ob er dem frz. Kg. die Papstwürde verkaufen soll oder nicht, wenngleich er bereits viel Geld angenommen hat. Gegenüber etlichen Kardinälen, die gegen der teutschen nation noch den alten gelauben haben, behauptet er, dazu gezwungen zu sein, da die Franzosen sich in Italien festsetzten und die Deutschen künftig niemanden mehr aus ihrer Nation zum Ks. oder Kg. machen würden. Der Papst hat gegenüber dem röm. Kg. sein Bedauern erklärt, daß dies zu seiner Zeit geschehe und er der letzte italienische Papst sein werde, da doch die Italiener das Papsttum und die Deutschen das Kaisertum lange innegehabt hätten. Er, der Kg., entsendet auf Bitten etlicher Kardinäle erneut Truppen1, dem babst und Ytalien zu trost, kann aber nicht wissen, ob der Papst diese annehmen wird.
[2.] Dieweil aber in unserm vermugen nit ist, solh swer sachen allain zu underhalten und daryn auf disem Reichs tag ausserhalb sein und ander Kff. und Ff. persondlich beywesen nichts fruchtperlichs gehandelt werden, auch solhs lenger kain bite2 erleiden mag und der cristenhait, des Reichs und teutscher nation zerruttung und abfall alles wesens nie so nahent gewesen, als es yecz ist, sullest du an denselben unsern lb. swager und F., Hg. Albrechten, mit ernst begeren, solhs alles zu herzn zu nemen und in aigner person von stund auf den obbestimbten Reichs tag zu kumen und mitsambt uns und andern des Reichs stenden helfen, entlichen und an weiter bedenken oder verzug zu sliessen, solhen sweren einfellen widerstand zu tun, wie dann das unser kgl. ausschreiben klerlichen anzaigt. Darin wellen wir unser leib und gut, so weit das noch raicht, ungespart darstregken und yecz laut unser schrift [Nr. 16], negst an in ausgangen, gewislichen in aigner person auch auf den tag gen Costentz ziehen und von dannen in fuesstapfen noch understeen, das babstumb zu erretten und unser ksl. cron zu emphahen.
[3.] Wurde aber er aussen beleiben und wir in solhem von im und andern stenden verlassen, so ervordert unser merkliche notturft, ist auch entlichen unser will, uns von wegen unser erblichen heuser Osterreich und Burgundi mit dem Kg. von Frankreich zu seczen, wiewol wir wissen, das uns daselbs kain gelauben gehalten wirdet. Aber wir werden von unsern landschaften darzu gedrungen, dieweil sy sehen und empfinden, das inen die Kgg. zu Frankreich, Hungern und Aragonia, auch Britenischen, Venediger, Italischen, Maylender, Aydgenossen, Lutticher und Geldrischen als des Reichs und teutscher nation naturlich veind zu mechtig werden wellen. Und sy haben uns bisher alles ir vermugen dargestregkt und wir darzu unser camergut verseczt und verkauft, das wir noch teglichs tun. Soll es nu darzu kumen, so wirdet das unser als eins röm. Kg. und sein und der andern stende smach und spot, auch am ersten unser als eins Ehg. zu Osterreich, Hg. zu Burgundi und zuleczt sein selbs verderben sein. Darumb sol er die sachen wol bedenken, damit sein L. zu solhem unwiderbringenlichen abfal nit ursach gebe.
Der Bf. soll über die Antwort Hg. Albrechts3 unverzüglich berichten. [Datum].
Nr. 18 Kg. Maximilian an Kf. Friedrich III. und Hg. Johann von Sachsen
Akkreditiert seine beiden Räte Ernst von Welden (Pfleger zu Seifriedsberg) und Balthasar Wolf von Wolfsthal (Pfleger zu Donauwörth und Weißenburg) als Gesandte, eu etlicher unser und des Hl. Reichs obligenden sachen zu berichten.1
Straßburg, 22. März 1507.
Weimar, HStA, Reg. E, Nr. 54, fol. 3–3’ (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein).
Nr. 19 (Fiktives?) Mandat Kg. Maximilians an Reichsstände, hier an Ebf. Ernst von Magdeburg
[1.] Absicht Kg. Ludwigs von Frankreich zur Unterwerfung des Papsttums und Erlangung der Kaiserwürde; [2.] Unrechtmäßigkeit des französischen Vorgehens gegen das reichstreue Genua; [3.] Aufforderung zur Einwilligung in eine von den Reichsständen bereits genehmigte Anleihe und zu deren Bezahlung.
Konstanz, 9. April 1507 [!].1
Nürnberg, StA, ARTA 8, fol. 253–255 (Kop.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 3–4’ (Kop.) = B.
[1.] Er hat eine zuverlässige Warnung erhalten, daß der frz. Kg. etliche tausend Mann zur Sicherung der Grenze zwischen der Picardie (Bickardi) und dem Artois abgestellt habe, während er selbst mit 16 000 Franzosen und 5000 Schweizern über die Alpen nach Italien ziehe; die Osterfeiertage (hl. zeyt) habe er in Grenoble verbracht. Der frz. Kg. beabsichtige, sich gegen den Papst zu wenden und ihm Bologna (Bononi) wegzunehmen – die unser botschaft, so dozumal doselbst gewesen ist, aus lieb der gmain, die sich als ein alte reichstat zu derselben botschaft getragen, seiner Hlt. uberantwort2 –, um sie seinem Parteigänger Giovanni Bentivoglio zurückgeben zu können. Der frz. Kg. dränge den Papst, zu ihm nach Bologna zu kommen. Andernfalls wolle er ihn mit Gewalt holen und dann erst die reichsunmittelbare Stadt Genua unter die französische Knechtschaft zwingen. Der frz. Kg. wolle den Papst in seine Gewalt bekommen, bevor der röm. Kg. diesem zu Hilfe eilen könne; er wolle den Hl. Stuhl, die Kaiserwürde und ganz Italien für alle Zeit für die französische Krone gewinnen. Man beabsichtige, die beiden Städte [Bologna und Genua] stark zu befestigen, um sie für Frankreich zu sichern. Dieses Vorgehen gegen den Papst und den Hl. Stuhl werde damit gerechtfertigt, daß der Papst gegenüber den Franzosen bei der Eroberung Bolognas wortbrüchig geworden sei. Dieser beklage sich nicht offen über die Franzosen, damit er sie nicht weiter gegen sich aufbringe und weil er entweder über ihre Intrigen nicht informiert sei oder den Berichten darüber keinen Glauben schenke. Der Papst hoffe, von seinem Schweigen zu profitieren, nachdem er vor seiner Wahl den Franzosen in Hinblick auf Mailand und andere Angelegenheiten immer willfährig gewesen sei. Überdies werde er durch die Franzosen mit falschen Worten – wie sie diese dem röm. Kg. gegenüber früher auch gebraucht hätten – in Sicherheit gewiegt. Sie behaupteten nämlich, sie würden nur gegen Genua ziehen. Ihre tatsächlichen Absichten ergäben sich indessen aus der Tatsache, daß die Genueser angeboten hätten, ihre Tore zu öffnen, wenn ihre Freiheiten gewahrt blieben, so daß also die persönliche Anwesenheit des frz. Kg. mit einer solchen Streitmacht gar nicht nötig sei. Derzeit stünden über 34 000 Mann in Italien und an den Grenzen zu den burgundischen Erblanden. Da die Genueser eine schwere Bestrafung erwarteten und gar die Zerstörung ihrer Stadt befürchteten, beklagten sie gegen jedermann die Tyrannei der Franzosen; ihre Hoffnungen ruhten allein noch auf Gott und dem röm. Kg.
[2.] Die Genueser haben ihn bei seinem letzten Aufenthalt in ihrer Stadt als Herrn anerkannt, ihm die Schlüssel übergeben und ihren Gehorsam gegenüber Kg. und Reich bekundet und erzeigt.3 Der frz. Statthalter Ravenstein hat allein aus Geldgier Uneinigkeit in der Stadt gesät4, wie er dies zuvor zwischen ihm und den Flamen
getan hatte.5 Deshalb waren die Genueser genötigt, den Statthalter und seine Partei zu vertreiben.
[3.] Er befiehlt zwar ihm und anderen Reichsständen im beiliegenden Mandat [Nr. 16], gegen diese Absichten des frz. Kg. unverzüglich zu rüsten, doch kann es angesichts des französischen Vorsprungs nötig werden, dem Papst, dem Hl. Stuhl und der Stadt Genua sofort zu Hilfe zu eilen. Er hat deshalb mit den hier anwesenden Reichsständen beraten und in die Wege geleitet, daß die Schweizer nach französischem Vorbild durch Geldzahlungen und Pensionen veranlaßt werden, vom frz. Kg. abzuziehen und diesen nicht länger zu unterstützen. Zwar haben die Eidgenossen dem frz. Kg. die Kaiserwürde bislang wohl gegönnt, doch haben etliche von ihnen nach seinen Informationen noch genügend Ehre, um nicht zulassen zu wollen, daß die tyrannischen Franzosen das Papsttum und die Kaiserwürde gewinnen. Jeder kann ermessen, welche Folgen dies für die Christenheit hätte. Die Stände haben deshalb bewilligt, daß er als Ehg. von Österreich, er [der Ebf.] und die übrigen Stände je nach Leistungsvermögen neben der Eilenden Hilfe eine Anleihe leisten, die für den oben dargelegten Zweck hierher nach Konstanz an die Reichsversammlung zu überweisen ist.6 Auf ihn entfallen demnach 1200 fl.rh. Er befiehlt ihm, in diese Anleihe einzuwilligen und das Geld unverzüglich an die Reichsversammlung nach Konstanz auszuzahlen, damit der Papst, der Hl. Stuhl, die Kaiserkrone, die Stadt Genua und andere zum Reich gehörige italienische Stände, die ihrerseits ihre Hilfe bereits zugesagt haben, vor der französischen Tyrannei und für die deutsche Nation gerettet werden. Nichtsdestotrotz soll er dem beiliegenden Aufmahnungsmandat Folge leisten. Für die Anleihe wird ihm in Konstanz eine kgl. Obligation ausgehändigt.
Nr. 20 Aufzeichnung über Verhandlungen der kgl. Gesandten Ernst von Welden (kgl. Pfleger zu Seifriedsberg) und Balthasar Wolf von Wolfsthal (kgl. Pfleger zu Donauwörth und Weißenburg) mit dem Rat der Stadt Nürnberg
Die kgl. Räte Ritter Ernst von Welden und Ritter Balthasar Wolf legten vor dem Nürnberger Rat ausführlich den Befehl des röm. Kg. dar, eine bevollmächtigte Gesandtschaft zum RT nach Konstanz, den der Kg. unter Hintanstellung seiner erbländischen Angelegenheiten zum Wohl des Reiches einberufen hat, abzuordnen. Die Nürnberger Gesandten sollten ohne Hintersichbringen gemeinsam mit den übrigen Reichsständen über die Angelegenheiten von Kg. und Reich, die Kaiserkrönung, das Papsttum und die Abwehr Frankreichs beraten. Die beiden kgl. Räte legten weiter dar, daß der frz. Kg. in Verhandlungen über den käuflichen Erwerb der Papstwürde stehe und der Papst bereits Geld angenommen habe und daß der frz. Kg. beabsichtige, nicht nur die Papstwürde, sondern ganz Italien zu gewinnen und daneben Ungarn, Aragon, Venedig, Lüttich und Geldern unter seinen Willen zu zwingen und dadurch seine Macht zum Nachteil des Reiches zu steigern. Da der röm. Kg. dem nicht allein Widerstand leisten könne, sei er für den Fall, daß die Stände in Konstanz nicht erscheinen würden, genötigt, die Interessen seiner Erblande zu bedenken und sich für Burgund und Österreich mit dem frz. Kg. vertraglich zu einigen, wenngleich auf die Einhaltung eines solchen Vertrags durch die Franzosen wenig Verlaß wäre. Der Kg. sei bereit, in dieser wichtigen Angelegenheit alle seine Mittel einzusetzen.
Jörg Holzschuher und Konrad Imhoff versicherten den kgl. Räten die Treue der Stadt gegen den Kg. und sagten zu, unverzüglich eine bevollmächtigte Gesandtschaft zur Beratung über die Reichsangelegenheiten nach Konstanz abzufertigen.1
Act. Nürnberg, 14. April 1507 (mitwochs [nach Quasimodogeniti]).
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratsbücher, Nr. 8, fol. 348’-349’ (Kop.).
Nr. 21 Kg. Maximilian an einen weltlichen Reichsfürsten
Er teilt beiliegend etliches über die Gründe für die Einberufung des RT und über das Vorgehen des frz. Kg. gegen ihn, den Hl. Stuhl, das Hl. Röm. Reich, die deutsche Nation und Italien mit.1 Er setzt ihn in diesem Zusammenhang darüber in Kenntnis, daß vor wenigen Tagen ein geheimer Kammerdiener des frz. Kg.2 bei ihm war, der erklärte, daß sein Kg. Frieden und Freundschaft mit ihm und seinem Enkel Ehg. Karl von Österreich sowie mit ihren Ländern und Untertanen wünsche. Obwohl er wußte, daß es sich nur um ein Täuschungsmanöver handelte, ordnete er dennoch zu mererm glimpf einen seiner Diener ab, um den frz. Kg. seiner Freundschaft zu versichern. Dieser Diener [Claude de Salins] äußerte gegenüber dem Kardinal von Rouen (Rom), daß der röm. Kg. der oberste Vikar und Beschützer der Christenheit sei und diesem deshalb die Verteidigung des Papstes, der Kardinäle und der christlichen Kirche obliege. Sein Diener erhielt durch den Kardinal in Gegenwart von vier weiteren Kardinälen und der Gesandten des Kg. von Aragon3 öffentlich die Antwort, daß der röm. Kg., weil er sich einen obersten Vikar und Beschützer des Hl. Stuhls nenne, ein Ketzer sei, denn die ganze Welt sollte dem Papst untertan sein, und nach dem Papst komme der frz. Kg., den man den allerchristlichsten Kg. nenne. Der Kardinal sagte auch einen Tag zuvor öffentlich zur päpstlichen Gesandtschaft, daß der Kg. von Frankrich daz, so er ime bewyse, umb den babst nit verdient hab, dardurch er vermeint, mit dem schwert glauben bij dem babst zu machen. Daz doch, als meniglich weiß, nit ist. Er wollte ihm dies mitteilen, damit er über den Stand der Dinge, die zur Eile drängen, informiert ist und ihre große Bedeutung für ihn als Kg., das Hl. Reich, den Hl. Stuhl, die deutsche Nation und die ganze Christenheit ermessen kann.
Straßburg, 16. April 1507.
Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 2–2’ (Kop.) = Textvorlage A. Nürnberg, StA, ARTA 8, fol. 252–252’ (Kop.) = B.