Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Aufforderung zur Einhaltung der auf dem Züricher Tag (Juni 1507) gegebenen Zusage bezüglich des Romzuges; [2.] Alternative der Neutralität unter Verbot des Kriegsdienstes gegen Kg. und Reich; [3.] Einberufung eines weiteren eidgenössischen Tages; [4.] Androhung von Konsequenzen im Falle der weiteren Unterstützung Frankreichs.
Innsbruck, 13. September 1507.
Luzern, StA, AKT A 1 F 1, Schachtel 53, Fasz. Maximilian I., unfol. (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein) = Textvorlage A. Schaffhausen, StA, Korrespondenzen 1501–1515, Stück-Nr. 42 (wie A) = B. Basel, StA, Deutschland B 2,III, fol. 123–123b (wie A). Solothurn, StA , Eidgenössische Abschiede 1507–1510, AG 1,5, pag. 163–167 (wie A). Zürich, StA, A 176.1, Stück-Nr. 42 (wie A; präs. 19.9.).
Druck: Eidgenössische Abschiede III/2, S. 398–400 (nach dem Solothurner Exemplar).
[1.] Erinnert an die mit ihnen in Schaffhausen, Konstanz und Zürich geführten Verhandlungen der kgl. und reichsständischen Gesandten über ihre Hilfe für den Romzug, desweiteren an ihre in Zürich gemachten diesbezüglichen Zusagen und an den dort ergangenen Abschied [Nrr. 234/246], woraufhin er dann die Anberaumung eines Tages wünschte, um diesen Abschied zu vollziehen, sich mit den Hauptleuten und Offizieren über ihren Sold zu einigen und daraufhin unverzüglich loszuziehen. Er hat dies auch den Reichsständen mitgeteilt, die daraufhin eilends ihre Kontingente aufgestellt haben. Und als gemain Aidgnossen oder etlich aus inen auf demselben tag durch geswind, bös practiken und gelt der Franzosen, das sy dann allain darumb aussaen, damit sy widerwillen und unainigkait zwischen uns und euch machen, von irer antwurt und abschiden, auf vorigen tagen gefallen, und denselben ganz ungemaß und widerwertig antwurt geben, sy wellen uns unsern romzug helfen volbringen, aber gegen dem Kg. von Frankreich noch yemands anderm nichts handln oder furnemen, und darauf weiter tag auf montag nach Bartolomeus tag [30.8.] angesetzt [Nr. 911, Pkt. 3], das uns merklichen befrembdet und beswart, aus den ursachen, daz sy selbs wol wissen, daz wir unsern durchzug durch Mailand, wie unser vorfaren getan, oder durch der Hft. Venedig lande nemen und tun muessen. Nu haben wir mit Frankreich in verschiner zeit vil friden, vertrag, ainung und handlung gehebt, die sy aber alwegen geprochen und uns und dem Hl. Reich kain trauen oder gelauben nie gehalten, sein auch fur und fur durch ir poß und untreu, geswind pratiken in strenger ubung, uns und gemain teutsche nation an disem erlichen und loblichen furnemen zu verhindern und dardurch irn gewalt und regierung, die sy bisheer in Italia gegen unsern und des Reichs verwandten tirannisch geubt, zu weitern und auszubreiten. Und auf das sy solhen iren willen volbringen und erlangen, so sparen sy kain gelt noch anders, damit sy die Aidgnossen oder etlich aus
[2.] Wo ir aber solich hilf wider meniglich nit zusagen und beweisen woltet, alsdann so begern wir an euch, daz ir stillsitzen und kainer partey hilf oder zuschub tuet, auch euern knechten zu kainem Kg., F. oder H., auch in kain frombd land wider uns zu laufen gestattet und das auf das hochst verpietet und dermassen daryn handelt, dardurch wir abnemen mugen, das ir in gutem willen gegen uns und dem Hl. Reich verharren und unser, des Hl. Reichs und gemainer teutschen nation und euer selbs eer und wolfart mer und hoher dann ainen klainen aigennutz, so etlich der euern annemen, betrachten, daraus uns und euch, dem Hl. Reich, auch teutscher nation und gemainer cristenhait krieg, aufrurn und widerwertigkaiten erwachsen mochten.
[3.] Und wo ir samenlich oder etlich aus euch, als wir uns genzlich zu euch vertrosten, solhe handlung verwilligen und den ersten oder andern artikl mit uns annemen, so wellet uns des zum furderlichisten durch eure poten auf unsern costen berichten und von stund tag ansetzen, den wir durch unser rate besuchen und aigentlichen und entlichen mit euch handeln und besliessen lassen wollen, damit zwischen unser zu baiden tailen gut ainigung und verstantnuß gemacht und aufgericht werd.
[4.] Wo aber ir gemainiglich oder etlich in sonderhait solhs abslagen und in euer ungehorsam, des wir uns doch nit versehen, verharren, so wurden wir und das Hl. Reich, als ir selbs ermessen mugt, geursacht, gegen denselben als denen, so des Hl. Reichs lob und eer gern underdrucken wolten, dermassen furzunemen und zu handeln, dardurch solhs furkumen und gewendet, die ksl. cron und wurde bei teutscher nation behalten, auch den ungelaubigen und veinden der cristenhait widerstand und abbruch beschehen mug, das bisher allain durch die Franzosen und ir anhenger umb aigens nutzes willen verhindert worden ist. Er vertraut indessen darauf, daß sie sich entscheiden werden, wie es ihre Ehre und ihre Pflichten gegenüber dem Hl. Reich und der deutschen Nation erfordern.2