Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 170–171 (Kop., mitwochen nach judica).

Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 585, S. 430f.

[1.] [...]. Er hat in seiner Angelegenheit die Freunde des Ordens, darunter auch die Ritterschaft in Franken kontaktiert. Deren einhelliger Rat lautet, an dem vom Ks. ausgeschriebenen, bislang jedoch verschobenen Reichstag teilzunehmen – was er schon längst gern getan hätte. Daselbst wollen sie unser und unsers ordens sache treulich helfen furdern, das wir von gemeynen stenden des Heiligen Reichs mit trostlicher furderung und hulf nit sollen verlasen werden.1

[2.] Der Kg. von Ungarn und Böhmen ließ durch Bf. Hiob von Pomesanien (Riesenburg), der sich anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für dessen Sohn [Kg. Ludwig] in Prag aufhielt, bestellen, dass er Gesandte zum polnischen Kg. schicken werde, um dessen Zustimmung zu gütlichen Unterhandlungen zwischen dem Deutschen Orden und Polen zu erlangen. Falls er erfolgreich sei, werde er bald nach der Osterzeit einen Termin anberaumen. Er selbst wird sich inzwischen weiterhin darum bemühen, den Konflikt mit Polen durch gütliche oder rechtliche Verhandlungen zu beenden. Falls es unterdessen zu einem polnischen Angriff kommen sollte, hat er seinen Ratschlägen folgend die Schlösser und Städte des Ordens in Abwehrbereitschaft versetzt. [...].2

Anmerkungen

1
 Am 31.3. schrieb der Hochmeister an den Ordensprokurator in Rom, Dr. Johann von Kitzscher: Wir warten noch in unsern hendeln bebstlicher Hlt. bescheids und des Reichs tags, den wir, wen Got wolde, das er angefangen wurde, wellen besuchen(Kop., sonnabent noch judica; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 172–174. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 587, S. 432f.). Kitzscher führte inzwischen erfolgreich Verhandlungen über päpstliche Breven an den Hochmeister [mit dem Verbot, dem poln. Kg. zu huldigen, 27.3.1509; Acta Tomiciana I, Nr. XXXVI, S. 50f.; Forstreuter, Ordensstaat, S. 38f.; Zivier, Geschichte I, S. 53f.; Matison, Politik, S. 438; Sach, Hochmeister, S. 59] und an Kg. Wladislaw [mit der Aufforderung zum Verzicht auf Feindseligkeiten und zur Einwilligung in Vermittlungsverhandlungen wegen der geforderten Unterwerfungserklärung HM Friedrichs von Sachsen unter den Thorner Frieden von 1466; lat. Kop. Rom, tertio k[a]l[enda]s Aprilis[29.3.]1509; GStA Berlin, OBA 19238. Druck: Theiner, Monumenta II, Nr. CCCLVIII, S. 326f. Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta I/2, S. 388. Vgl. Voigt, Geschichte IX, S. 364; Zivier, ebd., S. 55; Matison, ebd., S. 438f.]. Der Hochmeister wies Kitzscher an, das Breve an ihn zu schicken und ihm so die Entscheidung über die Weiterleitung an den poln. Kg. zu überlassen. Er wollte ggf. die Vermittlungsinitiative Kg. Wladislaws von Ungarn nicht gefährden (Kop. Rochlitz, freitag nach quasimodogeniti[20.4.]1509; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, pag. 180–182. Druck: Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch II/3, Nr. 594, S. 437f.).
2
 Einen weitgehend wörtlich übereinstimmenden Memorialzettel erhielt am gleichen Tag der Hofmarschall des Hochmeisters, Jakob von Dobeneck, als Gesandter zum Großkomtur [Simon von Drahe] (Kop., mitwochen nach judica; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 30, pag. 57–58). Darin teilte der Hochmeister weiter mit, dass er einen berittenen Boten mit der Anmietung einer Herberge in Worms beauftragt habe und sich selbst dorthin begeben werde, sowie der Ks. zum RT anreise.