Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Anleihen für den ksl. Italienzug; [2.] Verlängerung des Mainzer Tages; [3.] Bitte der ksl. Vertreter um eine Stellungnahme zu einem am Vortag vorgelegten Schriftstück; [4.] Bitte Ks. Maximilians um Mitwirkung an den Verhandlungen mit Hg. Heinrich I. von Braunschweig-Wolfenbüttel über seine Teilnahme am Krieg gegen Venedig.

München, HStA, K.blau 103/4a, fol. 272–273 (Kop., Datumverm.: Montags nach jubilate) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 127’–128 (Kop., Überschr.: Von ksl. Mt. reten montags nach jubilate gegeben.) = B.

[1.] /272/ Zum ersten, die schrift, die e. Gnn. und andere haben uberantworten lassen [Nr. 26], sint wir ksl. Mt. dise antwort zuzuschicken [erbietig]. Verhoffen, antwort darauf zu bekomen. Dan sin maiestat daz bevolhen. Sie hetten sich eyner bessern und andern antwort vertrost, in sunder des anlehens halben. Aber dwil eynetrechtlich gefallen, wollen sie die auch ksl. Mt. zuschicken.

Der versicherung halben etc., haben sie dafur gehalten, daz die verwysung aufs Richs hilf nit unzimlich gewesen, nachdem ksl. Mt. dieselb hilf begert in anligen des Richs. Begern zu versten zu geben, waz versorgniß sie von ksl. Mt. haben wollen, dan sie kein moglichs und zimlichs nit weigern werde.

[2.] Dan am ende der schrift, daz etlich hie bliben wollen, desselben blibens sagen die rete dank. Wollen auch nit verhalten, daz nechthin schrift zukomen, darin verkunt sin Mt., allen flis furzukeren, daz keyner verruck [Nr. 18, Pkt. 4]. Lat sich sin Mt. merken, sie wolt oder werde irer sachen sich in Geldern tun, sunder sie wollen disen Richß tag, wan sie weiß, wohin die stende verrucken, dahin zu komen. Ist nit mynder, wirt gemelt, daz Sachsen und Wurzburg verrucken /272’/ wollen, mag Wurzburg halb ursach haben wollen, deß stuckß halben ein artikel1 lesen lassen.

Sachsen halben konnen sie auß keynem ksl. schriben vermerken, daz siner Mt. meynung sij, daz der verrucken soll. Waz daz geberen werd, sij zu bedenken. Wo sie byeinander pliben, wurd bij fynden und frunden vermerkt, daz ir euch des Richs sachen wolt lassen zu herzen gen. Sollt nun eyner oder mer verrucken, gebe den fynden ein frolichs, den frunden ein traurigs herz und solt dem Rich unwiderpringlicher schade zugefugt werden.

Auß den und vil andern ursachen begern sie an herzog Friderichen, er woll dise swere sach beherzigen und in kein [weg] verrucken, [sondern] bij den andern bliben und daz best helfen raten und handeln.

Begern auch an die andern fursten und botschaften, daz sie bij Sachsen flis furwenden, daz er nit verruck, den trefflichen schaden, der dem Rich davon entsten mocht, zu verhuten.2

Sie achten auch, wo sie Sachsen vermogen, daz ksl. Mt. daz zu gefallen annemen werde.

[3.] /273/ Sie haben auch den fordern tag ein zettel3 verlesen lassen. Bitten auf dieselb auch antwort.

[4.] Ksl. Mt. hat kurzvergangen tag schrift getan, betreffen herzog Heinrichen von Brunswig [Nr. 10, Pkt. 9]. Die bitten sie zu horen.

Anmerkungen

1
 Liegt nicht vor. Zweifellos handelt es sich um das durch ksl. Räte an Bf. Lorenz übergebene Schriftstück bezüglich der Anleihe, das in dessen Schreiben vom 22.5. [Nr. 31] erwähnt wird.
2
 Kf. Friedrich hatte in Mainz aus Verärgerung wegen eines (nicht vorliegenden) ksl. Schreibens bereits frühzeitig seinen Wunsch nach Abreise geäußert. Ks. Maximilian beschwor ihn in einem eigenhändigen Brief vom 6.5., davon abzusehen: Des wier hart erschroken seind, das euer liebe also sich van uns und dem Heiligen Reich wenden an alle not wolden und Gott und dy welt, zu wissen das pabstumb und kaysertumb, dem neuen soffi oder teufl, den Francosen, verlassen und helfen ubergeben(eigh. Or. m. 2 Ss. [Andernach]; Postverm.: Ad manus; HStA Weimar, EGA, Reg. E, Nr. 55, fol. 20, 21’. Ulmann, Kaiser II, S. 354). Das Schreiben erreichte den Kf. am 12.5. in Mainz. Dieser antwortete darauf aber erst vier Tage später nach erfolgter Abreise. Er akzeptierte die Relativierung des früheren ksl. Schreibens, das warlichen fast scharf und ich darinen hart angezogen werde, und kündigte wegen dieser und anderer Angelegenheiten die Entsendung Degenhart Pfeffingers und Friedrichs von Thun an den Kaiserhof an (Konz., erichtag nach jubilate; ebd., fol. 37).
3
 Liegt nicht vor.