Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Wunsch nach unbefristeter Zusage der Konstanzer Hilfe, als Gegenleistung Ausstellung eines geheimen ksl. Reverses über ihre Inanspruchnahme für nur ein Jahr; [2.] Bereitschaft zu einer Vereinbarung über den Verbleib der aus der Hand Venedigs zurückgewonnenen Besitzungen beim Reich bzw. beim Haus Habsburg; [3.] Zustimmung zu einem schriftlichen Vermittlungsangebot der Stände an Venedig; [4.] Nochmaliger Appell zur Bewilligung einer maßvollen Hilfe; [5.] Entschlossenheit zu einem Türkenfeldzug.
Augsburg, 23. März 1510
Kop.: A) Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 6, fol. 227a-228a (Überschrift: Auf Kff., Ff. und stende des Reichs antwort sabato ante palmarum [23.3.10]); B) Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 90a-91b (Überschrift: Am hl. palmabent auf Kff., Ff. und ander stend des hl. Reich[s] antwurt); Karlsruhe, GLA, Abt. 50 Nr. 8, fol. 24b-25b (Überschrift: Uf Kff., Ff. und ander stend des hl. Richs antwurt); Würzburg, StA, Würzburger RTA 5, fol. 208a-209b; Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 201, fol. 12a u. b (Überschrift: Uf saterstag palmavent in der menzischen canzly gelesen zu Augspurg uf Kff., Ff. und stende des Riechs antwurt); Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 27, fol. 57a-58b (Überschrift: Uf sampstag vor palmarum Ao. ut supra uf der Kff., Ff. und ander stend des Reychs antwort); Lübeck, A. der Hansestadt, ASA, RTA vol. II Fasz. 5, fol. 22a-23b (Überschrift: Actum sampstags vor palmarum, das Folgende wie in B); München, HStA, KÄA 3138, fol. 1a-2a (Überschrift: Actum sambstags vor palmarum Ao. etc. decimo); Ebd., fol. 45a-46a (am Schluß des Stückes: Actum in vigilia palmarum Ao. etc. decimo); Ebd., Gemeiners Nachlaß 28, fol. 62a u. b, 64a; Ebd., Hst. Freising Kasten blau 221/6 Fasz. Reichstag 1510, pag. 33 (nur [1.]; Überschrift wie in A); Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 86b-87b (Überschrift: An dem hl. palmabent an unser lb. Frauentag auf Kff., Ff. und ander stend des hl. Reichs antwort; von der Hand des Nürnberger Gesandten Kaspar Nützel); Wien, HHStA, RK, RTA 1, fol. 188b-190b (Überschrift: Actum sampstags nach [recte: vor] palmarum. Auf Kff., Ff. und ander stend des hl. Reichs antwurt).
Teildruck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1007.
[1.] Auf den furschlag ksl. Mt. messigung der hilf, das den stenden dieselb messigung weder in einem noch dem andern wege irs unvermogens halb muglich sey, und darauf an ksl. Mt. begert, einen zimlichen und leydlichen furschlag zu tun, der den stenden vermoglich sey, dorin wollen sich die stende ganz nach irem vermogen ksl. Mt. zu gefallen halten etc. [Nr. 104 [3.]], darauf gibt die ksl. Mt. diese antwort, das ir ksl. Mt. aus viel ursachen geacht hab, seiner Mt. furschlag den stenden leydlich, auch irer ksl. Mt. und dem Reich erschießlich zu sein. Wie aber dem allen, so wolt doch die ksl. Mt. in dem, das den stenden nit vermoglich were, ungern ersuchen und auf diesen nachvolgenden wege gedacht, nemlich das die hielf zu Costenz irer ksl. Mt. frey zugesagt würd, als lang ir ksl. Mt. der notturftig würd sein, aus den ursachen, so den stenden vormals angezeigt seyn. Dagegen wolt die ksl. Mt. den stenden in geheym ein revers geben, das die stend solich hielf nit lenger schuldig sein zu halten dann ein jar lang [Nr. 124]. Und ob schon mitler zeit die land, ksl. Mt. zugehorig, mit dem swert oder teyding erlangt würden, so würde doch ksl. Mt. solcher hielf notturftig die zeit, auf das die land in gute gehorsam, frid, hanthabung und recht gebracht würden.
[2.] Ir ksl. Mt. ist auch willig irem vorigem erbieten nach, mit irem rate, wissen und willen, wie hinfuro dieselben land, zum teil dem Reich zugehorig, auch dem haus Osterreich, mügen bey dem Reich und dem haus Osterreich pleyben. Das ganz müglich und gut, leydlich wege deshalben verhanden sein mügen.
[3.] Dann belangend, das die stende begerten, den Venedigern zuzulassen, zu ine zu komen, das sie teydigen mochten, ob die sachen ausserhalb kriegs mocht hingelegt werden, wo aber solichs ksl. Mt. nit gemeint were, wollen sie gern schreyben irer Mt. anzeigen nach, antwort ksl. Mt., das sein Mt. aus vorerzelten ursachen, der Venediger potschaft zuzulassen, sie sagen dann zu ksl. Mt., das ir in kürz uberzuantworten, so mügen dy ksl. Mt. zulassen, das man furter muge reden von einem bestendigen frid. Darumb bedunkt ir ksl. Mt. nochmals in dieser zeit die schrift pesser zu sein.
[4.] Und bitt und begert dorauf ksl. Mt. an die stende samptlich und sonderlich, sie wollen zu herzen nemen die wolfart, so dem hl. Reich aus dieser hielf entsteen mag, auch den abfall, so kein erschißlich hilf zugesagt würd, der dem Reich entsteen mocht, das zu besorgen, in konftig zeit kein als bekomenlicha zeit sein mocht, als dann yzt vor augen ist. Darumb setzt ksl. Mt. die hielf auf ein maß, die ir Mt. ganz acht, den stenden leydlich, auch irer Mt. und dem Reich erschießlich, in hoffnung, die stende werden solich hielf gutwillig zusagen. Wo das ir ksl. Mt. kann gegen den stenden mit freuntschaft und gnaden erkennen, erbeut sich ir ksl. Mt. willig.
[5.] Und ksl. Mt. schlecht allein diese meynung disputatsweyse fur wie vor. Wo aber ein zug wider die Türken furgenomen würde, müssen sie bedenken, wie solichs bescheen solt. Das setzt ksl. Mt. inen heym, iren rate und gutbedunken dorin zu vernemen, dan die ksl. Mt. wolt nit gern von dem furnemen gegen den Türken stehn, es were dann, das solichs die stende nit müglich bedeucht zu erheben.