Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Erfolgte Übersendung seines Ratschlags in Sachen Reichstagsbesuch und Erfurter Streitfall; [2.] Empfehlung zur Teilnahme am Reichstag; [3.] Festhalten des Ks. am Augsburger Abschied (von 1510) in der Erfurter Angelegenheit; [4.] Sondierungen Renners beim Ks. in der Jülicher Erbsache; [5.] Hoffen auf Frieden und einen angenehmen Aufenthalt in Augsburg; [6.] Dank für geliehenen Geldbetrag; [7.] Übersendung eines eigenhändigen Schreibens des Ks. an Kf. Friedrich.
Linz, 30. Dezember 1511
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 3-4, Orig. Pap. m. S.
[1.] Hat das an ihn und Gf. Hoyer von Mansfeld gerichtete (nicht vorliegende) Schreiben Kf. Friedrichs erhalten und vor einigen Tagen von Innsbruck aus sein gutbedunken eur Gn. zukunft halb auf den reichstag, auch, was bisher mit dem von Zolr der erfurdischen sachen halben zu handlen verschaft were, angezaigt. Geht davon aus, daß der Kf. diesen Brief erhalten hat. [...]
[2.] Und alsbald ich zu ksl. Mt. kommen bin, haben Gf. Hoyer und ich seiner ksl. Mt. euer ftl. Gn. brief, mit irer hand geschriben [liegt nicht vor], uberantwurt und darauf dasjen, so euer ftl. Gn. uns bevolhen hat, seiner Mt. auch angezaigt. Hat ir ksl. Mt. sich in allen sachen gegen euer ftl. Gn. ganz gnediclich und fruntlich gehalten und sich merken lassen, das an ir Mt. nie kain mangl gewesen, das die erdfurdisch sach nit ausgericht sey. Ir Mt. hab die zu mer maln bevolhen zu volenden, aber es sey nit beschehen. Und yetz hab der von Zolr sich von neuem entschuldigt, das er krankhait halb seins leibs darin nichtz handlen mog. Des warlich sein Mt. nit wol zufriden ist. So nu die sachen wider seiner Mt. willen also steen, bedunkt sein Mt., sy werden nit ausgericht oder volendt, dan durch ir Mt. Darumb sein Mt. euer ftl. Gn. hiemit schreibt von desselben reichstags wegen, auch der erdfurdischen sach halb, als euer ftl. Gn. in dem schreiben [Nr. 1058] vernemen wirdet. Und dieweil ich ksl. Mt. ganz gut und gnaigt find gegen euer ftl. Gn. und diß begern allain allen sachen zu gut beschicht und sonderlich, damit euer Gn. von Erfurt wegen geholfen werde, rat ich underteniglich, euer ftl. Gn. wolle aus den und andern beweglichen ursachen und nemlich Guilch halb zu ksl. Mt. kommen und seiner Mt. begern wilfarn.
[3.] Ich hab des von Zolr instruction ubersehen und darin funden, das er nichtz anders bevelh hat, dann darob zu sein, damit die von Erfurt dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] und den ausgegangen mandaten [Nr. 172, 174] nachkemen, und wo sy das nit teten, das die acht wider sy publiciert würde, doch das euer ftl. Gn. demselben abschid, sovil der euer Gn. betrifft, auch nachkom.
[4.] Der gulchischen sach halb hab ich mit ksl. Mt. in gehaim und vil disputiert. Sagt ir Mt. wie vor, was sein Mt. euer ftl. Gn. darin zu gnaden und furdrung tun mog, das sey ir Mt. gnaigt. Dabey hab ich mich laut euer Gn. begern erkundt, ab der widertail ichtz erlangt hette oder das sein Mt. vermainte, das der ainich gerechtickait darzu haben mochte. Hat mir ksl. Mt. angezaigt, der widertail hab zu mer maln deshalben begerung getan, aber nie nichtz auslegen lassen, dann vor etlichen jaren auf anlangen Hg. Wilhelms von Guilch und auf sein narration im ain brief gegeben, nemlich wie Guilch ain freyhait habe, das tochter, wo mandlicher stam nit vorhanden sey, erben sollen [vgl. Nr. 1132 Anm. 1]. Sofer dem also sey, so bestet es sein Mt. Aber sein Mt. vermaint, der widertail werde den nit prauchen, dann er mer wider dann fur sy sey. Sy suchen yetz von neuem ain solhe freyhait, und wo sy die vor gehapt hetten, sy wurden die yetz nit begern. Und gibt ir Mt. genzlich dafur, euer Gn. werde das mit recht gewynnen. Sy haben die lehenschaft auch begert, aber sein Mt. hat die abgeslagen und kan deshalben euer ftl. Gn. auch nit leyhen, dann sich sein Mt. sust argwonig machet. Das alles hat mir sein Mt. angezaigt, doch das es euer ftl. Gn. in gehaim halt und sein Mt. darin nit melde, dann er der richter sey und im nit gepure, solhs zu eroffnen. [...]
[5.] Ich wolt, das wir frid hetten und gen Augspurg ziehen und ainmal gut leben haben mochten. Es sein so vil geswinde, sel[t]same practica vorhanden, das uber land nit zu schreiben ist. Aber so ich zu euer ftl. Gn. kom, wirdet euer Gn. vil hören und vernemen, wie ich euer ftl. Gn. vormals auch angezaigt hab.
[6.] Ich dank euer ftl. Gn. in aller undertenikait des gn. willens, so mir euer ftl. Gn. beweist mit leyhung der 1000 fl., wie mir Pfeffinger geschriben hat.
[7.] Ksl. Mt. schreibt hiemit euer ftl. Gn. ain briefl mit aigner hand [liegt nicht vor], als euer Gn. sehen wirdet. [...] Hiemit bevilh ich mich euer ftl. Gn. als meinem gnst. H. Geben zu Lynz am 30. tag Decembris Ao. etc. 12.