Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine erneute Unterredung mit dem Ks.; [2.] Dessen Zugeständnis an EB Uriel von Mainz; [3.] Beharren des Ks. auf Behandlung des Erfurter Streitfalls am ksl. Hof; [4.] Ksl. Interpretation des Abschieds zu Neustadt a. d. Aisch in dieser Angelegenheit; [5.] Begründung des Ks. für die Ladung Kf. Friedrichs zum Reichstag; [6.] Zustimmung zur Nichtteilnahme Kf. Friedrichs am Reichstag; [7.] Übersendung von Neuigkeiten zum Waffenstillstand mit Venedig.

Trier, 19. Mai 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 68-69, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: In seiner kftl. Gn. hand; Kanzleivermerk: Abgefertigt zu Wymar am 2. tag Junii 1512).

Antwortet auf das Schreiben des Kf. vom 11. Mai (Nr. 1085) Folgendes:

[1.] Als ich auf den 10. tag ditz monats ksl. Mt. etc. abermals furgetragen und mit den pösten fuegen, als ich möcht, erzelt, sovil ich dann von eur kftl. Gn. in bevelch gehebt, hab ich ir ksl. Mt. in aller maynung geschickt, wie ich eur kftl. Gn. nechst zuegeschriben hab [wohl Nr. 1082 [4.]], befunden, sein ksl. Mt. hetten auch guet aufmerken. Ich hab auch seiner ksl. Mt. euer kftl. Gn. undertenig danksagen angezaigt, des sein ksl. Mt. sonder gn. gevallen tragen.

[2.] Zum andern wollen ir ksl. Mt. eur kftl. Gn. gn. Ks. sein und beleiben. Und nachdem mein H. von Menz allen bevelch hat, mit den stenden des Reichs zu handlen, sich der ksl. Mt. zu gevallen gar hoch und vil darinnen übt, erzaigt und erpeut, auf ksl. Mt. begern guetn beschaid zu erlangen, so hat man demselbn von Menz seinem begern nach, auch damit man in der ban behalten, widerumben muessen willnfarn und dienen in sachn, so eur kftl. Gn. wol versteen und numaln vernomen mögen haben.1

[3.] Ich bin auch zu disputation gewest mit ksl. Mt., wie eur kftl. Gn. sich aller handlungen entslagen und gegen niemand einlassen werden, mit vil extraordinari puncten, darzu dienend. Dieweil doch ir ksl. Mt. euer kftl. Gn. dermassen vertrostung getan haben und merken lassen, was ir ksl. Mt. darinnen handlen, dabey soll und muesse der von Menz beleiben. Aber mich bedunkt, dieselb mein disputation und erinnerung mögen noch wellen ditzmal dhain stat haben, dann mir wart zu antwort, die sachn muessen am hof gehandelt und austragen werden. Deshalbn H. Wilhalm von Wolfstain und ich yezund der zeit nit gen Ertfurt kumen noch ichts dank erlangen, wie unser beyder anslag gewest ist.

[4.] Des abschids halben, zu der Neuenstat [= Neustadt a. d. Aisch] gegeben und genomen [Nr. 1143 [11.]], der ist meins bedunkens missverstanden. Ksl. Mt. wellen desselben nit anders erinnert werden, dann daz der stilstand des kriegs neben der acht bewilliget sey worden, und zeucht sich des ernstlichn auf die und den, so bey solichem abschid gewest sein. So wellen dieselben den abschid auch nit anders versteen. Des mögen sich eur kftl. Gn. selbs erinnern. Ich versich mich auch, alle sachn werden furan darauf gestellt. Allain eur kftl. Gn. sollicitator, der zu gueter massen merken, mag das furkumen

[5.] Verer hab ich ir ksl. Mt. gar underteniglichn ersuecht und alles mit guetem fueg furgehalten, dieweil ir ksl. Mt. eur kftl. Gn. zu disem reichstag so hoch beschriben und begert, warumben ir ksl. Mt. eur kftl. Gn. dhain vermeldung getan haben, was die sachn sein etc. Ist mir zu beschaid gevallen, ir ksl. Mt. begern ditzmal sey anders nicht, dann die volziehung und underhaltung auf die 52 000 mann, jar und tag zu halten, nach inhalt des abschids zu Augspurg etc. [Nr. 125 [13.]], als auch sonder zweyvel eur kftl. Gn. zuegeschriben ist.

[6.] In suma, wiewol ich eur kftl. Gn. auf disem reichstag zu Trier gern gesehen hette aus vil ursachen, so über land nit geschriben mögen werden, dieweil ich aber gelegenhait der sachn, desgleichen ksl. Mt. abschid in das Niderland, wiwol ir ksl. Mt. des willens ist, widerumb zu dem ausschuss zu Trier ze kumen, pensier, bedunkt mich, eur kftl. Gn. haben wol getan, daz dieselben irer zuegestanden krankhait nach anhaim in Sachsen beliben sein.

[7.] Gnst. Kf., mir zweyvelt nit, maister Hans Renner hab eur kftl. Gn. neu zeitung zuegeschriben. Nichtdestminder, damit eur kftl. Gn. gnediglich versteen, daz ich gern ain gueter Sachs were, schick ich derselben hiebey etlich neu zeitung, wie dieselben eur kftl. Gn. vernemen mögen.2 Und mich sehen die leuf dermassen gestallt, daz Babst und Kg. von Arogoni zwischen der ksl. Mt. etc. und den Venedigern ainen frid gemacht haben. Wie aber derselb beslossen, ist sonder zweyvel eur kftl. Gn. von dem Renner zuegeschriben. Ich besorg, das bad, so über den Kg. zu Frankreich angossen ist, werden teutsche land villeicht zum tail ausgiessen. Doch eur kftl. Gn. wellen dise neu zeitung noch nicht ausgeen lassen, sonder die hiebeyligenden. Und tue mich hiemit eur kftl. Gn. als meinem gnst. H., zu dem ich auch sonder undertenig hofnung hab, bevelhen. Datum Trier, den 19. tag May Ao. etc. duodecimo.

Anmerkungen

1
 Anspielung auf die durch EB Uriel von Mainz erwirkte ksl. Ladung der vier Parteien im Erfurter Streitfall auf den Reichstag, Nr. 1084.
2
 Das entsprechende Stück liegt nicht vor, doch geht es darin offenkundig um die Situation in Italien und den am 6. April in Rom zustande gekommenen Waffenstillstand zwischen Ks. Maximilian und Venedig, Nr. 816.