Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bitte um Beratschlagung über den weiteren Standpunkt im Rechtsverfahren zur Erfurter Streitsache; [2.] Übermittlung seines Gutachtens zum Jülicher Erbstreit; [3.] Empfohlene eingehende Beratung über die Fortführung des Erfurter Streitfalls auf dem kommenden Reichstag.

Köln, 13. September 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 56, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Gnst. H., H. Wolf von Weisbach, a[u]ch meins gn. H. Hg. Jorgen rete und ich haben in der handlung Menz und Erfurt betreffend getreulich mit allm vleis eur kftl. und ftl. Gn. noturft allnthalb furgetragn und ainen abschid, wie dann das alles in schrift verfast ist, erlangt. Wiewol wir nun in ansehung unser rechtmessigen und wolgegrünten exception billich hofnung und zuversicht tragn, daz sich die vermainten commissarien, unser sachn und partyen nicht geburlich richter [zu] sein, erkennen werden, dannoch syen die löf an disem hof so geschwind, daz sich ain jeder by guter gerechtikeit wol zu forchtn und kunftig beswerung zu bedenken hat. Demnach ist mein underteniger, getreuer rat, eur kftl. Gn. wollen beratschlagn lassen, ob sich die vermaintn commissarien fur geburlich richter erkennen wurden, des ich mich billich nit versehen kan, wie und welcher gestalt wider die vermaintn libell zu excipirn sey. Daz dann meins bedunkes mit gutm grund, dwyl si ausgegangen ladung [Nr. 1084], darin ksl. Mt. alain erlernen will, welche partei den abschid [Nr. 158] volnzogn hab, ganz ungemeß sind, geschehn mag. Danebn, so ich mit beswertm gmüt die merglich beswerung, die dem hl. Reich hell und clar aus disen spennen entsteet – ich gesweig des schadn und nachteils, der bedn teil und alln irn verwanten daraus irwachsn mag –, irmiß, wollt ich, daz weg gefunden werden mochtn, wie man zur handlung kommen mocht. Wer ich guter hofnung, Menz wurde sich aller billicheit bevleysigen, dann mich bedunkt, das er zum friden und ruw sonder gnaigt sy.

[2.] Dann Gülch und Berg betreffend wirdet eur kftl. Gn. von H. Wolfn unser bedenken vernemen.

[3.] Und so der handel1 vorm Ks. auf nahstm reichstag geübt werden sollt, ist mein rat, denselbn mit allm vleis, welcher gestalt darin zu handln sy, zu beratschlagn, desgleichn a[u]ch, ob eur kftl. und ftl. Gn. (daz dem abschid zu Augspurg vom widerteil nicht gelept wer) ichte furzutragn wer. Daz alles hab ich underteniger, getreuer mainung eur kftl. Gn. nicht verhalten wollen, mich in dem allm und sust allir undertenikeit irbietende. Datum zu Coln in vigilia crucis exaltationis Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Hier ist offenkundig nochmals die Erfurter Streitsache und nicht der unmittelbar zuvor angesprochene Jülicher Erbstreit gemeint.