Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Fortgesetztes Handeln Gf. Edzards gegen die Interessen Hg. Georgs von Sachsen in Friesland; [2.] Aufforderung zur Huldigung gegenüber dem Hg. unter Androhung der Reichsacht.

Köln, 21. September 1512

Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/2, fol. 80a-81b; Ebd., fol. 75a-77a (beglaubigt durch den ksl. Notar Matthias Meynhart).

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1062.

[1.] Hat ihn vor einiger Zeit durch einen Ladungs- und Gebotsbrief (Nr. 1302) aufgefordert, binnen 14 Tagen nach dessen Empfang vor ihm zu erscheinen und den Spruch, der als Resultat der Vermittlung EB Philipps von Köln, Hg. Wilhelms von Jülich-Berg und Ludwigs von Seinsheim, Landkomtur der Deutschordensballei Koblenz, im Konflikt zwischen Hg. Georg von Sachsen und ihm (Gf. Edzard) ergangen ist, zu hören. Im Rahmen dieser Schiedshandlung hat sich gezeigt, das du dem gnanten unserm lb. oheym und F., Hg. Georgen von Sachsen, nach abgang weyland Hg. Albrechts von Sachsen, sein vaters, unpillichen, auch wieder unser commission, declaration und deyn eygen vorwillunge und vorschreybunge gewegert hast, dye lehen deyner Gft. zu entpfahen und darumb gepürliche pflicht zu tun, und das du uber das, [daß] er dich zu seyner lieb stadthelder in Ostfrieslanden und den umblanden vorordent und dich auch stadthelter derselbigen zu schreyben und zu nennen vorgunt, dyeselbigen land zu vorsehen und seyner lieb oberkeyt zu handhaben bevolhen, darwider gehandelt und die appellation, so von denselbigen landen an sein lieb bescheen, zu vorhyndern understehest, desgleichen die bewilliget gult und rente nicht inbrengest und vorrechenst ader ime seynen gepürlichen teyl davon nicht gebest, darzu dye vom Tham [= Appingedam], dye von dem alten ampt und ander zu der huldunge und undertenigkeyt nicht brengest, auch dye vorsicherunge und caution der lande gegen bezalunge des gelts, so dir uf den umblanden vorschrieben, abezutreten nicht tun wellest wieder recht und billickeyt, auch dye brive und vortrege, zwuschen euch ufgericht und gemacht.

[2.] Dyeweyl nu sulch deyn furnehmen unpillichen, ouch wieder unser ausgangen commission und declaration ist und uns als röm. Ks. dareynzusehen gebürt und zu volzyehen schuldig sein und [du] on wegerunge und unser ferrer weysunge tun soltest, welhs wir doch aus weyterm ansuchen und bericht vilgnants unsers oheym von dir vorachtlich ubergangen befynden, gebietet er Gf. Edzard unter Androhung schwerer Ungnade und Strafe sowie der Acht und Aberacht, die Gft. und alle anderen Güter, die vom Reich zu Lehen rühren, künftig von Hg. Georg von Sachsen und dessen Erben als Lehen zu empfangen und ihnen dafür den üblichen Eid zu leisten, wie es einem Lehensmann gegenüber seinem Lehensherrn zu tun gebührt. Sagt ihn darüber hinaus seiner Lehenspflicht, ob du uns in eynicher weyse vorwandt werest und dich deshalben wieder dyeselben unser bevelh zu behelfen vormeyntest, ledig und los, damit er künftig allein Hg. Georg und dessen Erben verbunden und verpflichtet ist. Soll zudem den Titel eines Statthalters so lange gebrauchen, wie Hg. Georg ihm diesen zu überlassen gewillt ist, Appellationen an den Hg. zulassen, die Obrigkeit getreulich ausüben und die übliche bewilligte Rente, die seinem Amt zusteht, in den Umlanden eifrig einbringen, jährlich darüber Rechnung ablegen, diejenigen, die Hg. Georg noch nicht gehuldigt haben, dazu zwingen und überhaupt alles tun, was zwischen Hg. Georg und ihm vereinbart worden ist. All das soll Gf. Edzard binnen zwei Monaten nach Übergabe dieses Mandats vollziehen. Bleibt er weiter ungehorsam, wird der Ks. ihn wie einen Ächter behandeln und die vorgesehenen Strafen gegen ihn verhängen.1

Anmerkungen

1
 Zu diesem Mandat vgl. Schirmer, Staatsfinanzen, S. 225; Ermisch, Herzog Georg, S. 17f.