Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Angekündigte ksl. Vermittlung in den Konflikten Nürnbergs mit den Mgff. von Ansbach-Kulmbach auf dem kommenden Reichstag, geringe Relevanz dieser Meinungsverschiedenheiten, Heimreise der Nürnberger Abgesandten zum Ks.; [2.] Gründe für die Nichtbeschickung des Schiedstags.
Nürnberg, 16. März 1512
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 68, fol. 88a-89a, Kop.
[1.] Allergnst. H., euer ksl. Mt. schriftlich ervordern, an unsere lb. ratsfreund Jeronimum Ebner und Casparn Nutzel als unsere verordente nachvermelter sachen ytzo gesant [Nr. 1315], mit bevelh, durch unser volmechtig botschaft in den geprechen, zwischen den durchleuchtigen, hochgepornen Ff. und Hh., unsern gn. Hh., den Mgff. zu Brandenburg, und unser swebende, uf sontag oculi nachstverruckt [14.3.12] bey euer ksl. Mt. zu Coblenz oder Trier, dahin euer ksl. Mt. irn furgenomen reichstag angesatzt, zu erscheinen, verrer handlung solcher geprechen in der güte zu gewarten etc., ist an vermeltem sontag oculi gedachten unsern rats[freunden] und furter uns von denselben uberantwort. Das haben wir mit gepurlich eererpietung in schuldiger gehorsam undertaniglich empfangen und vernomen. Und wiewol wir mit denselben unsern gn. Hh., den Mgff., diser zeyt in sondern und so trefflichen irrungen nit steen, derwegen not were, mit irn ftl. Gn. zu taglaistung zu komen noch euer ksl. Mt. oder ander unser gnst. und gn. Hh. als undertedinger damit zu belasten, allain, das neben unsers gn. H. Mgf. Cazimirus swebender ungnad etliche nachpaurliche und geringen gezenk, die aus ungleichem verstand voraufgerichter verträg und waldsordnungen irn ursprung haben, in massen sich zwischen genachpauerten und anstossenden parteyen taglichen mogen ereugen, vor augen erscheinen, noch dann haben wir als gehorsame undertan euer ksl. Mt. uf derselben schriftlich ervordrung die obbemelten unsere ratsfreund hievor abgefertigt, euer ksl. Mt. zu furgenomen tagsatzung gein Wurzburg nachzuvolgen, wie sy dann getan und euer ksl. Mt. uf ir abschaiden von Wurzburg bis gein Geylnhausen nachgeruckt sein. Als sy aber in erfarung befunden, das unsere gn. Hh., die Mgff., oder yemand von irn wegen bey euer ksl. Mt. nit erschynen, sich auch irer zukunft noch der zeyt nit zu versehen gewest haben, [haben] sy aus erzelten und andern bewegnussen, euer ksl. Mt. unsers achtens nunmer entdeckt, irn wege widerumb anhaims genomen.
[2.] Weyl nun die angezaigt euer ksl. Mt. tagsatzung uf sonntag oculi als den ernenten tag uns allererst behendet, haben wir, wie euer ksl. Mt. ermessen konnen, als unmoglich daselbsthin nit verordnen mogen. Zudem so will uns glaublich von wegen der vehdlichen sachen, tatlichen vergwaltigung und täglichen zuschub unser unverursachten veynd und widerwertigen beswerlich wesen, die unsern ainen so weiten wege in potschaft zu fertigen, sy damit in merklich fare und unsicherhait ze stellen. Dann wiewol dieselben unsere verordente sich ye zu zeiten in verstrostung euer ksl. Mt. oder ander Hftt. verglaitung sovil vermöglikait, auch gelegenhait der leufd und sachen will geduld bewarn, so werden doch damit dieselben trangsal und geverlich zufelle wenig geringert, darzu auch gegen den unsern ainichs glayts oder euer ksl. Mt. schriften und bevelh wenig geacht und verschont. Sollt nun uber das die laystung unser gehorsamen dienstperkait sovil wurken, das dadurch diser beswerlicher last uf die unsern fallen wurd, wie dann ytzo unsern geschickten ratsfreunden, wo die gein Frankfurt verruckt, zwischen Gaylnhausen und Frankfurt (als wir glaublich bericht und den unsern des auch stattlich warnung zukomen) entstanden sein sollt, das wer nit allain denselben den unsern irer person halben, sonder auch uns und gemainer unser stat schedlich und untreglich, auch euer ksl. Mt. als unserm allergnst. und rechten H. sonders zweyfels nit lieb. Darzu werden auch die sachen dermassen bey uns angesehen, das unser gn. Hh., die Mgff., aus schwachhait, damit unser gn. H. Mgf. Fridrich beladen ist, und andern uns beywonenden ursachen zu erscheinen nit eylen werden, und wurde also aus mangel irer Gn. zukunft oder ir aines, wie wir uns unzweifenlich vermuten, wenig fruchtpars oder austreglichs geendet. Das alles zaigen euer ksl. Mt. wir zu unser entschuldigung undertaniger maynung in gehorsam an, uns damit zu wolgefelliger, beheglicher dinstparkeit euer ksl. Mt., die der Allmechtig in langwerender, gluckseliger gesunthait geruch zu fristen, in undertanigkeit diemütiglich bevelhend. Datum eritag nach oculi 1512.