Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Köln, 1. Oktober 1512

Zürich, StA, B VIII 273, Nr. 21, Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).

Ks. Maximilian bekundet, er habe Gf. Felix von Werdenberg-Heiligenberg1 sowie Wilhelm und Georg Truchseß von Waldburg von wegen der handlung, an wylend Gf. Endrissen von Sonnenberg begangen,2 an seinen ksl. Hof geladen, sie mitsampt Kff., Ff. und andern stenden des Reychs, so dazumal in treffenlich anzal personlich und durch ir potschaften by uns gewesen sind, notturftiglich verhört3 und schließlich als röm. Ks. und aus der oberkait mit raut der gemelten Kff., Ff. und andere stende und unser raute entschieden, daß Gf. Felix und seine damaligen Begleiter an Gf. Andreas von Sonnenberg keinen Mord begangen hätten, es sich vielmehr um einen Totschlag handle. Diesen solle Gf. Felix büßen, wie sich das gepurt und wir uf unsern nachstkunftigen angesetzten reychstag zu Wormbs wyter erkennen und erclärn werden. Mit dieser Entscheidung solle alle Mißhelligkeit zwischen den beiden Konfliktparteien abgestellt sein.

Anmerkungen

1
 Am 18. April 1512 nahm Ks. Maximilian in Trier Gf. Felix von Werdenberg-Heiligenberg mit 60 Bewaffneten zu Pferd in seinen Dienst. Er erhielt ein monatliches Tafelgeld von 50 rh. fl. sowie für jeden Berittenen 10 rh. fl. pro Monat. Regest: Renger/Mötsch, Inventar, Nr. 1007.
2
  Gf. Felix von Werdenberg hatte Gf. Andreas von Sonnenberg am 10. Mai 1511 wegen einer auf der Hochzeit Hg. Ulrichs von Württemberg gemachten ehrenrührigen Äußerung erschlagen und war daraufhin vom Schwiegersohn des Getöteten, Wilhelm Truchseß von Waldburg, und dessen Vetter Georg verklagt worden. Zum Verlauf und zu den Hintergründen des Konflikts vgl. Burmeister, Grafen von Werdenberg, S. 134f.
3
 Über das Verfahren auf dem Trierer Reichstag berichtet die Zimmerische Chronik Folgendes: Kaiser Maximilian hielt grafen Felixen von Werdenberg vil ruggens; er enthielt und verglait ine an seim hof, das sich die truchseßen gegen ime mit thättlicher handlung enthalten muesten. Indess fiel ein der reichstag zu Trier anno domini 15[12]. Dahin sagt der kaiser ain tag an beiden partheien, da warden baide thail in gegenwurte und beisein Ir Majestat, etlicher der fürnempsten chur- und fürsten, und sonst etlicher stende gegen ainandern verhört. Die truchseßen zogen den handel für ain mordt an und fielen dem kaiser zu fueß, rueften umb peinlichs rechtens gegen grafe Felixen an, das aber inen nit gestatet. Herzog Ulrich von Württemberg war auch domals zu Trier, der half den truchseßen iren verhöretag erste[he]n und handlt ganz gnediglichen mit inen. Herr Wilhelm und herr Jörg, truchseß, hetten doctor Hanns Lupfdichen zu eim redner. Als nun die verhöre fürgenommen, redt der doctor den anfang mit erschocknem herzen. Do gaben die truchseßen für, graf Felixen partei het das durch die dritt person angericht, das sich der doctor fürsehen sollt; da er wider Werdenberg weiter was reden oder handlen, stund darauf er würde haimlich auf der gasen oder in ander weg erstochen. Nachdem aber die truchseßen rätig, das sie den kaiser wolten zu eim richter, seitmals er den thetter gleich nach der that biß uf selbige zeit am hof enthalten, recusiern, da speret sich der doctor gar, den handel zu reden, und muest herr Jörg, truchseß, solchs vor dem kaiser selbs anzaigen und ain unpartheiischen richter begern. Aber es wardt abgeschlagen und blib unvertragen ansteen bis uf den reichstag zu Augspurg anno 1530, das graf Felix starb. Decker-Hauff/Seigel, Chronik, S. 94. Vgl. auch Pappenheim, Chronik, S. 178; Vanotti, Geschichte, S. 460; Zingeler, Der Werdenberg-Sonnenberg’sche Streit, S. 19; Heyd, Ulrich, S. 169f.