Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Straßburg, 30. Juni 1512 (mitwochs noch Petri und Pauli)

Colmar, AM, AA 134, o. Fol., Kop. (Unterschrift: Sebastian Brant).

Die verordneten ksl. Räte Fh. Hans Jakob von Mörsberg, Landvogt im Unterelsaß, Hartung von Andlau, Dr. Werner Wölflin, Dr. Hieronymus Baldung, Hans Heinrich Armstorffer, ksl. Zinsmeister zu Hagenau, Bernhard Schmidt, Bm. von Freiburg im Breisgau, und Ulrich Höltzel, Schultheiß zu Ensisheim, 1 verlangten gemäß dem Abschied vom 12. Mai (Nr. 1479) von den Vertretern ehemaliger Mitglieder der Niederen Vereinigung Antwort auf die Frage, ob sie diese fortsetzen wollten. So wolt sy fur gut ansehen, by den artikeln derselben verein zu blyben, werent ouch also hie, mit den stenden der bemelten verein dermosen bis an einen beschluß verhelfen zu handlen.

Hierauf erklärten die Abgesandten, ihre Oberen seien dem Ks. zu Gefallen und in Anbetracht der gegenwärtigen unsicheren Verhältnisse nit unwillig, ein getruwen, nachbarlichen und fruntlichen verstand oder vereyn zu gut diser lande gezirk mit dem Ks. als Ehg. von Österreich einzugehen. Gemäß der auf der letzten Versammlung (in Straßburg) ergangenen Aufforderung der ksl. Verordneten, weitere in Frage kommende Mitglieder der Vereinigung anzugeben, nannten die Abgesandten die Hft. Horburg und Mümpelgart sampt Richenwyler, so unserm gn. H. von Würtenberg zustendig, item Mgf. von Baden mit der Mgft., ouch den Hftt. Rötlen und Hochberg, item die landvogti in Niderelsaz sampt irer zugeherde, item die Gft. Bütsch mitsampt seinem teyl der Hft. Liechtemberg, item Hanow von wegen sins teyls des lands Liechtemberg, item Rapoltzstein mit siner zugehörd, item Lupfen von wegen der Hft. Landspurg, item Fürstenberg mit der Ortnow und dem Kintziger tale bis gen Wolfach, item die stette Hagnow, Wyssemburg, Landow, Offemburg, Gengenbach, Zell im Harbmerspach.

Und nachdem die Eydgnosschaft an etliche obemeldte Hftt., besunders unserm gn. H. von Basel und andern, anstossig, wolt die gesanten fur gut ansehen, die Eydgnosen ouch in einen fruntlichen verstand oder vereyn zu vermögen oder aber sy gar auszunemen.

Die ksl. Verordneten nahmen diese Antwort auf Hintersichbringen an und beraumten zur weiteren Beratung für den 24. August (Bartholomei nehstkünftig) eine neue Zusammenkunft in Straßburg an.

Anwesend waren die Gesandtschaften der Bff. von Straßburg und Basel sowie der Städte Straßburg, Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Kaysersberg, Münster im St. Gregoriental und Rosheim.2

Anmerkungen

1
 Das am 27. Juni 1512 in Trier ausgestellte ksl. Kredenzschreiben für diese Verordneten in Straßburg, AM, AA 338, fol. 3, Orig. Pap. m. S. (pr.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
2
 Zu Verlauf und Ergebnis der Straßburger Versammlung vgl. Matzinger, Geschichte der Niederen Vereinigung, S. 815f.