Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Erfolgte Übersendung des ksl. Ladeschreibens an die vertriebenen Erfurter Bürger, deren Antwort; [2.] Rechtliche Gründe für das Verlangen nach Restitution der Bürger und Rückgabe ihres Besitzes vor Eintritt in ein Verfahren gegen Erfurt.

[Weimar, 7. Juni 1512]1

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 34a-35b, Kop.

Instruction, als unser gnst. und gn. Hh. rete allerseits, ytzunt zu Trier, als entschuldiger und excusatores der bürger aus Erfurt sich bey und unter meiner gnst. und gn. Hh. von Sachsen enthalten.

[1.] Von erst inen zu schreiben, wie die bürger aus Erfurt an ksl. Mt. der ausgegangen citation [Nr. 1084] halben geschrieben haben [Schreiben liegt nicht vor], und inen davon ein copey, auch ein copey ksl. Mt. citation mit darauf verzeichenten tage, wan sye uberantwurt ist, zu ubersenden.

[2.] Item und sie darauf zu bitten, in denselbigen schriften zu excusiern und ire entschuldigung aus demselbigen brive an ksl. Mt. zu nehmen, als nemlich, wie sie beweldiget sind von den widerteilen.

Item wie sie nach ksl. Mt. gegebnen abschied [Nr. 158] und ausgegangen mandaten [Nr. 172, 174] alle ire gutere ader ye des merernteils possession und beses und freyen gebrauchs spolirt sind, auch noch teglichen spoliren und entsetzen. Derhalben sie nit verkumen mugen noch mit iren widerteilen nuhe erst rechten ader zu irer clage zu antwurten, ehe in solch possession ergenzt und [sie] des iren restituirt sint, auch ires eren, stants und regiments, des sie von den widerteilen auch entsetzt und sie sich selbst wider der stat Erfurt rechte, gewonhait und hergebrachten gebrauch darein gedrungen haben.

Item zudem sint sie auch der widerteil nirgent sicher, [die] fleissig trachten nach iren leiben und gütern. Darumb sie nicht schuldig sein vorzukumen, auch auf ksl. Mt. geleit. Und hirinne ye der protestation zu gebrauchen und zu verwaren, domit sie sich in kein rechtlich erkentnus ader recht geben. Domit dy sach anhengig werden und die widertail litis pendentien allegiren mugen. Wan solchs suchen die widertail, domit sie ir mutwillig vornemen dester lenger treyben und das wider sie und iren gewalt kein gegengewalt nit müge vorgenumen werden. Derhalben hirinne weiter zu procedirn und dy burger zu entschuldigen nach form und weise, wie weiter in kftl. und ftl. instruction unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen verleibt ist [Nr. 1603 [10.]].

Item das mandat der bürger aus Erfurt furzulegen zu vermeiden, wie man kan, domit dester weniger ein litis pendentien allegirt ader eingefürt mag werden.

Würde aufbracht, die sach were gereit [= bereits] in rechtlichn krieg vor ksl. Mt. und den stenden des Reichs erwachsen, contra hic und dowider ist zu sagen, die bürger aus Erfurt haben vor gedachte ksl. Mt. und stende niemands zu recht citieren lassen, sind auch von nyemands an den ortern rechtlich citirt ader beclaget wurden, ist auch kein libel ader clage uberantwurt noch dozu uberantwurt und der krieg befestiget. Derhalb auch kein litis pendencien etc. gewest noch ist. [...]

Auch sunderlich zu merken, dweil die ausgedrungen burger aus Erfurt alleyne geliden entsatzung irer guter, ehr und stands und der abschied zu Augspurg [Nr. 158] inen nichts aufgelegt, das sie tuen sollen, sundern das man sie wider sol lassen einkomen und restituirn, derhalben sind sie ane grund citirt, uf der in Erfurt clage einiche antwort zu tun und mit weniger fuge, das sie ufm reichstage ire widerteil wider irn willen beclagen sollen etc.

Anmerkungen

1
 Mit Schreiben von diesem Tag (Nr. 1602 [3.]) übersandten die Hgg. von Sachsen die Instruktion an ihre Gesandten.