Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Sorge um ein Hinauszögern der Entscheidung im Erfurter Streitfall; [2.] Rechtfertigung gegenüber einer möglichen Klage Gf. Wilhelms von Henneberg-Schleusingen beim Ks.

Wittenberg, 23. August 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 309a-310a, Konz.

[1.] Unsern grus zuvor. Hochgelarter, lb. getreuen und rete, wir haben eur schreiben, so ir und unsers vettern, Hg. Georgen, rete uns des gewalts halben getan [Nr. 1630 [2.]], entpfangen und alles inhalts vernomen. Und schreyben euch hiebey, daz ir den gewalt stellen und fertigen sollet, wie ir vernemen werdt [vgl. Nr. 1629]. Unser begerung ist aber, ir wellet daran sein, daz der gewalt dergestalt gebraucht werde, domit die sache nit anhengig gemacht und aus dem gangen, so wir, Hg. Fridrich, auf unser warhafte bericht erlangt und ausbracht haben. Dann solt die sache am ksl. hof anhengig werden, so wist ir, was der gebrauch aldo ist und wie die sachen hernach geen und daz sie kein entschaft erlangen. Also musten wir stets in beswerung steen, teten wir etwas dawider, so mocht gesagt werden, es were in steender handlung bescheen. So wurd auch domit aus dem gangen, so wir bey ksl. Mt. erlangt haben. Zu was beswerung uns solchs reichen wurd, habt ir wol zu achten, dann es wurden sich unser misgonner understeen, uns aufzulegen, als solten die nit mit gutem fug oder grund ausbracht sein. Darumb wellet dem vleisige nachtrachtung haben und vorsichtiglich hierinnen handeln, damit nit beswerung daraus entsteen.

[2.] Gf. Wilhelms von Henneberg gemahel [Gf.in Anastasia] hat uns auch in kurz geschriben [Schreiben liegt nicht vor], daz irs H. gemahel beschediger und gefangne in unserm aigentumb zu Heyneck [= Haineck] solten enthalten werden etc. Und wiewol wir dovon gar kein wissen, so versehen wir uns doch wol, weyl Gf. Wilhelm yzo bey ksl. Mt. ist, er sol sich understeen, dergleichen yrer Mt. auch anzugeben und uns zu besweren, besonder, weyl er ein mandat an uns ausbracht hat [liegt nicht vor], darinnen berurt, sein beschediger nit furzuschiben noch zu hausen und hegen etc. Derhalb ist an euch unser begerung, ir wellet ksl. Mt. anzeigen, [falls] Gf. Wilhelm dergestalt an ire Mt. gereicht het oder noch gereichen wurd, daz ire Mt. dem nit stat geben wolt. Dann ire Mt. sol nit zweivel haben, wir wollen uns uf yrer Mt. gescheft gepurlich zu halten wissen, wiewol uns Gf. Wilhelm zur gegenwher zu mermalen merklich verursacht hat mit dem, daz wir und die unsern aus seiner Hft. mit der tat beswert sein, als du, Wolf von Weispach, des wissen hast. Und wellet solchs yrer Mt. underteniglich anzeigen und bitten, unser gnst. H. zu sein, wie ir zu tun wist. In dem erzeigt ir uns gefallen. Datum zu Wittenberg am 23. tag Augusti Ao. domini 1512.