Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Aufforderung ksl. Räte an die fränkische Ritterschaft zur Zahlung des Gemeinen Pfennigs, Zurückweisung dieses Ersuchens, Bitte der Ritter an Gf. Wilhelm um Stellungnahme hierzu; [2.] Wunsch des Ks. nach Abschluß eines Vertrages zur Friedenswahrung in Franken vor Ende der Schweinfurter Versammlung, ausbleibende Antwort der Ritterschaft hierauf; [3.] Stetiger Einsatz der Gff. von Henneberg für die Belange der Ritterschaft, deren ablehnende Haltung; [4.] Seine Zustimmung zum Gemeinen Pfennig.

Schleusingen, 16. Dezember 1512

Kop.: A) Meiningen, StA, GHA, Sektion II Nr. 193, fol. 11a-14a.

Konz.: B) Ebd., fol. 6a-10a.

[1.] Gruß. Lb. getreuen und besundern, uf dinstag St. Andreas des hl. zwolfboten tag nechstverschinen [30.11.12] haben die gestrengen, vesten, unser besunder lb. getreuen H. Moritz Marschalg, ritter, und Jorig Voit zu Salzburg uf credenz von euern wegen ein müntlich anbringen an uns getan, wie röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., ratsbotschaften uf sambstag nach Martini nechstverschienen [13.11.12] zu Sweinfurt ein werbunge der meynung an gemeine ritterschaft bracht [Nr. 1898], wie uf nechstgehalten reichstag zu Collen ein ordenung beschlossen, in welicher unter anderm begriffen, das die von der ritterschaft ire arme leut und untersessen dohin halten und verwilligen solten, nach laut gemelter ordenung [Nr. 1011 [15.]] soliche aufsatzunge [= Gemeiner Pfennig] auch zu geben. Darauf die ritterschaft, nachdem solichs ein neuerung, die sach lestig und groß, ir bedenken genomen, nach gehabtem bedacht diese antwort gegeben und sagen lassen, das ine soliche anmutung nicht klein erschrecklich, dan die ritterschaft des landes zu Franken werden one das mit iren herndinsten, die sie nebend ine dem hl. Reich und sunst tuen, vast beschwert. Ksl. Mt. moge auch bedenken, dieweil die Ff. der ritterschaft, den iren, nicht anders dann futter und male geben, das oft nach gelegenheit der leuft gar wenig, zu zeiten gar nichts ist, was die ritterschaft mit zubus, darzu sie keinen andern handel noch hilf dann ir zins und rent von den iren haben, darstrecken mussen, was grossen costens ine solichs gebere. Solten dann die iren mit diser auflag auch besatzt, musten sie von den gutern, die sie nymer zu bauen vermochten, entlaufen. So konne sich auch die ritterschaft nymer in rustung halten, weder ksl. Mt., dem hl. Reich oder iren Hh. dinen. Gesante ksl. Mt. botschaft ufs allerfleissigst gebeten, bey ksl. Mt. vleis zu tun, das solichs von der ritterschaft abgewendet. Welichs aber die botschaft mitnichten angenomen, sunder auf ir werbung und begerung bestanden.a Darauf die ritterschaft sich bewilligt, uf nechstkunftigen reichstag ksl. Mt. antwort zu geben. Uns darauf angesucht, wiewol wir als ein glid des hl. röm. Reichs soliche aufsatzunge mit beschlissen helfen und doch unser voreltern loblicher und seiliger gedechtnus, auch wir uns alwegen und noch bishere genediglich und forderlich bey gemeiner ritterschaft gehalten, wo die ksl. Mt. von irem furnemen nicht stehen und daruf beharren wolten, was sich dann gemeine ritterschaft zu uns versehen solten b, wie dann das mit dergleichen worten und meynunge, welichen wir hirinnen kein verenderung oder wenigerung getan haben wollen, geredt ist–b. Darauf wir, nachdem die sachen groß und wichtig, unser bedenken bis uf den tag, als ir itzo versamelt seyt, genomen haben.

[2.] Nun langet uns an, das sich ksl. Mt. botschaft werbunge uf zwei stück erstreckt, nemlich das erst, das ir Mt. durch Kff., Ff., stende des hl. Reichs und gemeine gerücht angelangt, wie ein solich heymlich mordbrennen, fahen, rauben und blacken im lande zu Franken geubt werde und sein solle, das ganz unleidlich und nicht zu gedulden sey. Aber darnebend finde man auch von Gff., Hh. und der ritterschaft, ins land zu Franken gehorig, manchen frommen biderman, dem solich[s] getreulich und von herzen leyd. Derhalben vil mancherlei tagleistens und handelung, frid, eynigkeit und recht, das ein iglicher, wie er bey dem andern sitzen und der clager austreglich recht bekumen wissen moge, aufzurichten, furgenomen, das bishere keinen furgang gehabt. Waran aber der gebreche und mangel gewest, das solichs nicht gescheen, lassen sie in ime selbst. Aber ksl. Mt. meynung und bevelghe sey, das sie, die botschaft, mit den Ff., der Ff. botschaften und der ritterschaft, do entgegen, handeln sollen und zu der sachen zu greifen helfen und raten, das solicher vertrag und vereynigung, ehe man zu Sweinfurt abschide, ufgerichtet werde, den auch die ksl. Mt. genediglichst confirmiren, bestetigen und beschirmen wollen. cDann sie hetten auch bevehel, wo sich die röm. ksl. Mt. zu gehorsam erzeigen, das die nebend andern stenden des hl. Reichs gehandhabt und gehalten vertrost werden sollen.–c Aber uf dasselbig hat ganz kein antwort von der ritterschaft gefallen wollen.

[3.] Nun habt ir wissens, mit welichem hohem, getreuen vleis wir die ritterschaft, wie unser eltern seiligen, gnediglichen gemeint zu behaltung irer freiheit und herkomens, selbst vil und mancherlei tege ausgeschriben, in eigner person dobeygewest, gern geholfen und geraten, damit die ritterschaft aller unbillicher beswerung und neuigkeit, so ine wider alte vertrege und herkomen ufgelegt, entladen d, auch das greulich geschrey und handelung getilget–d und verstentnus, wie es auch ir eltern mit den Ff. des lands zu Franken gehabt, widerumb oder dergleichen gemes ufgerichtet wurden, welichs auch die ksl. Mt. nicht fur unbillig, sunder erlich, redlich, billich und noturftig ansehen. Ir wisset auch, was hievor, als durch ksl. Mt. botschaften des reutersdinsts zu tunde begert, freyheiten ufzurichten oder die zu bestetigen, desmals von den ksl. reten zugesagt ward, wie wir auch baten und rieten, ksl. Mt. zu willenfaren. Dadurch ir aus allen beswerungen mochtet komen sein. Und wiewol wir als ein F. des hl. Reichs für uns [bereit sind], nichtsdestoweniger mit den unsern nebend der ritterschaft zu leyden und die burden zu tragen helfen mit unserm selbst leib von wegen der ritterschaft, wo solichs von uns begert wurde, ksl. Mt. beyzuzihen, wir oder aber die unsern haben dannocht, wiewol wirs gern gut gesehen, nie kein gehore bey euch gehabt, nichts in euer rete gefordert und so wir uns selbst der sachen zugut zu euch gedrungen, doch nichts uf den tag mit uns beslissen wollen, sunder uf euerm furnemen bestanden. Derhalben wir euch zu erkennen geben, dieweil wir die merkliche zurtrennung spüren, das wir weg suchen müssen, wo wir uns auch behalten. Darumb wir und nicht unbillich nebend andern Ff. und stenden des hl. Reichs mit ksl. Mt. ratslegen und beslissen helfen, wie fride, eynigkeyt, austreglich recht ufgericht und underhalten werde. Darein auch wir für uns selbst, unser geistlich und der gemeinen untertanen verwilliget und mitversigelt haben, aber unser ritterschaft halben, als ander Ff., uf irer selbst verwilligung beruhen lassen.

[4.] Dieweil wir dann als ein F. des Reichs ine entpfahung unser regalien, auch in den ratspflichten ksl. Mt., unserm allergnst. H., mit handgebenden treuen gelobt, leiblichen zu Got und seinen heiligen geschworn, in keinen rate, der wider ir Mt. were, nymermer zu sein und auch, wie vorgemeldet, in diese aufsatzunge bewilliget, will uns in keinen weg gezymen, dawider zu handln, zu tun noch zu sein, als ir selbst unser notturft nach ermessen moget. Wo ir aber ksl. Mt. begerung noch e, angesehen euer eigen ere und nutz,–e von redlichen, zimlichen, erbern austregen, damit fridlicher, vereynigter, freuntlicher nachtparschaft gelebt, fschleunigen, gleichmessigen und furderlichen rechtlichen austrag bekumen werden moge,–f das scheulich, greulich und bose geschrey mitsampt der tat, so sich teglich begibt, auszureuten, ufzurichten und furgenomen, gehandelt und beslossen werden wolt, zu demg wollen wir unser leib und vermogen hinfuro, wie allewegen, getreulichen bey euch sechen. Haben wir euch als denjenigen, den wir in allen guten geneigt, uf euer botschaften werbunge zu antwort nicht verhalten wollen. Datum Sleusingen an donerstage nach Lucie Ao. duodecimo.

Anmerkungen

a
 B folgt gestrichen am Rand: dan sie auch bevehelg, wo sich ritterschaft ksl. Mt. zu gehorsam halten, das sie nebend andern stenten des hl. Reichs als ein stant desselbigen gehandhabt und gehalten werden.
b
–b B am Rand hinzugefügt.
c
–c B am Rand hinzugefügt.
d
–d B am Rand hinzugefügt.
e
–e B am Rand hinzugefügt.
f
–f B am Rand hinzugefügt.
g
 B folgt gestrichen am Rand: auch domit man west, wie man (korrigiert aus: wir, desgleichen ir) bey den grossen Ff. sesse, austreglichs forderlichst rechtens bekomen und bishere ufgelegter beswerung gewislich entladen.