Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Zürich, 16. Mai 1510 (dornstags vor dem hl. pfingsttag)
Zürich, StA, B IV.2, Nr. 148, Konz.
Die auf der Tagsatzung versammelten Eidgenossen antworten auf die den Konflikt zwischen Hg. Ulrich von Württemberg und Rottweil betreffenden Schreiben des Ks. (Nr. 250) und der Reichsstände (Nr. 251), daß sie einerseits die Auseinandersetzung in Anbetracht ihrer Verwandtschaft mit Hg. Ulrich sehr bedauern, andererseits aber auch aufgrund ihrer alten Freundschaft zu Rottweil dessen Belange unbeeinträchtigt sehen wollen. Aufgrund dessen boten sie, als sie erstmals von dem Konflikt erfuhren, den Streitparteien eine gütliche Vermittlung oder einen Rechtsentscheid an. Daß sie damit keinen Erfolg hatten, sahen sie mit Sorge und verfolgten die weitere Entwicklung, um eine Eskalation des Streits zu verhindern. Als nun eine offene Auseinandersetzung zwischen Hg. Ulrich und Rottweil drohte, lud Zürich als führender und nächstgelegener Ort beide Seiten auf diesen gegenwärtigen Schiedstag, auf dem ihnen verschiedene Vorschläge unterbreitetet wurden. Es ist zu hoffen, daß der Konflikt auf dieser Grundlage beigelegt werden kann. Für den 2. Juni (sonntag nach corporis Christi) ist ein weiterer Tag anberaumt. Aus all dem mag der Ks. erkennen, daß die Eidgenossen noch nie eine Neigung zu Aufruhr hatten. Wer dies behauptet, tut ihnen Unrecht. Keinesfalls haben sie in besagter Angelegenheit aus Mißachtung gegenüber dem Ks. gehandelt.