Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Nochmalige Bitte um Ablösung; [2.] Forderung des Ks. nach einer Hilfe für den Krieg gegen Venedig, Bedenken der Stände dagegen; [3.] Mutmaßungen über eine Hilfe der Türken für Venedig; [4.] Verdrossenheit der Stände über wichtige unbearbeitete Materien; [5.] Anwesenheit Dr. Henning Gödes; [6.] Fortgesetzte Hoffnung Hellers auf Erlangung der ksl. Deklaration; [7.] Entsendung eines Ersatzmannes als Bedingung für die Erlaubnis zu seiner Heimreise; [8.] Zahlung eines Sonderlohnes an den Boten.

[Augsburg], 7. März 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 61-62, Orig. Pap. m. S.

Hofft, daß sein letztes, durch Johann Schickart übersandtes Schreiben vom 4. März1 in Frankfurt eingetroffen ist.

[1.] Also, gonstegen, lb. Hh., auf uwer weisheyit schribein, daß ich mit fougen ond genaden ab sol scheidein ond tzo miner geligenheyt heim mog riten [Nr. 482 [4.]], hab ich seyt meynem lasten schribein dorg tzwen weg mit hilf meyner gonstegen Hh. bey ksl. Mt. mich bearbeyt, wi ich mit genaden abschid, aber nit mogen schaffen. Dan so eyn ander in meyn statt hey sey, mog ich wol reiten nach meynem gefaln, dan es anders eyn inbruch macht, daß ander merher dan ich auch dermaß begern werdein, dan man sonst nimans erluben wil, also daß ich nit witer schaffen kan. Daromb, gostigen, lb. Hh., schik ich uwer weisheyt disen eygen boten, ob uwer weisheyt mir imans geschikt heyt, mich by ziger das forderlig lassein wisen. Wo das aber nit, so wol uwer weisheyt ansein meyn manigfeldik schribein, auch meyn a[l]l[e]in[ige] orsag miner merkligen gescheft mit meynen gesten ond andern, auch in meynem hof,2 darauf ich mich ganz nit gericht in meynem abschid, auch daß meyn husfrau noch nimans dan ich alin kein wisseins dragt, darof mein glub [= Glaubwürdigkeit] stat. So erbitt ich mich, wo es di notorf noch der meß erfordert, mich alsdan gehorsam tzo erzigen, ond soultz schon bis an di herbestmeß wern, dan es dout wol not in disen selzamen liften, daß uwer weisheyt eynen hi by reid hab. Ond last uch den cousten nit durhern ond schiken eyn of das forderlist her, der sich nit of der straß söm, damit ich of das lingest di karwochen [24.-30.3.10] daheim mog sein. Mag ich meyn sache mit der gotzhulf wol overchomen. Verlast mich nit.

[2.] Di ksl. Mt., onser allergnst. H., hat de[n] stenden eyn dak for dato [6.3.10] in schriften eyn daper, schwer latein aufgebein [vgl. Nr. 95]. Wo man das ire[r] Mt. abschlug, besorg ich, wer eyn tzertrendong des hl. Rigs, dan ire Mt. ist fast [= sehr] ernst ond warnt, doch manhein fast schwer tzo doin. Dan ire[r] Mt. meynung ist noch, di Venediger tzo ferdriben mit hilf Pabest ond der andern drey Kgg., darnoch ober di ongloubigein. Gott geb ons gluk dartzo.

[3.] Es ist mer hercomen, wi der Dork [= Türke] mit aller siner mach[t] aufsey, und fermut man, den Venedighern tzo hulf ader sonst etwen an eyn ort in di kristenheyt falin werden.

[4.] Diser dak schikt sich dermaß, daß er noch lang kein end wirt nemen, als ons alle ansich, ond iderman verdrussen, dan man noch gar nicht gehandelt hat. So sein fast mirklige sachen forhanden, di ksl. Mt. herbeschiden, auch in miteler tzit tzogefalin, di ksl. Mt. nit anfat, ir Mt. hab dan for antwort of ire Mt. begern.

[5.] Dr. Hennik [Göde] von Erfort ist mit Hg. Friderich von Saxen hi.

[6.] Ich huff noch, di declaracion austzobrenghein, ond soult ich drom wider for ksl. Mt. Man fertiget nimans in der kanzely, darob alle welt klaget. Haltz ganz dorfor, sey orsach, ksl. Mt. of der stende antwurt wart etc.

[7.] Disein boten willent mir glig von stond an herfertigen, auf daß ich ferstond, ob eyn a[n]der auf dem weg herein oder uwer weisheyt so bald eynen fertigen wiln. Wil ich mich so bald tzo ksl. Mt. fougen, soligs ansagen. Wold alsdan us ksl. Mt. erloubein zuoreiten ond anders nit, als ich von meynem gn. H. Jacop Filinger ond andern ferurloupt bin worden etc. In sonders weiß ich uwer weisheyt nit zuo schriben, dan uwer weisheyt willige dinst zuo erzigen bin ich allzit geneikt. Datom of dorstak noch mitag noch okoly Ao. 1510. jar.

[8.] Nachschrift: Wo diser bot of dinstak noch letare [12.3.10] for 8 oren daheim ist, sol man im eyn fl. bezalin mit dem andern lon. Wil ich mich mit im ferdragen.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist wohl das Schreiben vom 5. März, Nr. 484.
2
 Zum Nürnberger Hof Jakob Hellers vgl. Nr. 479 Anm. 1.