Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Beharren des Ks. auf der von ihm geforderten Anleihe, Probleme Kölns bei der Zahlung des Geldes unter anderem wegen hoher finanzieller Belastungen; [2.] Anweisung, den Ks. zum Verzicht auf die Anleihe zu bewegen; [3.] Auftrag, weitere Mahnungen zur Zahlung des Beitrags zum Unterhalt des Reichskammergerichts zu verhindern; [4.] Ersuchen um Erlangung von Mandaten gegen die Feinde Kölns.

Köln, 4. April 1510

Köln, Historisches A., Briefbücher Nr. 45, fol. 243a-246b, Kop.

[1.] Eirsamer und froemer, besunder gunstiger, gude frunt, wir hain ure liefden schrift [liegt nicht vor] guetlich entfangen und uren vurgewanten flyß, ouch die untschuldigunge, wie ure liefden die van unserntwegen unserm allergnst. H., der röm. ksl. Mt., gedaen hait, zo sundern danke ufgenomen und verstanden. Dann wir hain darbeneven vermerkt, wie ksl. Mt. aller dynge wal eyn guet genugen haven sulle, dann alleyne sovil, as die lenunge der 3000 fl. betreffende berort. Ist syn ksl. Mt. noch begerende, das wir derselven syner ksl. Mt. furderlichen schicken und damyt nyt lenger verzyhen wulden, mit befeil, wo wir die vurscreven 3000 fl. deser zyt nyt erlegen mochten, das wir alsdann eynen van unsern Bmm. und zwene raitzfrunde zo syner ksl. Mt. sulden schicken, wie dann syne[r] ksl. Mt. brief [liegt nicht vor] dat wyter und lenger inhelt. Nu wissen ure liefden by sich selfs ain zwyfel wal, dat wir syner ksl. Mt. in deme und derglychen van ganzen guden herzen as die gehoirsamen gerne zo willen und undertenigen gefallen syn sulden, as sulchs in unsen vermogen wer, want wir uns nye anders dan gehoirsamplich gehalden und vur andern steden unser stede gelt mit groisen, swaren summen zo fast vil angeslagen hulfen und behoif syner ksl. Mt. und des hl. Rychs anliegenden noitsachen willenklichen oever unser walvermogen dargestreckt, ouch by die 10 000 fl. des stapels halven verdain und glyckewal darbeneben eynen swaren ploit [= Rechtsstreit, Prozeß] zo Rome gefoirt, groiß, treffliche schickungen mit swaren costen etliche jair her gedaen und uns an der barschaft fast sere entbloest haven. Darzo geschuyt uns gheyne bezalunge van den zoellen noch siegel des stiftz Colne, as es uch wal wislich is. Sulden wir nu alsulchen wychtigen summe by den Fuckeren adir andern up schaden upbrengen, so kan ure liefden wal ermessen, dat unser stede rentcamer und dat gemeyne gut alles mehr und mehr besweirt wurde. Wir besorgen uns ouch, dat wir by unsern eirberen burgern und koufluden die summe zo deser zyt nyet entlehenen moegen, want yn ire gudere nyet alleyne van den Gellerschen, sonder ouch im lande van Cleve, im styft van Colne, Münster und umblanx her van unsern nabern, eynsdeils bis vur unser stat zo eyner mirklichen summe zo dragende, geweltlichen genomen worden ist ind noch degelichs genomen wirt van denghenen, die uns gegen Got, ere und recht, ouch gegen den upgerichten gemeynen lantfreden befeden, als mit namen Goesen van Berlingen, Heynrichen van Orsbeck und iren hulfern und dieghenen, die joncher Frederich, H. Oswaltz son van dem Berghe, Bathenborch und ander uphalden und degelichs an sich werben. Den wir uns aller irer moitwilliger forderungen vur Kff. und Ff., inselfs landfursten, zo guetlichen verhoer adir die ksl. Mt., unserm allergnst. H., adir syner Mt. camergerichte zo rechte erboden haint. Dat uns allet nyet helfen mach. Darzo wirden wir und unser burger van ksl. Mt. erlaissen und mit vil nuwerungen mit dem camergerichte gegen unser paebstliche, ksl. und kgl. fryheiten, ouch gegen unser stede loevelich gesetze, statuten und gewonheiten unser werntlichen gerichte degelichs mehr und mehr besweirt zo abbruch und vermynneronge unsers loevelichen regimentz, des wir uns nyet unbillichen hain zo besweren. Desglychen is uwer liefden ouch bewust, dat wir bis herzo mit den stapel zo gheyner entschaft hain moegen komen. Und dwyle wir des nyet in beseß adir gebruch mögen komen syn, soe vermoeden wir uns nyet, by denselven unsern burgern und eirbere gemeynde zo erlangen, dat wir sust wal getruwen sulden zo erlangen.

[2.] Und ist daromme unser flyßliche und fruntliche bede und begerde, dat ure liefde dese und alle unser anligen, uch zo guder maiß wal bewust, ksl. Mt. im besten und fuechlichsten vurgeven und syn ksl. Mt. in aller dienstbarlichen undertenikeit up dat hoechste bidden wullet, dat syn Mt. unser gelegenheit mit gnaden erkennen und daeby in gn. gedenken haven wil, dat wir uns zo jaire zo Wormbs 1 gutwillinklichen vur allen andern stenden und steden des Rychs alle unsers vermoigens zo syner ksl. Mt. erboiden, als wir ouch nu und alle wege gedain und uns als syner ksl. Mt. undertenigen in allen moegelychen dyngen erzeigt haven. Dann sulden wir itzt syner ksl. Mt. gelt lehenen und glychewal unsern anslach geven, moechte uns villichte geschien, als uns geschiet ist mit den gelde, dat wir zo behoif des zoichs oever berch bezalt hatten, dat uns aver na der hant an den hungerischen zoige nyet aufgeslagen moechte werden. 2 Want, as wir verstanden haven, so sulle ksl. Mt. ein ilende hulfe verwilligt und etliche van Ff. und steden darzo verordent syn, die tax, daruf ein yeder angeslagen wurden, inzonemen ind zo entfangen. Soe kunnen wir wal oeverlegen, dat unser gelt puch irst dachs bereit moiß syn. Dat uns dan noch upzobrengen sweirlich genoich fallen sall, und wisten dannoch nyet, of die lenunge daran afgeslagen sulde werden adir nyet. Dann wir hetten ouch zo besorgen, dat uns geschien mochte as mit den 110 fl., die van unserntwegen Gf. Adolfen, dem camerrichter, gutlichen bezalt syn na luyde syner quitancien [vgl. Nr. 499 [4.]]. Glychewail werden wir degelychs darumb van den ksl. fiscail mit mandaten und anders erfordert, die anderwerf zo bezalen und zo Frankfort zo schicken, und zyhen die bezalunge nu an up den anslach, der vur 9 adir 10 jaren zo Regenspurg gemacht sall syn, dat uns unbewust ist. Und syn darumb eyns ganzen ungezwyfelten getruwens, wann uire liefden ksl. Mt. dese dingen und andere unser mannichfeldige beswerden, as ir selfs wal wist, vurtragen. Wir verstain ouch oeverlanx, as ir ouch villichte wal verstanden moegt haven, wie leider die stat van Lubeke, desgelychen Deventer, Campen, Swolle ind ander stede ytzont in groissem bedrangen synt und dat sich der unwille degelichs also vermeert, 3 dat uns wal von noeden ist, mit allen flyß ouch vur unser stat zo trachten, warnungen halven, die uns van guden frunden geschiet ist. Syn ksl. Mt. sal sich an zwyfel zo eyner gn. und anderen meynungen bewegen und uns zo deser zyt nyt forder besweren, ouch wyter schickungen unser Bmm. adir raitzfrunde nyet angesynnen laißen, so dat ouch leider in unser gelegenheit nyet en ist. Dese unse wairhaftige untschuldigunge willen ure liefden so getruwelichen vurgeven, as wir uch deß und eyns groessern genzlich wal zo betruwen, also dat wir omers in gnaden ksl. Mt. blyven moegen. Und wes uch zer gn. antwort begegent, dat wil uns by gegenwerdigem unserm rydenden boiden ilende wissen laissen, dieselve ure liefden, die etc. Gescreven am 4. dage im April Ao etc. decimo.

[3.] Cedula inclusa Dr. Meynartzhagen: Ouch willen wir uire liefden nyet verhalden, dat wir degelichs van ksl. fiscail umb die 110 fl. sere hertlich gemaint werden, wiewail wir iem derhalven geschreven und bericht gedain haven. Und befremt uns, wie uire liefden dat versien und eyn quitancie van datum 1500 und eyn van den camerrichter genomen hait. Und ist daromme unser gude meynunge, dat ir willet doin verschaffen beide by dem camerrichter und ouch deme fiscail, dat wir sulcher manungen erlaissen moegen werden.

[4.] In den andern sachen, als den stapel, voirt Goetzen van Berlingen, joncher Frederichen van Bergen, Batenborch, Orßbeck und ander unser viande und wederwerdige betreffende, willet dat beste doin und, sovil mogelich, die nottorftigen mandate, wie ir uns durch eyn copie angezeuget hait, erlangen. Datum ut supra. [...]

Anmerkungen

1
 Gemeint ist wohl der Reichstag 1509.
2
 Zu den vergeblichen Verhandlungen Dr. Meynertzhagens am kgl. Hof im August und September 1507 über die Ungarnhilfe von 1505 und die auf dem Konstanzer Reichstag beschlossene Romzugshilfe vgl. Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 991.
3
 Dies bezieht sich wohl auf die Attacken Kg. Johanns von Dänemark gegen Lübeck und andere Hansestädte, gegen die Lübeck im Frühjahr 1510 die Unterstützung Ks. Maximilians erbat. Vgl. Abschnitt I.4.7.13.