Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Weitere Verhandlungen von Ks. und Ständen über die Reichshilfe; [2.] Schleppender Verlauf der Verhandlungen über den Konflikt der Hh. von Wolfstein mit Nürnberg.
Augsburg, 10. April 1510
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 97b, 100b-101a, Konz. (Vermerk am Ende des Stücks: Pey maister Paulus Mülner, goltschmid zu Nurmberg).
Geht davon aus, daß sein durch einen zum Kf. von Sachsen gehörenden Knaben übermitteltes Schreiben vom 8. April (Nr. 545) in Nürnberg eingetroffen ist.
[1.] Desselben tags sind Gf. Eytelfriderich von Zorn und H. Paulus vom Lichtenstein vor den Kff., Ff. und allen stenden des Reichs in namen und von wegen ksl. Mt. erschinen. Die haben auf die nachst der stend ubergeben schrift [Nr.107] ein lange meinung, die auch nit vast [= sehr] annemlich pey allen stenden zu horn gewest, dargetan. Und im grunt hat sich dieselbig meinung einer verzaichnus [Nr. 108] gemes gehalten, die sie auch alspald uberantwort haben, wie dan euer weisheit ab der abschrift derselben, hieneben verwart, zu vernemen haben. Darauf ist dem ausschus, so von den reichsstenden verordent ist, wefelch getan, zu ratschlahen, in welcher gestalt ksl. Mt. wider antwort zu geben sey. Und so solch ratschlag verfast, sollen sie alsdann der ganzen versamlung des Reichs wider furhalten, damit der furter auf ir verpessern ksl. Mt. wehendigt und entekt mag werden. Es wirdet aber, wie euer weisheit vor mir zu wewegen haben, auf disen furschlag den stenden nit muglich, ksl. Mt. zu willfarn, und wirdet im end, darfur es etlich halten, die sachen auf das wenigst auf der hilf zu Kostniz1 ein halb jar lang westen und doch alles zu gelt angeschlagen werden. Wie und welcher gestalt sich aber solchs weiter wirdet anlassen, das soll euer weisheit von mir zu einem yden mal mit dem ersten zu wissen werden etc.
[2.] So hat die ksl. Mt. die sachen mit den Wolfsteinern fur den hofrat gewisen. Ist mir anstat euer weisheit zum oftern mal darzu verkunt worden und sunderlich auf heut, dato [10.4.10], hat aber pisher kein furgang gehabt. Dann mein H., der brobst [Dr. Erasmus Toppler], hat sein Mt. wericht, nachdem dieselbig vergangner zeit zu Pozen euer weisheit geschikten ratsbotschaft, nemlich Linharten Graland, hab zugesagt, euer weisheit derselben sach halben am kamergericht weleiben zu lassen, wie dann auch die reichsordnung vermag und zugeb. Wa nun die sachen vor dem hofrat solt gehort werden, so wurden sich euer weisheit geschikten desselben gn. und pilligen zusagens halten, und solt dann davon erst dischputirt werden, ob ir Mt. das zusagen halten oder nit solt, mocht etzwas schimpflich geacht werden. Darauf hat ir Mt. die sachen abermals verschoben und gesagt, woll pey irn geheimen reten weiter ratschlahen, was ir darin gezimen woll. Ich versich mich aber auf das statlich anhalten, so teglich von den Wolfsteinerischen geschicht, werd die sach unverhort nit abgen. Nachdem aber die gemelten vom Wolfstein so oft vergebenlich erscheinen, laß ich mich wedunken, das des peystands teglich eines teils verlirn, dann yderman sunst zu tun und auch verdrossen darob wirdet. So hab ich mich pey den vier Ff. und andern, in euer weisheit jungsten schrift mir wefolhen [Nr. 542 [1.]], umb ein peystand weworben und an allen orten zusagen und willfarung erlangt. [...] Datum zu Augspurg am mitwoch [nach quasimodogeniti] zu mitag Ao. etc. decimo.