Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Notwendige Erörterung seines Verhältnisses zum Kg. von Frankreich mit den Reichsständen, dringende Aufforderung zum Erscheinen auf dem Reichstag; [2.] Der Jülicher Erbfall als weiteres Reichstagsthema; [3.] Sorge über mögliche Verärgerung der Reichsstände wegen des Ausbleibens Kf. Friedrichs.

Trier, 30. März 1512

Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner): Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 13.

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 8800/1, fol. 116a (nur die Nachschrift; Beilage zu Nr. 1803).

[1.] Hochgeborner, lb. oheim, Kf., rat und stathalter, wir haben deiner lieb schreiben [liegt nicht vor], uns ytz bey deinem diener getan, vernomen und die entschuldigung, das du dismals und zu eylends zu uns auf den reichstag nit komen mogest [vgl. Nr. 952], verstanden. Und verkunden darauf deiner lieb, das der Kg. von Frankreich nach eroberung der stat Breß [= Brescia] in Ytalien und sonderlich gegen dem Bapst und des Kg. von Aragoni volk ganz uberhand genomen und dasselb volk hinder sich getriben hat, und besorgen, das er den Bapst zu allem seinem willen bringen, also das er mit dem Babstumb und dem Kst. alles das handln moge, das im gefellig sein werde. Dieweil wir nu von dem Babst noch dem Kg. von Aragon nie kainen rechten grund haben mogen erlangen und noch nit haben und sich der Kg. von Frankreich erzaigt, als ob er unser partey sey und das solhs alles uns paiden zu gut beschehe und wir deshalben mit ime dissimuliern müssen und wider ine nichts handln dürfen, es beschehe dann mit rat Kff., Ff. und des Reichs stenden, und aber dy fürsorg, wie obstet, tragen und dise sachen uns, das hl. Reiche und gemaine teutsche nation merglichn betreffen und unser und des Reichs notturft ervordert, eylends mit zeitigem rat darin zu handln und wir dann mitsambt Kff. und Ff. allain auf dein zukunft, der in solhem ganz not ist, warten, begern wir an dein lieb, mit ernst bevelhend, du wellest dich von stund erheben und furderlich auf den gemelten reichstag herkomen und dich des kainerlay sachen nichts irren lassen und uns in den beruerten sachen mitsambt andern Kff. und Ff. helfen raten und handln, das uns und dem hl. Reich eerlich, nützlich und gut ist und das dy notturft ervordert. Daran tut dein lieb unser ernstliche maynung und sonder gefallen, gnediglich und fruntlich gegen derselben zu erkennen. Geben zu Trier am 30. tag Marciii Ao. etc. duodecimo, unsers reichs im 27. jaren.

[2.] Nachschrift: Wir wellen auch ytz hie auf dem reichstag in der gulchischen sachen handln laut des abschids, so wir mit dir genomen habn, dann der von Cleve ytzt sein treffentlich rete auch deshalbn zu uns schickt. Das wellest deinem brueder [Hg. Johann] und vetter [Hgg. Georg und Heinrich], den andern Hgg. von Sachsen, also verkünden, euch darnach wissen zu richten.

[3.] Und dein lieb welle sich ye her zu uns furdern, dann zu besorgen ist, das dy andern Kff. und Ff. des langen wartens verdries haben wurden. Wir wellen unser gesweigen, wiewol wir alle monet 70 000 fl. zu underhaltung unsers kriegsvolks in daz welschland und hinab in das land von Geldern haben muessen.