Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Teilt als Neuigkeit mit, daß Venedig die Partei Frankreichs ergriffen und sich gegen ihn gestellt hat. Er erwartet einen Angriff Venedigs, sobald der Krieg zwischen ihm und Frankreich beginnt. Die Franzosen haben entlang seiner Route für den Romzug alle Brücken abgetragen, die Wege und Straßen blockiert und mit Geschützen gesichert. Wo Gewässer zu überqueren wären, wurden alle Wasserfahrzeuge in die Städte verlegt und gesichert. Er kann deshalb nicht mit seinem ganzen Heer auf dem üblichen Weg durch das Territorium Venedigs ziehen, doch hat er einen Weg gefunden, über den er eine kleine Anzahl von Fußtruppen zu bringen hofft. Er verhandelt nach wie vor mit den Eidgenossen um Hilfe für einen Zug durch Mailand nach Rom, hat aber wenig Hoffnung auf mehr als eine Anzahl von Fußknechten und die Unterstützung des Grauen Bundes. Falls die Unterstützung der Eidgenossen nicht zu gewinnen ist, wird er dennoch über Hochburgund und Savoyen ziehen. Er verbindet diese Mitteilung mit der Aufforderung, seinen Anteil an der Reichshilfe gemäß Konstanzer Abschied zuverlässig zu leisten.1

Innsbruck, 3. Oktober 1507; präs. durch den kfl. Boten Jakob am 1. November (omnium sanctorum).

Berlin, GStA, I. HA, Repos. 1, Nr. 2A, fol. 11–11’ (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. M. Lang).

Anmerkungen

1
 Niccolò Frisio berichtete wohl um den 10.10. an Mgf. Francesco von Mantua, daß die reichsständischen Kontingente zu einem großen Teil auf dem Weg nach Konstanz seien, darunter Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach, Hg. [Albrecht] von Mecklenburg, Lgf. [Wilhelm] von Hessen, Lübeck und Friesland (Frisoni). Viele Stände hätten das Zwei- bis Dreifache ihres Anschlags zur Verfügung gestellt, so daß die Zahl von 30 000 Soldaten, darunter 5000 Reitern, noch übertroffen werde (ital. Or., s.l., s.d., jedoch wohl Innsbruck; StA Mantua, A.G. ser. E.II.3, busta 439, fol. 407).
Der venezianische Gesandte Vincenzo Querini referierte in seinem Bericht vom 5.10. aus Äußerungen des ferraresischen Gesandten [Antonio de’ Costabili] gegenüber seinem Sekretär Angelo Trevisan, daß ein großer Teil der Reichskontingente auf dem Weg zum Sammelpunkt sei und der Hg. von Württemberg, der Lgf. von Hessen und der Mgf. von Brandenburg[-Ansbach] Kg. Maximilian schriftlich aufgefordert hätten, nach Konstanz zu kommen, perché, come li altri signori et cità imperial intendino che sua maestà sia lì, se apresserano tanto più di esserne anchor loro (Querini an den Dogen, ital. Kop. Hall, Postverm.: Per eundem Baronem; BM Venedig, Cod. marc. ital. VII/989 (= 9581), fol. 114’-115’, hier 114’-115; BFQS Venedig, Cl. IV, Cod. V (= 769), fol. 174’-175, hier 174’). Am 9.10. erfuhr Querini durch einen Vetter des ferraresischen Gesandten in Innsbruck, daß bereits mehr als 8000 Mann in Konstanz eingetroffen seien. Dies wurde ihm auch durch einen Diener des päpstlichen Legaten Carvajal bestätigt. Et dice de più che non è principe alcun del’Imperio che non mandi a Constanza assai mazor numero de zente di quello sono obligati (Querini an den Dogen, ital. Kop., Hall, 9.10.1507; BM Venedig, ebd., fol. 116–117’, hier 117–117’; BFQS Venedig, ebd., fol. 176–177, hier 177). Carvajal selbst bekräftigte gegenüber Trevisan die Mitteilungen über das sich in Konstanz sammelnde Reichsheer (Querini an den Dogen, ital. Kop. Hall, 11.10.1507, Postverm.: Per Butistagnum; BM Venedig, ebd., fol. 117’-118, hier 117’; BFQS Venedig, ebd., fol. 177–178, hier 177). Vgl. Nr. 788 [Pkt. 2].