Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

Er steht im Begriff, mit der Romzughilfe der Reichsstände, so zue guetem tail ankomen ist, und eigenen Truppen, die er seit geraumer Zeit unter Waffen hält, den auf dem Konstanzer RT beschlossenen Romzug zur Erlangung der Kaiserkrone anzutreten. Er beabsichtigt, durch Italien zu ziehen und daselb dem Hl. Reich, auch unserm haus Osterreich widerumb anhängig zu machen, alles zu eren und wolfart der ganzen cristenhait. Dies will jedoch der frz. Kg. mit Hilfe einiger italienischer Kommunen verhindern, um – wie zu befürchten ist – zur Schmach und zum Schaden für ihn und alle Deutschen selbst die Kaiserkrone zu gewinnen und künftig das Papsttum unter französische Kontrolle zu bekommen. Dies zeigte sich vor kurzem daran, daß der Papst durch einen Mönch vergiftet werden sollte und die Franzosen ihm verräterischerweise die Stadt Bologna wegnehmen wollten. Er hat glaubwürdige Nachricht, daß das mit Frankreich verbündete Venedig sich ebenfalls gegen den Romzug stellen will. Es hat Truppen nach Rovereto entsandt, um die Gft. Tirol anzugreifen, ohne daß dafür ein Grund besteht. Er hat sich in allen Streitigkeiten nachgiebig erzeigt und sich überdies geweigert, dem Papst im Streit um einige Städte gegen Venedig militärisch beizustehen. Erhebt Vorwürfe gegen Venedig in Hinblick auf Mailand und den Ungarnkrieg. Als er nach dem Kölner RT den Romzug antreten wollte, verhinderte Venedig dies durch einen Truppenaufmarsch und sperrte für ihn seine Gebiete, die doch dem Hl. Reich verwant sein. Dan das wir sy in offner versamlung der stende des Reichs auf yetztgehalten reichstag zu Costenz umb den durchzug ersuecht, aber mit erbietung on allen iren schaden und nachtail, haben sy uns den uppiglichen und verachtlichen gestragks abgeschlagen und sich erneut mit dem frz. Kg. verbündet. Er will sein Land vor Schaden bewahren und gemeinsam mit den Reichstruppen durch Italien – dasselb teutscher nacion widerumb anhengig zu machen – nach Rom ziehen. Bittet um die Stellung von 3000 Mann gegen Venedig. [Regelung von Einzelheiten der Hilfe]. Die Gesandten sollen eröffnen, daß er mit Böhmen über die Stellung einer halben Wagenburg verhandelt. Diese sollen Nieder- und Oberösterreich gemeinsam finanzieren. Er wird zum Schutz des Landes Mgf. Kasimir von Brandenburg mit 8000 Mann schicken. Ein ungarischer Adliger hat die Stellung von 2000 Mann für einen Monatssold von 5 Dukaten angeboten.2 

Innsbruck, 3. Januar 1508.

Wien, ÖNB, Cod. 7552, fol. 65’-74’ (spätere Abschrift, imit. Verm. cdrp. und Gegenz. Serntein).

Anmerkungen

1
 Der kgl. Kredenzbrief lautete auf Wolfgang von Polheim (oberster Hauptmann des niederösterr. Regiments), Sigmund von Fraunberg zum Haag (kgl. Pfleger zu Neuburg/Inn) und den niederösterr. Fiskal Dr. Wilhelm von Reichenbach (spätere Abschrift mit imit. Vermm. prps./cdrp. und Gegenz. Serntein, Innsbruck, 4.1.1508; ÖNB Wien, Cod. 7552, fol. 65–65’). Das mit der Instruktion passagenweise übereinstimmende Ausschreiben datiert vom 15.12.1507 (Kop. Memmingen, imit. Vermm. prps./cdrp. und Gegenz. Serntein; HHStA Wien, Maximiliana 18, Konv. 2, fol. 52–54).
2
 In ihrer ersten Antwort vom 5.2. lehnten es die Landstände unter Hinweis auf ihre noch unerledigten Beschwerden [vgl. Nr. 523] ab, einen Beitrag zu leisten, bewilligten aber dann doch 14 000 fl. (Resolutionen der Landstände, jeweils spätere Abschrift; ÖNB Wien, Cod. 7552, fol. 75–75’; 76–78’; 78’-81’). Die vorderösterreichischen Landstände hatten am 15.12. die Finanzierung von 100 Reitern und 2000 Fußsoldaten für einen Monat bewilligt (Antwort der Stände an die kgl. Vertreter Christoph Schenk von Limpurg und Dr. Erasmus Topler; HHStA Wien, Maximiliana 18, Konv. 2, fol. 132–132’. Weisung Kg. Maximilians an Gf. Wolfgang von Fürstenberg, das vorderösterr. Kontingent nach Burgund zu beordern, Konz. Bozen, 25.1.1508; ebd., Konv. 3, fol. 56–57). Der Tiroler Landtag bewilligte im Januar 1508 eine dreimonatige Hilfe von 1000 Mann und für den Kriegsfall weitere 4000 Soldaten. Bei äußerster Not sollten dem Kg. insgesamt 10 000 Mann zur Verfügung gestellt werden (Landtagsprotokoll; TLA Innsbruck, Tiroler landesftl. Landtagsakten 1455–1525, Fasz. Landtag zu Bozen 1508, fol. 1–4. Huber, Geschichte III, S. 367; Jäger, Landstände II, S. 443; Wolff, Beziehungen, S. 92; Köfler, Land, S. 275f.). Die in Marburg versammelten steirischen Landstände genehmigten gegen Venedig 16 000 fl. (Schmid, König, S. 190; Skriwan, Kaiser, S. 20).