Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil
Nr. 170 Gutachten des Nürnberger Ratskonsulenten Dr. Johann Letscher – [Nürnberg, 19. Februar 1509]
Frage einer Initiative beim Ks. oder auf dem Wormser Reichstag wegen des Räuberunwesens.
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratschlagbücher, Nr. 1, fol. 1 (Kop.; Überschr.: Questio, ob uf dem nechsten Reichs tag zu Worms der blackerey halb und wie zu handeln sey bey ksl. Mt.).
Doctor Jo[hann] Letscher als der, so am ersten anzaigung getan, hat geraten, das einem rate nit nutzlich oder furtraglich sey, allain fur sich selbs by ksl. Mt. oder den stenden deß Reichs der blackerei1 halb anregung oder doselbs beswerd clagsweise darzutun, sonder das ain rate zuvor by den stetten handlung furwendet, mit anzuhengen und solchs nachmaln bey ksl. Mt. ze arbaiten, unangesehen, ob ytzo kurz halben deß Reichs tags und ander ursachen die sachen mit frucht endlich nit möcht gepunden werden2, wie sich zu vermuten ist. Aber dannocht wirdet damit ain nutzlicher und guter anfang gemacht. Denn ye lenger in disen handlungen geirret, ye ubermessiger die zufallenden beswerden in merung erwachsen, insonders darumb, das die blackerey bey menschen gedechtnus so groß nie eingewurzelt als ytzo. So haben hievor die alten regenten unangesehen der grossen, treffenlichen fursehung der stifter gemainer recht, auch der Gulden Bull3 und Ks. Fridrichs reformation4 allen irn fleiß furgewendt, wege zu suchen, dise blackereien abzustricken und zu furkomen, und darumb merklich groß gelt und gut außgeben. Warumb wollt dann nit ain rate ytzo, so die not am grossten und nachtail an dem verzug ist, in die fusstapfen irer voreltern treten und bey ksl. Mt. als irem obrichtern[vorstellig werden]? Allda und niendert anderßwo die sachen mussen gezettelt und gehandelt werden. Dann wir sonst kain hilf wissen zu suchen oder fruchtparlich wege handeln.
Nr. 171 Gutachten von Nürnberger Ratskonsulenten – Nürnberg, 19. Februar 1509
Frage einer Initiative beim Ks. oder auf dem Wormser Reichstag wegen des Räuberunwesens.
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratschlagbücher, Nr. 1, fol. 1–1’ (Kop., actum am gayln montag, der hl. vaßnacht abend).
Die 2 brebst [Dr. Erasmus Topler1und Dr. Anton Kreß2], Dr. Peter [Topler], [Dr. Johannes] Protzer3, herr A[nton] Tetzel, [Kaspar] Nutzel und [Hieronymus] Haller haben geraten und angezaigt, das sy haben vil beswerden bedacht, wo man mit hilf der stett bey ksl. Mt. handeln sollt, und nemlich, wo man die ksl. Mt. sollt anlangen umb hilf, so behelt solchs ksl. Mt. by sich nit allain, sonder wurd das auch an die fursten gelangen lassen oder die sachen schieben uf die stend deß Reichs. Das sey onzweifenlich. Dieselben wurden alsdann anzaigen den vertrag, so sy vor zu Bamberg beschlossen haben4, oder von andern wegen reden. Das alles ainem rate kainswegs zu erleiden steet, der ursachen halben, das die fursten im nymmer nachgeben, in ire halßgricht zu greifen. Nun kan ain rate, wie ytzo gemelt, wo solchs nit zugelassen, kainen andern wege annemen. Item die kaiserlich Mt. wurde, als sich zu vermuten, nit lang an dem ort bleiben und die sachen seiner Mt. raten oder stenden deß Reichs committirn, die sachen zu bedenken, oder etlich hauptleut setzen, als marggraf Cazimier [von Brandenburg-Ansbach] und andere fursten, wie vor auch auf der pan gewest, die blackerey außzureuten und andere ordnung furzunemen, dieselben zu furkomen. Das sey ains rats gift. Dann man darinnen ainem rate kain sonders machen oder ire freyhaiten sondern oder außnemen werd. So sey auch nit wol moglich, das ain rate weiters, grossers oder bessers, dan sy vor haben a–und der landfrid zugibt–a, erlangen werden. Sollte dann ain rate neben den stetten arbaiten, so mochten sie villeicht ursach geben, ire vor habende freyhaiten zu verletzen oder die zweifelig ze machen. Und sey in summa diser sachen halb zu yedem mal zwei beswerden im tun zu bewegen, do im lassen sich nit aine ereugen mag. Aber wo der brobst [Erasmus Topler] allain in abwesen menglichs bey ksl. Mt. etwas weiters in schein ainer declaracion erlangen möchte, nit abzuschlagen sein. Deßgleichen, wo sich solchs in andern sachen antwurts- und underrichtungsweise zu Worms fuglich begeben, das der blackerey halb in gemain anregung beschehe mit anzaigung der merklichen beswerden, darauß ervolgend.5
Nr. 172 Gutachten des Nürnberger Ratskonsulenten Dr. Johann Letscher – [Nürnberg, 19. Februar 1509]
Frage einer Initiative beim Ks. oder auf dem Wormser Reichstag wegen der Missstände beim Geleitwesen.
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratschlagbücher, Nr. 1, fol. 1’ (Kop.; Überschr.: Questio, ob uf solchem Reichs tag auch anzeregen sey oder clagsweise darzutun, wie beswerlich es mit den glaiten werd furgenomen. Dann neme ainer glait, so werde er darin beschadigt und ime erstattung seiner beschedigung [ab]glaint. Neme er nit glait, so begegen ime gleichmessig beswerden.).
Sagt doctor Letscher, diß stuck, das glait betreffend, sey dem artikel, die blackerey berurend, anhengig, mog nit wol gesondert werden. Und wo die nit dermaß furgenommen, wie es mit guter vorbetrachtung durch die stifter der recht bedacht und fursehen sey, were onnot, derhalben vil zu clagen oder zu arbaiten. Aber dem entgegen und widerwertig erscheint teglichs, darumb den stenden deß Reichs, sonderlich den stetten und furnemlich Nurmberg, not und nutz were, von stattlichen wegen zu handeln, durch die das glait rechtformlich gehalten wurd. Aber er wiß ains von dem andern nit zu tailen, soll anders mit frucht darin gehandelt werden.1
Nr. 173 Stadt Nürnberg an den ksl. Reichsschatzmeister Hans von Landau – Nürnberg, 14. März 1509
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates, Nr. 63, fol. 166–167 (Kop., quarta post oculi).
Abt Wolfgang von St. Egidien hat sie als Schutzherren seines Klosters über ein erneutes Mandat zur Bezahlung der auf den letzten beiden Reichstagen [in Köln und Konstanz] bewilligten Reichshilfen1und über das beiliegende am 15. März [!] zugestellte fiskalische Monitorial2informiert. Wenn ihn ihr vor Jahresfrist zugesandter Bericht3erreicht hätte und, wie gebeten, an den Ks. weitergeleitet worden wäre, hätte dieser zweifellos untersagt, den Abt weiterhin zu behelligen. Er hat den Bericht aber wohl nicht erhalten, weswegen sie auf Bitten des Abtes ihre Argumente hiermit noch einmal vortragen: Das Kloster untersteht der weltlichen Obrigkeit Nürnbergs als seiner Schutz- und Schirmherrin. Der Magistrat hat dessen Untertanen deshalb von jeher wie andere Bürger und Angehörige der Stadt für alle Anforderungen seitens Ks. und Reich besteuert, so auch für den Romzug im vergangenen Jahr. Falls der Abt dem Zahlungsmandat nachkäme, würden er und die übrigen Angehörigen des Klosters entgegen dem Herkommen doppelt besteuert. Der Abt hat auch darauf hingewiesen, dass St. Egidien bislang und auch unter dem jetzigen Ks. von Reichsanschlägen verschont geblieben ist, wie dies auch für andere, von Ff. und Städten eximierte Prälaten gilt.
Bitten ihn deshalb, dem Abt eine weitere Frist zu gewähren und den ksl. Fiskal zur Sistierung des Verfahrens gegen den Abt zu veranlassen, während die Nürnberger Gesandten auf dem Wormser Reichstag den Ks. über die Angelegenheit informieren. Sie sind zuversichtlich, dass dieser wie bisher von der Besteuerung des Klosters absehen wird.
Nr. 174 Stadt Nürnberg an den ksl. Fiskalprokurator Dr. Christoph Moeller – Nürnberg, 7. April 1509
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates, Nr. 63, fol. 199’–200’ (Kop., am hl. osterabend).
Am 15. März ging Abt Wolfgang von St. Egidien ein von ihm, dem ksl. Fiskal, beantragtes kammergerichtliches Monitorial [vom 18.1.1509] zu, die auf den Reichstagen in Köln und Konstanz bewilligten Reichshilfen in Gesamthöhe von 342 fl. innerhalb von sechs Wochen an den Reichsschatzmeister Hans von Landau auszubezahlen oder sich nach Verstreichen einer weiteren Frist von 30 Tagen zur Rechtfertigung am ksl. Kammergericht einzufinden. Der Abt hat das Mandat dem Rat der Stadt Nürnberg vorgelegt, sich über die Besteuerung durch das Reich als Neuerung beschwert und gebeten, die Kassation des Mandats zu erwirken. [Weitere Argumentation entsprechend Nr. 173 – Das Kloster ... absehen wird.].1
Nr. 175 Stadt Nürnberg an Stadt Lübeck – Nürnberg, 19. April 1509
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates, Nr. 63, fol. 220’ (Kop., pfintztag nach quasimodogeniti).
Bestätigen den Empfang von 110 fl., ihrem Anteil am erneut aufgelegten Kammerzieler, durch den Nürnberger Bürger Jörg Bayer (Beyr)1. Die Nürnberger Gesandtschaft zum Reichstag hat Befehl, die Lübeck zustehenden 60 fl.2an ihre Gesandten in Worms auszuhändigen.