Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 465 Donato de Preti (mgfl. Rat) an Mgf.in Isabella d’Este von Mantua

Augsburg, 27. Februar 1510

Mantua, Archivio di Stato, E/LXI/1: Corrispondenza colla Marchesa Isabella d’Este, Lettere di provenienze diverse, Busta 1893, Nr. 398, Orig. Pap. m. S. (ital.).

Die Audienz (der beiden mantuanischen Gesandten Donato de Preti und Francesco Peschiera bei Ks. Maximilian) wurde durch Matthäus Lang und Dr. (Pietro) Motta auf den nächsten Tag verschoben, da der Ks. sehr beschäftigt ist. Hier sind schon fast alle Kff., Ff. und Gesandtschaften versammelt, einige werden noch erwartet, wie z. B. der Pfalzgf. (Ludwig) und Mgf. (Friedrich) von Ansbach-Kulmbach. Unter den Kff. scheint Kf. Friedrich von Sachsen den Vorsitz zu führen. Hinsichtlich des Unternehmens in Italien wird wohl der Wille des Ks. geschehen. Die von der Gft. Tirol zur Verfügung gestellten 5000 Knechte sind schon losgeschickt worden. Sie haben für drei Monate Sold erhalten.

Nr. 466 Donato de Preti an Mgf.in Isabella d’Este von Mantua

Augsburg, 3. März 1510

Mantua, Archivio di Stato, E/LXI/1: Corrispondenza colla Marchesa Isabella d’Este, Lettere di provenienze diverse, Busta 1893, Nr. 420-422, Orig. Pap. m. S. (ital., z. T. chiffriert).

Wurde gestern abend zusammen mit (Francesco) Peschiera vom Ks. empfangen. Dieser gab sich wohlwollend und liebenswürdig und hörte sich alle Vorschläge an. Er (de Preti) bat um Entschuldigung, daß er nicht alle Forderungen des Ks. erfüllen könne. Dieser erklärte, er habe von seinen Gesandten, die sich oft in Mantua aufgehalten hätten, gehört, daß die Zölle und anderen Einnahmen aufgrund der Kriege stark zurückgegangen seien. Er wurde auch von den anderen Gesandten gut aufgenommen. Der Reichstag wurde gestern abend eröffnet. Der Ks. und die Ff. erschienen um 22 Uhr und blieben bis Mitternacht. Kf. Friedrich von Sachsen versteht sich mit dem Ks. sehr gut. Gestern speisten beide miteinander, dann zogen sie sich zu einem zweistündigen Gespräch zurück. Kf. Friedrich ist sehr klug und in Deutschland überaus anerkannt. Über die Absolution der Venezianer (vom Kirchenbann) durch den Papst äußerte sich der Ks. nicht.

Nr. 467 Donato de Preti an Mgf.in Isabella d’Este von Mantua

Augsburg, 28. März 1510

Mantua, Archivio di Stato, E/LXI/1: Corrispondenza colla Marchesa Isabella d’Este, Lettere di provenienze diverse, Busta 1893, Nr. 409-410, Orig. Pap. m. S. (ital.).

War heute morgen bei Dr. (Pietro) Motta, der Mgf.in Isabella sehr schätzt und ihre definitive Antwort zutiefst bedauert. Auch Ks. Maximilian ist verärgert darüber. Der Mgf.in könnte daraus großer Schaden entstehen. Sie sollte deshalb daran denken, einen Gesandten mit einigen unterwürfigen Worten zum Ks. zu schicken, wenn dieser nach Italien kommt. Es ist die Rede davon, daß der Papst eine neue Liga ins Leben rufen und den Kg. von Aragón sowie die Stadt Genua auf seine Seite ziehen will. Auch Ferrara und Venedig wurden genannt. Da heute Gründonnerstag ist, war es nicht möglich, eine Audienz beim Ks. zu bekommen. Dieser wird sich nun für vier Tage zurückziehen. Von Dr. Motta war zu hören, daß der Ks. nach Verona reisen wird. Auch die Ff. werden heute und morgen nach der Reichstagssitzung auseinandergehen.

Nr. 468 Donato de Preti an Mgf.in Isabella d’Este von Mantua

Augsburg, 4.-8. April 1510

Mantua, Archivio di Stato, E/LXI/1: Corrispondenza colla Marchesa Isabella d’Este, Lettere di provenienze diverse, Busta 1893, Nr. 412-415, Orig. Pap. m. S. (ital.).

4. April: Heute morgen teilte ihm Dr. Motta mit, daß Mgf.in Isabella sich seiner Meinung nach mehr denn je beraten lassen werde, um Ks. Maximilian zufriedenzustellen. Wie es scheint, herrscht zwischen dem Ks., dem Kg. von Frankreich und dem Kg. von Aragón große Einigkeit. Der Grandmaître (des frz. Kg., Charles d’Amboise) wird persönlich mit einem großen Heer nach Verona kommen und binnen zehn Tagen Vicenza einnehmen. Er (de Preti) hat sich mit Kf. Friedrich (von Sachsen) in lateinischer Sprache über die Ergebnisse des Reichstags unterhalten. Wegen der Anwesenheit eines Dolmetschers wollte sich der Kf. aber nicht wirklich offen äußern. Der Ks. will das gesamte Geld selbst verwalten und die Ff. zu seinen Kämmerern und Hauptleuten machen. Unterdessen machten die Venezianer, da sie lieber einen Ausgleich als weiteren Krieg wollen, den Ff. verschiedene Angebote. Der Ks. ging aber darauf nicht ein, da er mit dem Kg. von Frankreich zu eng verbunden ist und sich dessen Willen nicht entziehen kann. Die Ff. werden den Ks., der auf der Seite Frankreichs und Aragóns steht, nicht von seiner Haltung abbringen können. Über den Papst beklagt sich der Ks.

5. April: Die Ff. sollen gestern abend erklärt haben, sie seien mit den Forderungen des Ks. einverstanden. Dies ist aber nicht ganz glaubhaft. Es geht auch das Gerücht, daß der Ks. von den Ff. 500 000 rh. fl. zugesagt bekommen haben soll. Der Gesandte des Papstes (Achilles de Grassis) berichtete, daß sich Konstantin Arianiti in Ravenna aufhält. Der Papst soll versucht haben, den Ks. aus der Liga zu entfernen. Mit Venedig wird der Ks. keine Verbindung eingehen, da es untreu ist.

8. April: Der Kg. von Aragón hat dem Ks. für das Unternehmen (gegen Venedig) 400 Lanzen und sechs bewaffnete Galeonen zur Verfügung gestellt, was von einer sehr festen Verbindung mit dem Ks. und dem Kg. von Frankreich zeugt. Dr. Motta hat ihm (de Preti) dringend geraten, den Ks. von der Antwort Mgf.in Isabellas zu unterrichten und davon, daß diese fest entschlossen ist, ihren Sohn (Federico) nicht zum Ks. zu schicken. Zur Entschuldigung soll sie auf sein zartes Alter verweisen und anbieten, ihren Sohn dem Ks. entgegenzuschicken, sobald dieser nach Italien kommt. Damit wird sich der Ks. hoffentlich zufrieden geben. Beim päpstlichen Gesandten (Achilles de Grassis) ist ein Bote (aus Rom) eingetroffen.

Nr. 469 Donato de Preti an Mgf.in Isabella d’Este von Mantua

Augsburg, 25. April 1510

Mantua, Archivio di Stato, E/LXI/1: Corrispondenza colla Marchesa Isabella d’Este, Lettere di provenienze diverse, Busta 1893, Nr. 440-441, Orig. Pap. m. S. (ital.).

Hat sich gleich nach seiner Ankunft darum bemüht, die gute Gesinnung Ks. Maximilians gegenüber Mgf.in Isabella zu bewahren und zu vertiefen. Zusammen mit Francesco Peschiera sprach er mit Kf. Friedrich (von Sachsen) über die als Geschenk überbrachten Falken. Der Kf. teilte ihnen Einzelheiten über das Schreiben an Venedig mit und erbot sich, mit dem Ks. und vor allem mit Matthäus Lang zu sprechen. Durch dessen und Sernteins Vermittlung hatten sie dann eine lange Audienz beim Ks., dessen Fragen sie alle in geeigneter Form beantworteten. Davor hatten sie auch mit Girolamo Cassola gesprochen, dem der Hg. (von Ferrara, Alfonso d’Este) aufgetragen hatte, sein Möglichstes für Mgf.in Isabella zu tun. Er (de Preti) gab Cassola zu verstehen, daß es die Mgf.in an treuer Ergebenheit gegenüber dem Ks. nicht fehlen lassen werde. Ebenso berichtete er dem Ks. von ihrer mütterlichen Zuneigung und darüber, daß sie ihren Sekretär Battista Scalona zu Mgf. (Francesco) nach Venedig geschickt habe, um dessen Wünsche zu erfahren. Der Ks. werde darüber ausführlich hören. Ihm (de Preti) und auch Peschiera scheint es so, als ob vom Ks. eine gute Antwort zu erwarten sei. Dieser ließ durch Matthäus Lang antworten, wie dankbar er der Mgf.in für ihre Empfehlung sei. Auch der Gesandte Ferraras (Girolamo Cassola) fand den Ks. sehr geneigt. Daher wird die Angelegenheit wohl einen bestmöglichen Ausgang finden. Mgf.in Isabella möge Cassola für seine guten Dienste danken.

Nr. 470 Donato de Preti an Mgf.in Isabella d’Este von Mantua

Augsburg, 30. April 1510

Mantua, Archivio di Stato, E/LXI/1: Corrispondenza colla Marchesa Isabella d’Este, Lettere di provenienze diverse, Busta 1893, Nr. 426, Orig. Pap. m. S. (ital.)

War zusammen mit Francesco Peschiera beim Ks. Die Antwort, die er (de Preti) von Matthäus Lang erhielt, wird Mgf.in Isabella sicher zufriedenstellen. Lang war mit der Antwort der Mgf.in einverstanden und glaubt nicht, daß die Forderung des Ks. für diese beschwerlich ist. Der Ks. schätzt Mgf. (Francesco) und die Mgf.in sehr. Beim Reichstag gibt es noch letzte ungelöste Probleme, man hofft jedoch auf einen guten Ausgang.

Nr. 471 Donato de Preti an Mgf.in Isabella d’Este von Mantua

Augsburg, 1. Mai 1510

Mantua, Archivio di Stato, E/LXI/1: Corrispondenza colla Marchesa Isabella d’Este, Lettere di provenienze diverse, Busta 1893, Nr. 428-429, Orig. Pap. m. S. (ital.).

Nach Aussagen Peschieras hat Mgf.in Isabella erneut einen Abgesandten nach Venedig geschickt, der jedoch Mgf. (Francesco) nur im Beisein von Venezianern darlegen konnte, welche Zuneigung sie zu ihm hegt, sowie die Gründe dafür, warum sie seinen Wünschen nicht entsprechen kann.1 Der Ks. konnte somit ausführlich vom guten Willen der Mgf.in erfahren. Seine durch Matthäus Lang übermittelte Antwort fiel entsprechend positiv aus. Lang schrieb auch der Mgf.in im Namen des Ks., daß dieser ihre Antwort bzgl. ihres Sohnes (Federico) akzeptiere. Er (de Preti) empfiehlt nunmehr, daß die Mgf.in ihren Sohn dem Ks., falls dieser nach Italien kommt, nach Trient entgegenschickt und diesem die gebührende Ehre erweist. Die Reichstagsangelegenheiten sind fast abgeschlossen. Die Zahnschmerzen und die Halsentzündung Kf. Friedrichs (von Sachsen) haben sich gebessert. Es ist noch nicht bekannt, ob der Ks. die 500 000 rh. fl. vom Reichstag erhalten wird. Giovanni Gonzaga2 steht beim Ks. in hohem Ansehen. Er bleibt mit höchsten Befugnissen Generalhauptmann von Verona, und es scheint, daß der Ks. keinem Italiener mehr vertraut als ihm.

Anmerkungen

1
 Der Gemahl Mgf.in Isabellas, Francesco II., war am 17. Juli 1509, auf der Seite des Kg. von Frankreich kämpfend, in venezianische Gefangenschaft geraten und kam erst am 14. Juli 1510 im Austausch gegen seinen zehnjährigen Sohn Federico (II.) wieder frei. Vgl. Mazzoldi, Mantova, S. 210-216.
2
 Bruder Mgf. Francescos II. von Mantua und damit Schwager Mgf.in Isabellas.