Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Rat zu einträchtigem Vorgehen in der Erfurter und der Jülicher Angelegenheit, Vorrang für den Erfurter Streitfall; [2.] Anweisung an die Geistlichkeit zum Gebet um göttlichen Beistand; [3.] Blockademaßnahmen gegen Erfurt; [4.] Erteilung entsprechender umfassender Weisungen; [5.] Unterbindung von Truppenzuführungen des EB von Mainz nach Erfurt; [6.] Erkundung derartiger Vorbereitungen; [7.] Mögliche Zwangsmaßnahmen gegen Erfurt; [8.] Rechtshilfe für Erfurter Gläubiger; [9.] Bitte an Verbündete um Hilfe; [10.] Anschließende Fortsetzung der Jülicher Erbangelegenheit.
Grimma, 5. August 1512
Orig. Pap.: A) Dresden, HStA, GR, Loc. 9847/8, fol. 74a-75b, 79a.
Kop.: B) Weimar, HStA, EGA, Reg. A Nr. 199, fol. 32a-34b.
a–Handlung zu Grym von unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen reten, gehalten in der erfurdischen, gulchischen und andern sachen. Von wegen Hg. Friderichs, Kf., und Hg. Johannsen sint gewest Friderich Thun, haubtman zu Weymar, Dr. Hennig [Göde], probst zu Wittenberg, Dr. Wilhelm von Petzschitz, Fabian von Feilitzsch, haubtman zu Zeitz, und Dr. Wolfgang Stehlin, von wegen unsers gn. H. Hg. Jorgen Heinrich von Sleinitz, obermarschalg, Dr. [Johann Lindemann, gen.] Eysleben, ordinarius zu Leiptzk, H. Hans von Wertern, Caspar Zigler und Endres Pflug.–a
In der erfurdischen sachen seint nachvolgend artikel beratslagt:
[1.] Item das unsir gnst. und gn. Hh. allenthalben in der erfurdischn als wol als in der gülische sache mit leib und gut treulich und vetterlich zusamensetzen sollen und wollen, dieselben sachen auszuuben, sich nit voneinander wenden, doch das die erfurdische sache am ersten ausgeubet werde b–, es würden dan ir kftl. und ftl. Gn. in eintrechtigem rat besliessen, das iren kftl. und ftl. Gn. nützlichen und zutreglichn sein solt, in der gulischn sachen, ehe dann sich die erfurdische geendet, etwas furzunemen ader zu handln–b.
[2.] Item weil in allen dingen die hulf des Almechtigen zu suchen und bitten, sol an alle geistligkeit in unser gnst. und gn. Hh. Ftt. ausschreiben gescheen lauts gestelter notel [liegt nicht vor].
[3.] Item wen die rete zu Coln abschied gemacht, das dann ufs foderlichste die strassen den in Erfurt gelegt und unsir gnst. und gn. Hh. untirtanen verboten werde, handelung mit den von Erfurt zu haben, wie dann ein ausschreiben daruber gestellet [Nr. 1120]. Würde sich abir der abschied verziehen, das dann die strassen eher gelegt werden.
[4.] Item das den prelaten, Gff., rittermessigen, ambtleuten und stetten bevolhen werden solle, das bei den iren zu verfügen, auch festiglich darubir zu halten.
[5.] Item weil sich aus vil ursachen zu versehen, das der EB von Menz durch hilf seiner buntgenossen und sunst nach diesem gebot, frembde volk nach seinem besten in Erfurt zu brengen, untirstehen wurde, daraus unsern gnst. und gn. Hh. und iren Gn. untirtanen schaden und nachteil zu besorgen, derhalb von noten, das ir kftl. und ftl. Gn. geschickt und gefast sein, ob solchs furgenomen, das es mit macht gewert werde.
[6.] Item nachdem das ane vleissige kuntschaft nit gescheen mag, wil von noten sein, eygentliche treue und vleissige kuntschaft im stift Menz, Hildesheym und ander Ftt. und Gftt. zu bestellen und verordenen, die ufsehen haben müsten, ob sich reuter odir fueßvolk versameln wurde, das unsern gnst. und gn. Hh. zu eroffenen, uf das sich ir kftl. und ftl. Gn. darnach mit den iren hetten zu richten und zue gegenwehr zu trachten.
[7.] Item ob die legung der strasse und vorbietung der gemeinschaft die in Erfurt zu gehorsam in kürz nit bewegen wolt oder iren kftl. und ftl. Gn. ferner ursach geben würden, das dann an seumen mit ganzer macht allir unsir gnst. und gn. Hh. dawider getracht und gehandlt werde, wie das gescheen solle.
Weyl die in Erfurt im Ft. Doringen hin- und widerstreufen, das unser gnst. und gn. Hh. in keinen weg leidlich, auch irer Gn. untirtanen nicht wenig beswerlich, ist beredt, das den in Erfurt von irer allir Gn. reten geschrieben werden solle, sich solchs zu enthalten, wo abir nit, das es alsdann ir Gn. mit macht weren.
Dochc sol solch ausschreiben nicht eher bescheen, unsir gnst. und gn. Hh. haben dann die gegenwehr nach irer kftl. und ftl. Gn. bedenken vorordent. Dann solt das ausschreiben ergehen und nymants zu der vorhinderung bestalt werden, mocht unsern gnst. und gn. Hh. daraus bei den in Erfurt ein vorachtung erwachsen.
[8.] Item nachdem die in Erfurt ire gleubiger nicht bezalen, sol allen den, welche mit den in Erfurt zu tun haben, geburlichs rechten unwegerlich gestatt werden.
[9.] Item das hirzu unsir gnst. und gn. Hh. buntgenossen und frunde ufs foderlichste beschicken und unsir gnst. und gn. Hh. gemüt und meynung sampt untirrichtung gestalt und gelegenheit der erfurdischen sache solt furgehalden werden, sie darauf umb rat, hülf und beistand ansuchen, dardurch unsir gnst. und gn. Hh. irer notturft nach die billigkeit bei den in Erfurt bekomen und erlangen mochten, wie dann solchs mit guter ordenung und fuglicherweis wol gescheen mag.
Item wen die puntgenossen fragen wurden, wie ir Gn. in solchem furzunemen bedacht, alsdann zu sagen, das ir kftl. und ftl. Gn. solchs mit macht erlangen wolten, wo das mit legung der strasse und abziehung der gewerb nit helfen wurde.
[10.] Item so die erfurdisch sach ir endschaft erlangt, so haben alsdann ir kftl. und ftl. Gn. dester statlicher die gülische sache anzugreifen.