Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Sein Geldmangel aufgrund der bevorstehenden Hochzeit seiner Tochter Hg.in Maria, Bitte um Verrechnung des Augsburger Reichsanschlags mit den Schulden des Ks. bei ihm; [2.] Ersuchen um Absicherung der ksl. Erbzusage zugunsten Hg.in Marias; [3.] Bitte um ein ksl. Belehnungsversprechen für Hg. Johann III. von Kleve; [4.] Bedauern über die Nichtteilnahme des Ks. an der Hochzeit Hg.in Marias mit Hg. Johann; [5.] Gerüchte über eine Heirat Ehg.in Isabellas mit dem Hg. von Geldern; [6.] Erinnerung an die Schulden des Ks.; [7.] Hinweis auf seine treuen Dienste für den Ks.

Schloß Düsseldorf, 14. September 1510

Spätere Kop.: Duisburg, LandesA, Kleve-Mark Akten Nr. 66, fol. 7a-8b; Berlin, GStAPrK, I. HA, Repos. 35 B 15, Nr. 35.

Instruction desgienen, an der röm. ksl. Mt., unserm allergnst H., von myn, Wilhelms, Hg. zu Gülge, zue dem Berge, wegen durch Adrian von Brembdt geworben soll werden.

[1.] Gruß. Voirder ksl. Mt. vurzuegeben belangend den anschlag des lastgehalden reichstags zue Auspurg, das ich mich in dem und ander ungerne anders halden sult den as ein gehorsamer F. des Reichs ind sonderlicher zue geneigter ksl. Mt. Aber ich voige siner Mt. unterteniglich zu vernehmen, we ich, auch mein underdanen dysmails durch mancherley orsacke, doch in sonderheit, so der hylich [= Hochzeit] mit meiner lb. dochter [Hg.in Maria] nu in kurzen syn soll, mit geltgiffen mirklich beschwert syn ind nyt woil in der vermögenheit, dat geld darzulegen. Destminner nyt, dat ksl. Mt. mynenthalben gein nachteil erschient, so ist myn undertenig bitt, dat ksl. Mt. von den schulden, so ksl. Mt. mir zo doin syn, die somma gemelts anschlags zu Augsburg aufgain laßen wille gegen genogsamer quitanz, syn Mt. mir und ich wederum syner Mt. davon zu geben.

[2.] Item ksl. Mt. ferner zue berichten den articul der verwilligunge, beroerend myn dochter ind myn Ftt. ind lande, so ich na myn dode nalaissen würde, de von hl. Ryche lehenrorig syn etc.,1 dat mir vurkombet ind gewernet werd, myn dochter nyt genugsam versorget suld syn mit demgienen, as ksl. Mt. ich haren ind genzlich daran stellen. Bidden syn Mt. ich underdeniglich, mir in den sachen myner dochter ind lande vurscreven mit gnaden ind treuen zue raiden, wabey zuekunftig unwille, blutverstürzonge ind zurtrenonge, davon entstande, verhot mogen blyben.

[3.] Item ist an röm. ksl. Mt. myn, Wilhelms, Hg. obgenant, underdenige, dienstlige bidte, dat ksl. Mt. in behoff miner dochter ind myner lande ind underdenen einen verwilligungsbrief geben wille, darinnen sein Mt. bekennen ind geloeben, na mynen dode mynen lb. sohn [= Schwiegersohn] von Cleve mit mynen Ftt. ind landen desgenen, vom hl. Reich zue lehen roert, sonder indrecht zu belehen ind sulchen brief by gegenwartigen Adrian zu mynen handen oeber doin schicken.

[4.] Soll gedachter Adrian ksl. Mt. wyder ansagen ind zu kennen geben, dat wail myn höchste freude ind bitt geweist were, ksl. Mt. in eigener personen uf dem ehligen byligen myner lb. dochter hedte mögen [das folgende Wort ist unleserlich], ind so syn Mt. in der nehe geweist, wülde ich nyt underlaissen haben, derhalben syn Mt. anzuesuechen und zu bidten. So es aber nu de gescheften seiner ksl. Mt. in den mirklichen ir Mt. obliegenden sachen begeben ind syn Mt. verne von der hand syn, muß ind wille ich damit dismails gedulden.

[5.] Ouch soll Adrian von Brembdt der ksl. Mt. vurgeben, we unlengs hy zu lande eine gemeine fama ind geruchte geweist ind noch sy, dat myns besonder lb. H. ind neven, Ehg. Carls von Osterich ind Borgondien, suster [Ehg.in Isabella] den von Gelre zur hl. ehe haben sulde [vgl. Nr. 59]. 2 So dem an mich von den dingen nyt gelanget ist worden, dan allein von gemeiner famen und gerücht vorgerurt, so hain ich miner besonder lb. frauen ind muemen, frauen Margarethen von Osterreich ind Borgondien, douagiere [= Witwe] von Sophoyen, derhalben geschrieben luyt der schrift, davon copie hieby [liegt nicht vor]. Wan dan der obgenante hylich mit raide ind wissen ksl. Mt. vur sich gain sulde, so ist an sein ksl. Mt. myn underdenige bitte, den ergangen händelen ind verschryvongen nach mich ind myne lande in den dingen mit gnaden zu versorgen doin.

[6.] Item soll obgenanter Adrian myner schulde, soviel also mögelich, an ksl. Mt. von mynen wegen onderdenige erinneronge ind ermanonge doin.

[7.] Sonderlich ind voeren all sall dickermals Adrian von mynet wegen ksl. Mt. underdeniglich bidden, dat syn Mt. mit gnaden aensyn ind betrachten wilde myn getreuwes herze, ich zue seiner Mt. hain, daby mynen underdenigen, willigen dienst, ich mynes vermögens syner Mt. de zyt myns lebens alzeit gerne gedain hedte ind vortan gerne doin wilde, darom mir in obgedachter myner bidden mit gnaden gnediglich und guetwillig zu erschynen. Des bin ich schuldig ind in underdenicheit willig, mit allen gehorsamb gegen seiner Mt. understaen zu verdienen. Ind bidden vom allen obgemelt syner ksl. Mt. gn., tröstliche antwort, mich der vorder darna in dem besten zu richten. Geben in mynem schloß Duesseldorf auf den 14. tag des monats Septembris Ao. 1510.

Anmerkungen

1
 Im Verlauf mehrerer Jahrzehnte hatten Ks. Friedrich III. und sein Sohn Maximilian bzgl. der Erbrechte in Jülich-Berg eine Reihe widersprüchlicher Verfügungen getroffen. Zunächst hatte Ks. Friedrich am 16. Juni 1483 Hg. Albrecht von Sachsen als Gegenleistung für dessen Dienste in den Kriegen gegen Hg. Karl von Burgund und Kg. Matthias von Ungarn eine Anwartschaft auf die Hgtt. Jülich und Berg erteilt, wenn diese beim erbenlosen Tod Hg. Wilhelms von Jülich-Berg heimfallen würden, und für sich und seine Nachkommen versprochen, Hg. Albrecht oder seine Leibeserben damit zu belehnen. Druck: Lünig, Reichs-Archiv 5, S. 14; Regest: Eibl, Regesten 11, Nr. 536. Diese Anwartschaft hatte Kg. Maximilian 1486 auf Hg. Albrechts Bruder, Kf. Ernst von Sachsen, ausgeweitet und dabei ausdrücklich betont, daß die Lande in dem Augenblick ledig seien, in dem kein rechter männlicher Leibes- und Lehenserbe vorhanden sei. 1495 war beiden Hgg. vom Kg. eine Bestätigung ihrer sämtlichen Privilegien einschließlich der Eventualbelehnung mit Jülich und Berg erteilt worden. Ludolphy, Friedrich der Weise, S. 272f.; Ritter, Jülicher Erbfolgestreit, S. 4. Mit Urkunde vom 3. Februar 1496 hatte Kg. Maximilian dann allerdings Maria, die Tochter Hg. Wilhelms von Jülich-Berg, in bezug auf Jülich, Berg und Ravensberg für erbberechtigt und lehensfähig erklärt mit der Maßgabe, sich vor Antritt der Erbschaft mit denjenigen Personen zu arrangieren, denen Ks. Friedrich und er selbst Anwartschaften eröffnet hätten. Regest: Wiesflecker, Regesten II,1, Nr. 3746. Aufgrund dieser Begnadung war am 25. November 1496 die Eheabrede zwischen Maria und Hg. Johann III. von Kleve erfolgt. Am 4. Mai 1509 schließlich hatte Ks. Maximilian seine Verfügung von 1496 erneuert und dabei betont, daß Hg. Wilhelm, dessen Tochter und deren männliche Erben sie uneingeschränkt gebrauchen könnten. Sollte sein Vater, Ks. Friedrich III., zu seinen Lebzeiten irgendeine Expektanz, Zusage oder Verschreibung auf besagte Besitzungen ausgestellt haben, so sei diese kraftlos und der vorliegenden Freiheit zugunsten Hg. Wilhelms unschädlich. Duisburg, LandesA, Jülich-Berg Urkunden Nr. 1840, Kop. Druck: Lacomblet, UB, Nr. 500.
2
 In einem Schreiben aus Kleve vom 13. August 1510 (dynstdach nae Laurentii) teilte Hg. Johann II. von Kleve Hg. Wilhelm von Jülich-Berg mit, seine Gesandten, die am burgundischen Hof in der Heiratsangelegenheit sondiert hätten, seien zurückgekehrt und hätten die Kopie eines Heiratsvertrags in welscher Sprache mitgebracht, die er ins Deutsche habe übersetzen lassen und Hg. Wilhelm hiermit übersende. Der Vertrag müsse allerdings erst noch durch den Ks. gebilligt werden und sei diesem deshalb zugeschickt worden. Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 348, fol. 2, Orig. Pap. m. S.