Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Bei Bedarf militärische Durchsetzung der sächsischen Ansprüche auf Jülich-Berg, Anwerbung fremder Truppen anstelle des Einsatzes eigener Leute, erwartete rasche Einnahme von Jülich-Berg; [2.] Bemühen um Waffenhilfe der Hgg. von Braunschweig, des hessischen Regiments und anderer, Anwerben kriegskundiger Leute; [3.] Beobachten der französischen Truppenwerbungen in Böhmen.
Wurzen, 5. August 1512
Dresden, HStA, GR, Loc. 8800/1, fol. 170a-171b, Orig. Pap. (Vermerk fol. 169a: Als beyderseits meiner gnst. und gn. Hh. von Sachsen etc. rete auf dornstag nach Petri ad vincula [5.8.12] zu Wurzen beyeinander gewest, haben sie der gulchischen sachen halben sich einer meynung vereinigt, wie hierinne ligt. Actum Wurzen die quo supra Ao. etc. 12.)
[1.] Fürder haben vorbestimbte rete für gut angesehen, das Kff. und Ff. zu Sachsen yre gerechtikeit an den landen Gulich und Berg nit nachzulassen sey, und wu yr kftl. und ftl. Gn. durch rechtlich erkentnus, dahin es uberflussig zu ksl. Mt. und stenden des hl. Reichs gestelt ist, oder gutlicherweise leidliche entschaft nit erlangen mögen, sey yrn kftl. und ftl. Gn. zu unterstehen, angezeigte land mit der tat einzunemen, und das yr kftl. und ftl. Gn. nicht vil und nichts zu achten yrs eigen volks darzu gebrauchen, nachdem dy fern gesessen swerlich an ende, da sy müssen gebraucht werden, zu bringen sein, auch an denselben leuten mer dann an andern, dy man mit geld aufbringet, verlust steht und ander anfechtung halben ferlich ist, yrer kftl. und ftl. Gn. land mit leuten zu entplössen. So auch dy land besatzt, das volk darin ungebraucht bleibet, sey es yrn kftl. und ftl. Gn. trostlich, in zufelliger not berait volk zu finden. Und so yr kftl. und ftl. Gn. obbemelts fürnemens fügsam zeit ersehen, ist für gut geachtet, frembd volk durch hilf zuversichtiger freunde und uf yrer kftl. und ftl. Gn. geld zu versameln. Und ob wol zu bedenken ist, das zu verfürung angezeigts werks, mergliche anzal volks zu gebrauchen, not sey und vil geldes daruf gehen werde, dargegen ist bedacht, das diß werk kurz entschaft haben müß, dann so yr kftl. und ftl. Gn. oberhand behalden, in landen zu beharren, sey nit zweifel, alle festung leichtlich zu bekummen, nachdem der wenig zu erhalden darin begriffen sein, und ist vermutlich, das dise ding ufs lengst in dreien monden sollen zu ende sein.
[2.] Frembd volk zu bekumen, ist für gut geacht, das nu furder unverzüglich dy Ff. zu Brunswig in geheymer, fruntlicher weise ersucht und angelangt werden, Kf. und Ff. zu Sachsen uf yrer Gn. geld, so es yr notturft wird erfordern, tuglich volk, so mayst es wol muglich, ufzubringen, desgleichen bei den regenten zu Hessen, und umb hulf lauts der erbeynung auch zu vleissigen, das auch Gf. Ruprecht von Arberg [= Arenberg], der auch an den landen Gulch und Berge etwas gerechtikeit zu haben vermeint, und der von Renberg [= wohl Wilhelm von Rennenberg] durch ftl. handlunge in irer kftl. und ftl. Gn. dienste bracht werden, mit anzal etliches volks auf weiter ansuch irer kftl. und ftl. Gn. dinstlich und beistendig zu erscheinen. So dan das werk soll angefangen werden, ist bedacht, das man zuvor nicht lange zeit Kf. und Ff. zu Brandenburg auch umb hülfe ersuche, nicht allein nach inhalt erblicher eynung, sunder itzlich volk uf hochgnanter Kf. und Ff. zu Sachsen geld tuglich fußvolk yrn kftl. und ftl. Gn. auszurichten, desgleich bey bayrischen Ff., auch andern Ff., Gff. und steten, bey den sich willfarung zu trösten ist, zu fleissigen. Das auch kurz vor anfang des werks getracht werde, alles fußvolk, so in Nyderlanden und dergleichen landart sein wird, zu bestellen in scheyn, als ob man des wider den Gf. [Edzard] in Ostfriesland gebrauchen wolle, uf das der widerteil geschickt dinstvolk durch disen und ander wege, wie man ferner werd erdenken mügen, zu bekumen verhindert werde. Es ist auch unnot geacht, ytzunt weyter zu betrachten, wenn und wie, auch wu das volk zu versameln und zu gebrauchen sey und wie man sich allenthalben in diser sachen sol halten, sundern, so man diß werk furnemen will, das dann etliche des kriegs und diser hendel verstendig darzu verordent werden, durch der rat man den handel allenthalben besliessen und befurdern mag. Doch das dise ding alle in der heymlichsten weise, als es wol muglich ist, gehandelt und uf berait geld in merklicher summ getrachtet werde, doch in hoffnung, an diser sachen vil mit 100 000 fl. auszurichten.
Vilgemelte rete bitten unterteniglich, diß alles in gnaden zu vermerken, dann were in yrm vermugen gewest, bessers zu betrachten, daran solde fleis und guter wille nit gespart sein.
[3.] Als auch ytzund vorhanden ist kgl. durchleuchtigkeit in Frankreich ein merklich volk im Kgr. zu Behaimen, ist bedacht, das kftl. und ftl. Gn. zu Sachsen darauf zusehen und derwegen allen yrn undertanen, mit bester rüstung in gereitschaft zu sitzen und das sie sich auch aus yrer kftl. und ftl. Gn. landen an andere dinst nicht wenden, ufs furderlichst nach inhalt begriffner notel anzuschreiben sey.