Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Absage des geplanten Rätetages in Arnstadt durch Landgf. Wilhelm; [2.] Ablehnung der vom Landgf. erbetenen Unterstützung seiner geplanten Klage gegen das hessische Regiment auf dem bevorstehenden Reichstag.

ohne Ort, [Ende März 1512]1

Weimar, HStA, EGA, Reg. A Nr. 199, fol. 62a-63b, Konz.

[1.] Gruß. Lb. oheim, in vorzeiten haben uns eur lieb geschrieben [Schreiben liegt nicht vor] und gebeten, derselben einen tag zu ernennen, dahin eur lieb dy yren zu uns ader den unsern schicken wolle, euer lieb meynung horen zu lassen. Darauf wir euer lieb zu freuntlichem gefallen einen tag mitwoch nach dem suntag judica negstverschinen [31.3.12] gein Arnstedt ernant, auch die unsern zu besuchung desselben verordent. Nachvolgent ist uns ein schreiben, welchs datum suntags letare [21.3.12] heldet, zukumen. Darin euer lieb anzeigt, aus was ursachen dieselb sich beswert geachtet, berürten tag zu beschickena. Weyl aber euer lieb, denselben tag zu beschicken, ungelegen gewest, lassen wir auch dobey, dann euer lieb in solchem unsern freuntlichn und genaigten willen vormerkt.

[2.] Nach dem auch euer lieb in yrem schreiben vormeldet, wie röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., euer lieb zu angesatztem reichstag, dy gebrechen, euer lieb belangent, zu erscheinen, erfordert, und wo sich dy sachen bey yrer Mt. vorzihen würden, das euer lieb bedacht, durch euch oder die euern alle stende des Reichs anzurufen, euer lieb gegen ksl. Mt. zu verbitten, einsehens zu haben etc., darumb euer lieb uns mit ermanung unser pflicht umb zuschickung unser rete ersucht. Nu wissen wir, das durch uns euer lieb zu solcher suchung gar kein ursach gegeben. Dann uns als den freunden ist bis anher nit wenig zu herzen gangen, das sich euer lieb dahin hat bewegen lassen, sich aus dem Ft. Hessen zu begeben,2 in ansehung, das ksl. Mt. hievor euer lieb halben einen abschiet furgewendt, den wir, Hg. Friderich, in aigner person von unser aller wegen als vormunder von yrer Mt. zu Gengebach entpfangen.3 Darauf wir auch unseumlich bei den regenten zu Hessen verfügt, demselben abschied gehorsamlich nachzugehen, darin auch unser oder yrn halb kein mangel erschinen were. Und wo euer lieb noch solchem abschied volg teten, wie ungezweifelt ksl. Mt. meynung nit anders ist, solte bei uns als den vormündern, auch den regenten nochmals daran nit erwinden, als es euer lieb angezeigt. Darumb wir von unnöten achten, euer lieb unsere rete zu solchem tag zu schicken.b Damit wer auch billich unterlassen blieben, uns unser pflicht halb, darin wir gegen euer lieb stehen sollen, zu berüren, denn an rum haben wir uns bis anher gegen den, so wir mit pflichten verwant, also erzaigt, das uns mit keiner billikeit aufgelegt werden mag anders, dann das wir, wie frumen Kff. und Ff. aigent, erfunden worden sint. Wir haben aber euer lieb in solchem wol entschuldigt und messen diß und anders denen zu, dy mer in naigung, ynen zu vortail dem Ft. Hessen widerwertikeit zu erwecken. Dann nach euer lieb gedeihen zu trachten, wo sich auch dieselben zu diesem und anderm, damit sy uns an grund zu suchen unterstehen, bekennen und uns vormeldt würden, wolten wir uns auch mit zimlicher erzaigung vormerken lassen. Und ist unser freuntlich bit, euer lieb wollen diß alles nit unfreuntlich vormerken, dann wir zu derselben euer lieb wolfart und gedeihen alzeit genaigt sein. Datum.

Anmerkungen

1
 Der Brief ist die Antwort auf das im Text genannte (nicht vorliegende) Schreiben Landgf. Wilhelms vom 21. März 1512.
a
 Folgt gestrichen: mit vormeldung, wie ksl. Mt., unser allergnst. H., euer lieb zu angesatztem reichstag erfordert. Aldo euer lieb yre sachen weiter anzuregen bedacht etc., wie dann dieselb euer schreiben weiter in sich heldet. Haben wir nach der leng horen lesen.
2
 Bereits am 12. März 1511 waren Landgf. Wilhelm d. Ä. und seine Gemahlin Anna mit 60 Pferden in Spangenberg aufgebrochen, um an den ksl. Hof zu ziehen. Seither hatte das hessische Regiment immer wieder ihre Rückkehr nach Hessen gefordert. Vgl. Armbrust, Anna von Braunschweig, S. 28; Scheepers, Regentin, S. 124.
3
 Vom 9. April 1511. Regest: Glagau, Landtagsakten, Nr. 49/C S. 148.
b
 Folgt gestrichen: Wo es aber sachen belanget, dy euer lieb zu wolfart gemaint, wolten wir uns mit zuschickung oder anderm gegen euer lieb als dy fründ erzaigen. Darumb wir uns versehen wollen, euer lieb werde sich solhs ansuchens gegen den stenden enthalden und nochmals ksl. Mt. abschied gehorsam [sein].