Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Hilfeersuchen Landgf.in Annas an den Ks. und die Reichsstände in ihrem Konflikt mit dem hessischen Regiment, Auftrag des Ks. an seine Räte zur Fortsetzung der Vermittlung; [2.] Vorschlag zur Zahlung von 2000 fl. durch das Regiment für den Unterhalt Landgf. Wilhelms in Oppenheim; [3.] Aufforderung zur Zahlung des Geldes, Ankündigung eines erneuten ksl. Vermittlungsversuchs.

Trier, 26. Mai 1512

Dresden, HStA, GR, Loc. 8675/1, fol. 302a-303b, Kop.

[1.] Gruß. Die durchleuchtige, hochgeborne F.in, frau Anna, geborne Hg.in zu Brunsweig, unsers gn. H. Landgf. Wilhelms [d. Ä.] zu Hessen gemahel, unser gn. frau, hat der röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., auch den stenden des hl. Reichs, so yetzo hie sein, für sich selbst und anstat ires H. und gemahels ir unvermögen, mangel und geprechen, so sye und ir beyder kinder [Mathilde und Elisabeth] irer underhaltung und leibsnarung halben ein lange zeit gehebt, mit groser trübsal und beschwerung anzeigt und umb gn. hilf underteniglich, auch die gedachte stende des Reichs ir ksl. Mt., domit ir ksl. Mt. obgemelten F. und F.in, auch ir kinder in gn. befelh haben und hirinnen fürsehung zu tuen, mit allem vleiss und ernst ersuecht. Darauf dann die ksl. Mt. angefangen hat zu handeln. Dieweil aber ir ksl. Mt. aus treffenlichen ursachen, in ir Mt. Niderland zu ziehen, erhebt, hat ir ksl. Mt. uns ganz ernstlichen befolhen, mit den gesanten des Ft. Hessen, so auf disen reichstag von euch verordent sein, und, ob not sein würde, mit den stenden des hl. Reichs zu handeln.

[2.] Haben wir als die, so gern widerwillen, unlust und andern nachtail, so daraus erwachsen möcht, vermiten sehen wollten, anfenglichen mit denselben euern gesanten in gegenwurt der Kff. und Ff. von Sachsen geschigkten botschaften, so auf disen reichstag von iren Gn. verordent sein, der gemelten unser gn. frauen von Hessen beschwerungen und clagen, auch ksl. Mt. befelh fürgehalten und inen darneben endeckt, das uns die gedacht Landgf.in auf disem tage mit grosser beschwerde anzeigt habe, dieweil iren Gn. und auch derselben gemahel in langer zeit kein gelt ader underhaltung verfolgt habe, so haben sy beyde zu irer und desselbigen irs gemahels und kinder leibsnarung ein suma gelts aufbracht, auch etliche schulden gemacht und bey merglichen penen, auch bey iren eren, treuen und glauben mitsambt etlichen andern, die ir mitbürgen und mitschuldener worden sein, auf nechstkünftig pfingsten [30.5.12] zu bezalen, vorschriben haben, und wo sye solh bezalung nicht tun, das sye dann umb ir vertrauen und glauben komen und darumb an irer leibsnarung grossen mangel leyden werden, mit andern vil mehr anzaigungen und beschwerungen, die euch der canzler bemelts Ft. zu Hessen [Herting Schenck] weiter anzaigen wirdet. Darauf uns die gedachten der Kff. und Ff. von Sachsen, auch euer gesandten angezaigt, das sye von iren Ff., auch von euch diser sachen halben mit keinem befelh ader gewalt abgefertigt. Deshalben inen beschwerlich sey, sich in einiche handlung einzulassen, seyen aber erputig, solhs an iren Ff. und euch gelangen zu lassen. Darauf haben wir denselbigen gesanten abermals angezaigt, daz unser guetbedunken were, dieweil die gemelt Landgf.in genzlichen des willens ist, sover ir kain underhaltung ader hilf getan, das sye sich als morgen [27.5.12] hie erheben und den nechsten zu ksl. Mt. in die Niderland zu ziehen, ire Mt. solhe beschwerungen weiter anzuzeigen, das dasselb mit den besten fuegen fürkomen würde. Und [haben] mit den obgedachten geschigkten vil und mancherlay, das zu hinlegung solicher handelung dienet, und zuletzst darvon geredt, daz gedachtem Landgf. Wilhelmen und seiner gemahel ytzo und von stund an durch euch 2000 fl. rh. par gegeben und dieselbigen auf montag nach dem hl. pfingstag [31.5.12] gein Oppenheym in die stadt geschigkt, und das von ksl. Mt., auch euch als die regenten zwen verordent würden, die sich aller schulden lauter und clar erkundten und solh 2000 fl. rh. allein auf die schuldner ader die, so inen solich gelt geliehen ader in erbern darlegen dargestreckt haben. Auf solhen unsern furslag haben die vorangezaigten geschigkten uns abermals anzaigt, das sye aus vor angezaigten und andern beweglichen ursachen euch schreiben und aller handelung nach lengs berichten wollen, als sy, auch des Ft. zu Hessen canzler, der dann auf heut dato [26.5.12] von inen abgevertigt ist, eigentlichen berichten wirdet.

[3.] Und ist demnach in namen ksl. Mt., unsers allergnst. H., fleissig und ernstlich begeren an euch, das ir auf solhe vor angezaigte handlung, auch auf die reden und disputation, so wir mit den gedachten der Kff. und Ff. von Sachsen reten gehabt und inen alles unser guetbedünken, daz wir inen dann getreuer maynung getan, angezaigt haben, euch ksl. Mt. zu sonderm undertenigem gefallen guetwillig und dermassen halten und erzeigen und den bemelten Landgf. und seinem gemahel in irer underhaltung solhe 2000 fl. rh. auf obangezaigt zeit zu geben verordnen und verschaffen und euch darin dermassen halten und erzeigen, daraus ksl. Mt. euern gueten, undertenigen willen spüren mag und furter von dem Landgf. und seiner gemahel nit angelangt werde. So ist die ksl. Mt. der gn. maynung, die sachen auf den ersten tag dits monats Julii nechstkunftig fur sich zu erfordern und darin zu handeln, damit die sachen guetlichen hingelegt und vertragen werden. Das wollten wir euch nit verhalten. Geben zu Trier am 26. tag des monats May Ao. domini etc. im 12. jaren.