Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ersuchen Hochmeister Albrechts an Ks. und Reichsstände um Hilfe gegen Polen; [2.] Allgemein gehaltene Antwort des Ks.; [3.] Dessen Erlaubnis zur Teilnahme des Hochmeisters an einer Versammlung der Gebietiger des Deutschen Ordens in Koblenz; [4.] Hilfeversprechen des Deutschmeisters; [5.] Vergebliches Bemühen um eine konkrete Zusage von Ks. und Reichsständen; [6.] Erneutes Hilfeersuchen an den Ks., dessen Wünsche für das weitere Vorgehen; [7.] Abreise des Hochmeisters vom Reichstag unter Zurücklassung Ludwigs von Seinsheim; [8.] Hilfeersuchen an den Adel; [9.] Entschluß Albrechts zur Reise nach Preußen.

ohne Ort, 18. August 1512

Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 19 563, Orig. Pap. (Vermerk: Durch den H. comptur von Osterrode anbracht mitwochen nach assumptionis Marie 1512 [18.8.12]).

Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta 3, Nr. 19563.

[1.] Der Hochmeister ist zusammen mit seinem Bruder Mgf. Kasimir auf den Trierer Reichstag gekommen und hat dort dem Ks. und den Reichsständen die nunmehr auf ihn übergegangenen Konflikte zwischen dem Kg. von Polen und seinem verstorbenen Vorgänger im Hochmeisteramt (Friedrich von Sachsen), das Ergebnis der Thorner Verhandlungen sowie die durch Bf. Hiob von Pomesanien im Auftrag des polnischen Kg. überbrachten Vorschläge1 ausführlich dargelegt und darum gebeten, ihn mit Rat und Hilfe nicht im Stich zu lassen, damit er gemeynes adels und hohen und nidern stenden teutzscher nacion ir anerbt vaterland zu Preussen mugen und konnen vertedigen. Dan sein ftl. Gn. konnen sich nicht lenger, wie bisher in das 14. jare geschehn, durch seyner Gn. und des ordens macht der bedrenglikeit und macht kgl. wird und cron zu Polan ufenthalten, wie euer wird aus diser vorzeichnus [wohl Nr. 1342] klerlichen zu vernemen habe.

[2.] Auf dietz antragen ist sein ftl. Gn. keyne andre antwort gefallen, dan das die röm. ksl. Mt. in fleislicher und emsiger arbeit stehe, sich mit den stenden des hl. Reichs zu vereynigen. Dardurch meynem gnst. H., dem hoemeister, wu sich sein ftl. Gn. wie ander Ff. zu dem röm. Reich tun wurd, geholfen sold werden. Sobald sich ire Mt. mit den stenden vereynigt, solt alsdan sein ftl. Gn. eyn gn., trostliche und nutzliche antwort gefallen. Dieser antwort hat sich meyn gnst. H. benugen lassen und erboten, wo sein ftl. Gn. geholfen würde, wolle sich sein ftl. Gn. aller billikeit halten.

[3.] Nach etzlichen tagen hat meyn gnst. H. die ksl. [Mt.] berichten lassen, wie sein ftl. Gn. eynen tag in diser grossen sachen mit dem erwirdigen meynem gn. [H.], dem meister teutzscher und walischer land [Johann Adelmann von Adelmannsfelden], und seiner Gn. landcompter und ratsgebietgern zu Cobelenz angesatzt habe, dorumb die ksl. Mt. umb erlaubnis zu demselbigen tage underteniglich gebeten. Das haben sein ftl. Gn. erlangt mit bevel, das sich sein ftl. Gn. auf forderlichst wider zu seyner Mt. verfugen wolle.

[4.] Auf dem tag zu Cobelenz hat meyn gn. H., der hoemeister, mit meinem gn. H., dem meister teutzscher land etc., in dieser sache dermaß gehandlet [vgl. Nr. 1343], nachdem sein ftl. Gn. aus der gegebnen antwort zu Cracau verstehn, das kgl. Mt. und wird zu Polan uf dem recess, zu Thorn g[e]schehn, beharn, besorget sich sein ftl. Gn., wo sein ftl. Gn. nicht nach laute desselbigen recess handlen, eyns uberfals und krigs von der kgl. wird zu Polan. So dasselbig g[e]schehn würd, was alsdan meyn H., der meister, mitsampt dem teutzschen gebiet bey seinen ftl. Gn. zu tun gedechten? Darin sich allerley handlung begeben hat, doch entlich und beschlißlich, wo die not sein ftl. Gn. anfechten würde, so wolde meyn H., der meister, mit dem teutzschen gebiet seinen ftl. Gn. 200 gerüster pferde und 800 zu fusse jars und tag auf iren kosten halten. Dieser antwort haben sein ftl. Gn. gnediglich bedankt und meynen gn. H., den teutzschen meister, gebeten, das sein Gn. mit seinen ftl. Gn. wider ken Trier zeuhe. Das hat meyn H. meister meinem gn. H. zugesagt und ist des andern tags nach seinen ftl. Gn. aufg[e]west zu Cobelenz.

[5.] Als ir beyder Gn. kegen Trier kommen sein, hat meyn gnst. H. mitsampt meynem H., dem meister, noch der antwort bey der röm. ksl. Mt. und stenden des hl. Reichs solicitiert, aber keyne erlangt.

[6.] In dem haben sich ksl. Mt. sachen geschickt, das sich ir Mt. von dem reichstag zu Trier hat wollen begeben. Sobald dasselbig meinem gn. H. zu wissen wurden, hat sich sein ftl. Gn. zu ksl. Mt. verfuget und widerumb auf das neue ir Mt. underteniglich gebeten, das ir Mt. gnediglich bedenken wolde, das dieser sache nichts dan die eyle sey. Und sunderlich, nachdem die kgl. Mt. und wird den tag auf Johannis baptiste [24.6.12] angesatzt hat, besorget sich sein ftl. Gn., wo sein ftl. Gn. denselbigen tag, wie vorgenomen, nicht besuche, das kgl. wird zu Polan sein ftl. Gn. lande zu Preussen mit eyner gewalt uberfallen werde, der sich seiner ftl. Gn. macht nicht wüste aufzuenthalten. Darauf seiner ftl. Gn. wie vor antwort wurd, ir ksl. Mt. haben sich noch nicht mit den stenden vertragen, sobalde dasselbig gschehe. Wo sein ftl. Gn., zu warten derselbigen antwort, beschwerung truge, so wolte seyn ksl. Mt. seynen ftl. Gn. heymzuziehen erlauben, doch das sein ftl. Gn. seyner Gn. rete, diser antwort zu warten, dolasse. Des tages halben gfiele seyner Mt., das sein ftl. Gn. kgl. wird schreibe, nachdem seyn kgl. wird meyns gn. H. Mgf. Casimir zu dem tag begeren, das derselbig mit gescheften des hl. Reichs aus bevehl der röm. ksl. Mt. beladen werde, die sein Gn. verhindern und auch die zeit seinen Gn. zu kurz würd, das auch mein gn. H. Mgf. Casimirus darneben schreibe und sich kegen kgl. wird erbiete, so der tag auf Martini [11.11.12] erstreckt werd, das sein Gn. gerne der sachen zugute komen wolde. Es hat sich auch sein Mt. erboten, wo man es vor gut ansehe, neben diser schrift auch an kgl. wird zu schreiben.

[7.] Hyrauf hat meyn gnst. H. von ksl. Mt. seynen abschid genomen und dornach bey eynem itzlichen F., mit underteniger und freuntlicher bitt, dise sache in gn. und freuntlichem bevehl [zu] haben, und H. Ludwigen von Sainsheym, compter der baley Coblenz, auf die antwort zu warten, bey der versamlung gelassen, mit dem bevehl, wo die antwort untrostlich viel, das sich doch seyne ftl. Gn. nicht verhoffen, das dan H. Ludwig eyne gemeyne protestacion tun soll.

[8.] Es hat auch sein ftl. Gn. gemeynem adel diese handlung wie ksl. Mt. und den stenden erzelen lassen, mit begirde, umb hilfe anzusuchen lassen. Bey welichem vortragen H. Wendt von Eylenburg [= Eulenburg] gwest ist. Derhalben sich meyn gn. H. vermut, H. Wendt werde solichs nicht alleyn bey sich bleiben lassen und behalten. Als[o] darumb mein gn. H. in seyner ftl. Gn. andern mitregenten und euren wirden rat gstelt will haben, ob es nicht gut seyn sold, das man etzlichen, die meynem gn. H. loblicher gedechtnus mit rats- und eidspflichten verwandt gwest seint, verschribe und diese sachen glymplich vorhalte.

[9.] Als sein ftl. Gn. kegen Anspach kommen ist, haben sein ftl. Gn. in rat funden, das sich sein ftl. Gn. zu seyner ftl. Gn. land und leut begeben soll. Darauf sein ftl. Gn. H. Heynrichen von Miltitz zu kgl. wird geschickt hat, bey seiner Mt. zu erlangen seiner ftl. Gn. eynzug [Nr. 1350 [3.]]. Derhalben seiner ftl. Gn. beger und bevehl, das sich seiner ftl. Gn. regenten auf seiner ftl. Gn. zukunft mit aller nottorft versehen. [...] Also vil ungeferlich hat der hochwirdigst, hochgeborne F., mein gn. H., der hoemeister etc., mir bevolhen, seiner ftl. Gn. anzutragen.

Anmerkungen

1
 Vom 19. Dezember 1511, Nr. 1329 Anm. 5.