Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Dringliches Ersuchen Landgf.in Annas von Hessen und der ksl. Räte an sie um Unterstützung gegen das hessische Regiment; [2.] Übersendung eines ksl. Schreibens.

[Trier], 6. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 237a u. b, Kop.

[1.] Gruß. Gn. F. und H., wir bitten euer ftl. Gn. undertenig zu wissen, das wir alhier von der alden Landgf.in fast angefochten, die sich vor ksl. Mt. und den stenden des Reichs irs armuts hochlich beclagt und nu in abwesen ksl. Mt. seiner Mt. rete fast anlauft und uns angezogen, mit irer Gn. in handlung zu begeben. Das wir uns, nachdem wir des keinen bevelh haben, bishere geeussert und von wegen euer ftl. Gn. erbietung getan, das euer aller ftl. Gn., dem ksl. abschied, zu Gengebach aufgericht,1 nachzugehn, willig. Es haben aber die ksl. rete, das wir uns des handels geeussert, ein grosse beschwerung gehabt und es dovor geacht, das man die Landgf.in und ire gemahel wolde der sachen müde machen, das sie müsten zum kreuz kriechen. Das ksl. Mt. nicht leydlich wer zuzusehen, dann die arme F.in sampt irem gemahel und kindern hetten nichts, dovon sie geleben konden und müste sich also des bettelbrots behelfen, und ksl. Mt. hette ir selbst 500 fl. furgestreckt. Und so sie sampt irem gemahel und kindern von Oppenheym hette sollen kommen ader gelassen werden, so hette sie die zerung, die sie des orts schuldig, auf pfingsten [30.5.12] auf einreyten und ftl. wirden zu bezalen verpinden und zusagen müssen. Und an uns gesonnen, dieweil wir keinen bevelh hetten, wir wollten doch bey den regenten vlessigen, das sie zu entrichtung der schult zu Oppenheym 2000 fl. darstrecken ader aus derselben schuld ire schuld daraus machen, auf das die Landgf.in ksl. Mt. in das Nyderland nicht dorft nachraysen und das ungeberde, wie sie alhie geubt, im Nyderland vor frau Margrethen und andern Hh. des orts nicht dorft uben [vgl. Nr. 1224 [2.], [3.]]. So wolten sie auch daran sein, das deste furderlicher tag angesetzt, domit die houptsache dest sleuniger zu ende mocht loufen, als wir uns versehen, zu diser zeit angesetzt ist. Derhalben so haben sie uns bewogen, den regenten zu Hessen zu schreyben und zu empieten, was an uns gelangt ist, und bedacht, das doch entlichen dise schuld durch die regenten muß bezalt werden, und ye lenger verzogen, ye mehr schadens darauf wechst. Darzu so wirdet etlicher maß, als wir gewarnet werden, practicirt, das ksl. Mt. den Landgf. [Wilhelm d. Ä.] zu seinen handen und verwarung nehmen solte. Daraus entlichen euer aller ftl. Gn. vil unlusts erwachsen möchte. Darum wir nicht ungern gesehen, das dise kleyne schult auf bett der ksl. rete were entricht worden ader noch möcht entricht werden. Des aber die regenten einen hindergang an aller euer ftl. Gn., als inen gezymt, genomen. Darumb so haben wir euer ftl. Gn. alle dise umbstende, das euer ftl. Gn. deste statlicher zu beratslagen haben, nicht verhalten noch bergen wollen.

[2.] Auch hat uns H. Ciprian von Serntein disen hiebeygelegten ksl. brive [Nr. 1167] uberantwort, euer ftl. Gn. denselben weyter zu behenden. Dann euer ftl. Gn. in aller undertenigkeit vil zu dienen, befindet uns euer ftl. Gn. ganz willig. Datum sontags trinitatis Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Vom 10. April 1511. Regest: Glagau, Landtagsakten, Nr. 51.