Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Ankündigung einer zweiten Handlungsvollmacht für die Gesandten, Weisungen für ihre Verwendung; [2.] Vermittlungsangebot der Kff. in der Erfurter Streitsache trotz des laufenden Rechtsverfahrens; [3.] Weisung, auf die Widersprüchlichkeit dieses Vorgehens aufmerksam zu machen; [4.] Auftrag zu weiteren Bemühungen im Jülicher Erbstreit.
Torgau, 27. August 1512
Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 8800/1, fol. 180a u. b (Vermerke fol. 181b: Diese antwort hat Hg. Friderich alleyn an die rete zu Collen getan; darunter: Registrata); Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 313a-314b (Kanzleivermerk fol. 314b: Zu Torgau abgefertigt am 27. tag Augusti Ao. domini 1512).
[1.] Gruß. Vesten und hochgelerten, lb. getreuen und rete, wir haben euer schreiben, des datum steht zu Cölln vigilia St. Bartholomei [23.8.12, Nr. 1632], in der vergangen nacht hie zu Torgau abwesens unsers lblibra (Pfund) . brueders, Hg. Johannsen, empfangen. Und wiewol wir genaigt gewest, dasselb euer schreiben an gedachten unsern brueder und unsern lb. vedtern, Hg. Georgen, gelangen zu lassen, so hat es doch eyl halben nit sein mögen. Wir geben euch aber gn. maynung darauf zu erkennen, das unser brueder, vedter und wir euch heut acht tag von hie aus geschriben [Nr. 1631], wie ir ab eynligender copeyen vornemen werden, darbey auch ein memora [Nr. 1121], daran unsers vedtern, Hg. Jeorgen, und unser insigel hangen, zugeschickt. Daraus ir allenthalben unser maynung vornemen werdt. Wo euch aber solhe brief und besigelte memoran nicht zukomen wer, aus dem, ob villeicht ein pot nidergeworfen, krank worden oder ein ander unfall zugestanden, so möcht ir das auf euch nemen, wie hoch ir sollt, das es geschigkt worden ist. Ab aber solichs auch nicht wolt angesehen werden, so schicken wir euch hierin ein ander memorian [liegt nicht vor] under unserm, Hg. Friderichs, insigel allein, weil unsers vedtern sigel also eylend nicht hat mögen erlangt und zu handen bracht werden. Das wollet, wu euch das ander nit zukomen, zu einer gewald gebrauchen, mit anzaige, das die andern, als unser bruder und vedter, unsers sigel hierzu mitgeprauchen. Ob euch das erst memoran zukomen, wie wir uns vorsehen, und euch etwas furfallen würd, darzu des ytzigen zu geprauchen not were, so wollet es nit underlassen und die sachen darauf zum besten vleissigen und ye acht haben, das die sach nit anhengig gemacht werde, aus ursachen, wie ir selbs zu bedenken ha[b]t. In dem tut ir uns sonders gefallen.
[2.] Wir schicken euch auch hirmit copeyen, wie die drey Kff. Cölln, Trier und Phalz an uns geschrieben [Nr. 1117], mit bit, ine handels zu gestatten, dabey auch, was wir ine zu antwort geben haben [Nr. 1123]. Weyl nu hier bey uns guetlich handlung gesuecht, die doch laut der Kff. schreiben Meinz gewilligt hat, und darüber bey euch urtail gesprochen und wir ausgeruefen worden, so habt ir wol zu bedenken, wie man mit uns umbgeht. Und begeren, ir wollet solichs wider Meinz zu unserm glympf furwenden, mit fugen, wie ir zu tun wist. Dann wu wir guetlich handlung irem suechen und begeren nach gewilligt hetten, so ergiengen gleichwol nichtsdestweniger urtail wider uns. Ab solichs nicht fur ein beschwerung zu achten, ist wol zu ermessen.
[3.] Wir geben euch auch zu erkennen, das wir gestern, dornstag [26.8.12], der Kff. boten, der ein fueßbot ist, alhie haben abfertigen lassen. Und wiewol diese unser schrift, ab Got will, euch ehr dann den Kff. unser antwort zukomen wird, derhalben sye noch nicht wissen, was wir auf ir schreiben willigen ader abslagen werden, so ist uns nicht wenig befrembdlich, das sye urteil wider uns sprechen sollen. Das werdet ir zu unserm glimpf wol anzuzaigen wissen, domit man hör, wie mit uns gehandelt und ganz unbillicherweis wider uns geurtailt und wir ausgerufen werden. Das haben wir euch in eyl nicht verhalten wollen. Darauf ir die sach wol zum besten werd zu vleissigen wissen. Und tut uns daran zu gefallen. Datum Torgau am freytag nach St. Bartholomes des aposteln tag Ao. etc. 12.
[4.] Zedel: Als auch ir, Wolf von Weisbach und Cesar Pflug, ritter, geschriben [Nr. 1632 [6.]], wie ir in der gulchischen sachen bey ksl. Mt. solicityrt habt, haben wir zu gefallen von euch vermerkt und begeren, ir wollet furder anhalten und vleyss furwenden, damit ir endlich antwort erlangt. Daran tuet ir ungezweifelt unserm brueder, vettern und uns guets gefallen. Datum ut supra.