Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Organisatorische Probleme bei der Vorbereitung seiner Reise nach Preußen und bei der Erlangung der Antwort der Reichsstände auf das Hilfeersuchen des Hochmeisters; [2.] Weigerung des Koadjutors von Fulda zur Teilnahme am Krakauer Schiedstag; [3.] Vorrang der ksl. Antwort auf das Hilfeersuchen des Hochmeisters vor der Antwort der Stände; [4.] Ausbleiben Dr. Lupfdichs.
[Köln], 31. August 1512
Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 19 571, Orig. Pap. m. S.
Teildruck bzw. Regest: Joachim, Politik, Nr. 56.
Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta I,3, Nr. 19571.
[1.] Gruß. Gnst. H., ich hab eur ftl. Gn. schreiben [liegt nicht vor] entpfangen und lesend verstanden, und so eur ftl. Gn. begert, ich bey eur ftl. Gn. zu erscheynend uf negst unser lb. Frauentag [8.9.12] zu Onelzpach [= Ansbach], das wurd morgen uber acht tage, geschickt und gerust zu seyn, mit eur ftl. Gn. gegen Preussen zu zyhen. Nue sollen es eur Gn. davor haben, das ich solchs zu tun ganz willig, auch schuldig. Ich kan aber dy kurz zeyt nicht ereichen, angezeigter unser lb. Frauentag zu Onelzpach seyn, aus volgend ursachen:
Als[o] mich eur ftl. Gn. in vergangen tagen bewarnet hat, mich zu rusten und, wann mir eur ftl. Gn. schribe, das ich geschickt solt seyn. Und dyweyl mir eur ftl. Gn. zu erkennen gab, das eur Gn. H. Heinrich von Miltitz zu der kgl. wierd zu Polan geschickt, eur ftl. Gn. zu erlangen, das der eynzuge eur ftl. Gn. gegen Preussen gestattet würde, dis hatt ich eyn zweyfel bey mir, ob dy kgl. wierd eur ftl. Gn. solchs würde zugeben, vor orterung des tages zu Krakau zu andern. So hab ich mich genzlich versehen, eur ftl. Gn. würde vor Michaelis [29.9.12], ab eur ftl. Gn. schon dy zulassung erlanget, nicht auszyhen, des vermutens, eur ftl. Gn. wurd den negsten nach Preussen und mein gn. H. Mgf. Kasimirus den negsten gegen Krakau. Und nachdem, als mir eur ftl. Gn. dy warnunge negst zuschreib, hatt ich gleich dy sommercleydung getan, das ich derhalb nicht eylet mit der cleydung eur ftl. Gn. uberschickten muster, der vermeynunge, ich würd es ufs mynst eyn acht tagen, ehe ich aus solt zyhen, wissens haben. Dyweyl ich sonst an harnisch und anderm geschickt, so hett ich dy cleydung wol fertigen mogen, und derhalb stillgestanden. So aber eur ftl. Gn. in rat befonden, erstlich mit meynem gn. H. Mgf. Kasimirus gegen Preussen und seyn ftl. Gn. von dannen gegen Krokau, kan ich wol abnemen, das eur ftl. Gn. mir solchs nicht zeytlicher verkonden mogen. Und eur ftl. Gn. konnen ermessen, das ich dy cleydong in 5 tagen nicht wol fertigen kan. Und so ich sy itzt gemacht hett und aller dinge gerust und morgen [1.9.12] solt auszyhen, so kont ichs doch nicht er[r]eyten. Eur ftl. Gn. kan auch wol abnemen, dyweyl ich mich angeben hab von eur ftl. Gn. wegen, auf das beswerlich vortragen zu Trier der antwort soll erwarten und dy entpfangen, solt ich also davon scheiden, hetten eur ftl. Gn. leichtlich zu ermessen, was nachgedenkens solchs bey der ksl. Mt. und dem Reich würde haben. Und also darum wollend eur ftl. Gn. mich aus allen obangezeygten ursachen mit gnaden entschuldigt haben, das mir nicht moglich, uf itzt unser Frauentag bey eur ftl. Gn. zu Onolzpach mag erscheynen. Und nachdem man sich mit der ksl. Mt. aller dinge verglichen hat und nuemere uf dem abschyde zu begreyfen steet, an alleyn, das ir Mt. begert, das Kff. und Ff. und dy stende sollen 8 rete haben bey der ksl. Mt. am hofe, seyn irer Mt. zugelassen, aber ire Mt. will sy vor dem abschide benent haben. Stest sich bey den Kf. botschaften, dy sich besweren, hynder iren Hh. zu benennen. So das verglichen were, so will ich mich genzlich versehen, ich werd dy antwort in beywesen der ksl. Mt. haben und erlangen. So will ich mit der cleydung eylen und mein weg nemen den negsten nach Leipzk, zu eur ftl. Gn. zu komen.
[2.] Item röm. ksl. Mt. hat mit dem coadiutor Fulde [Burggf. Hartmann von Kirchberg] selbst gehandelt, von irer Mt. wegen uf Martini [11.11.12] zu Krokau zu seyn, und im alle hynderstellig anschlege wollen erlassen. Ist erstlich willig gewest, nachvolgend gar abgeschlagen.
[3.] Es hat ksl. Mt. von mir begert, das ich bey den stenden nicht soll uf eur ftl. Gn. antwurt dringen, bis ire ksl. Mt. ire entlich antwort hab, mit der undericht, eur ftl. Gn. anligen mus durch den trychter irer Mt. antwort gegossen werden.
[4.] Dr. Luftich kan nicht komen. [...] Eur ftl. Gn. alzeyt undertanige und schuldig gehorsam zu leisten bin ich zu tun ganz willig. Datum dinstag nach Bartholomei im 12.