Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Seine Audienz beim Ks., dessen Bereitschaft zur Ausfertigung von Briefen gemäß den Entwürfen des Hochmeisters, Andeutung einer möglichen ksl. Unterstützung für den Deutschen Orden; [2.] Widerstand des Ks. gegen Seinsheims Reise nach Preußen, Forderung nach Übernahme des Amtes als Reichsrat; [3.] Bitte um weitere Weisungen.
Köln, 16. September 1512
Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 19 579, Orig. Pap. m. S.
Teildruck bzw. Regest: Joachim, Politik, Nr. 57.
Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta I,3, Nr. 19579.
[1.] Gruß. Gnst. H., ich hab eur ftl. Gn. schreiben [liegt nicht vor] entpfangen und lesend vernomen und alsbald zu der röm. ksl. Mt. gangen und ire Mt. undertaniglich gebeten, ire Mt. wolle ansehen dy grosse des handels und sich uf eur ftl. Gn. schreiben genediglich erzeigen. Also haben sich ire Mt. lassen vernemen, das Gf. Hoier von Mansfeld irer Mt. dy brief eur ftl. Gn. [liegen nicht vor] geantwort. Ire Mt. habe auch zur stonde bevelhe getan, wy eur ftl. Gn. begert hat, dy also zu fertigen, und sobald dy geschriben, will sy ire Mt. underzeichnen. Und ire Mt. hat sich lossen gegen mir horen, das ire Mt. eur ftl. Gn. person, auch den handel sich will lassen bevolhen seyn und an irer Mt. nicht erwynden soll in allem, das irer Mt. moglich ist. Und daneben sich gegen mir als in geheym gesagt, ire Mt. versehe sich eyner erlichen richtung mit seynen widerteylen: „Soll meynem oheym, dem hoemeister, nicht undinstlich seyn, wue der Kg. von Polan uf seynem vurnemen wolt besteen.“
[2.] Nach disen reden hab ich urlaub von irer Mt. genomen und irer Mt. zu erkennen geben, das ich mich uf den weg wolle begeben zu eur ftl. Gn., zu reyten geschickt mit eur ftl. Gn. vortan gegen Preussen, wy irer Mt. auch vormals zu erkennen geben hab. Also hat sich ire Mt. gegen mir lassen horen: „Ich byn meins oheyms mechtig und will, das du bey mir bleybst, wy dich dy stende vor der acht rete eynen erwelt. Dann ich hab meynem oheym durch meyn selbst potschaft, auch seinem vater [Mgf. Friedrich von Ansbach-Kulmbach] darum geschriben und will es also haben, das du bleybst.“ Ich hab also geantwort, ich hab [= halt] davor, das eur ftl. Gn. meyner nottorftig sey als eyns lantmeisters zu Preussen. Ich woll mich aber genzlich versehen, das ich nicht wider eur ftl. Gn. tue, das ich mich irer Mt. bevehle halte.1 Nue acht und halt ich es ganz davor, wue es eynige stoss gewonne in der handelung zu Polan, das ich eur ftl. Gn. und dem orden bey der ksl. Mt. und dem reichstag zukomende vil nüzer kan und will seyn dann diser zeyt zu Preussen, mit dem undertanigen erpieten, so eur ftl. Gn. ordenunge will vornemen zu machen, das eur ftl. Gn. und dem loblichen orden zu ere und nutz soll kommen, wy ich achte, dy nottorft erfordern will, das ich mich versyhe, eur ftl. Gn. in der eyle und disen wynter nicht wol getan konnen, so will ich mich uf eur ftl. Gn. schreiben uf das vorjare oder wann es eur ftl. Gn. gelegen will seyn, als er gehorsam erscheynen. Kan ich nicht reyten, ich will wagen und rossbaren zu statten nemen. Und wywol mich es meiner gelegenheit leibs halb ganz beswerlich gewest, gegen den wynter also gerust disen langen weg zu tun, so byn ich aller dinge geschickt und geneigt gewest, euer ftl. bevelhe genug zu tun. Und sol es eur ftl. Gn. uf dy treue, dy ich eur Gn. schuldig bin, glauben, das dy welung meiner als der acht rete eyner nicht durch mich gesolicirt oder darnach gestanden. Desgleichen bey der röm. ksl. Mt. eynich anregen getan, das ire Mt. vor mich schreiben soll. Und darum wolle eur ftl. Gn. den handel nicht anders beherzigen dann wy obgemelt.
[3.] [...] Eur ftl. Gn. wollen mir aber schreiben, wy ich damit halten soll, dergleichen bey der ksl. Mt. und dem negsten reichstag, was eur ftl. Gn. meynunge were zu handeln. […] Eur ftl. Gn. undertanige gehorsam zusambt meinen schulden bin ich willig und geneigt. Datum eylendz zu Collen am donderstag nach exaltationis crucis im etc. 12.