Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ankündigung mündlicher Berichterstattung über die bisherigen Reichstagsverhandlungen durch Jakob Stralenberg, Warten auf die Stellungnahme des Ks. zum Reichsordnungsentwurf; [2.] Intensive Beratungen über den Geleitbruch bei Forchheim; [3.] Eintreffen der Reichskammergerichtsbeisitzer, geplante Klagen der Städte gegen das Reichskammergericht; [4.] Voraussichtlich lange Dauer der Verhandlungen; [5.] Ankunft weiterer Tagungsteilnehmer, Zweifel Hellers an der Rückkehr des Ks. auf den Reichstag; [6.] Bitte um Übersendung von Beschwerden Frankfurts gegen das Reichskammergericht; [7.] Verhandlungen einer frz. Gesandtschaft in Lüttich über einen Frieden zwischen den Brabantern und Geldern; [8.] Neuigkeiten vom Krieg in Italien; [9.] Tod des türkischen Sultans, Angriff seines Nachfolgers auf die Kroaten; [10.] Keine Nachrichten über Rüstungen gegen Geldern; [11.] Weitere Bemühungen in Sachen Achtfreiheit.

[Trier], 11. Juni 1512

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 19-20, Orig. Pap. (Präs.vermerkPraesentatum 2a profesto Viti Ao. 1512 [14.6.12]).

Regest: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1078.

Hofft, daß sein letztes, durch den Boten Sattler übersandtes Schreiben vom 4. Juni (Nr. 1710) in Frankfurt eingetroffen ist.

[1.] Wiß uwer wisheyt of dißmal in sonders nicht zo schriben, dan meyn frunt ond mitgesel Jacop St[r]olnberger uch montlig alle ferhandelong, bisher forgenomen, wol berichtein wirt, de er zom dil ferzigent hat. Ist nit fan noden, uwer wisheyt schriftlig tzozoschiken, dan se daby nit bliben, sonder fon ksl. Mt. geendert wirt, dan sey ksl. Mt. tzogeschikt, aber of hut, dato [11.6.12], der 16. dak, noch von ir Mt. kein antwurt. 1

[2.] Der bobenberkis [= Bamberger] handel wirt heftik forgenomen. Gott gib, im so folg beschig, dan er in im selbest schwer ond unlydelig im Rig tzo gedulden ist. Wirt in corz ksl. Mt. auch tzogeschikt.

[3.] Der kamerrichter [Gf. Sigmund zum Haag] sampt den asessoribus ond procuratores sein 2 dag for dato [9.6.12] hercomen. Ist auch angefangen, by der fersamelong zo handeln. Wirt eyn anderong gemacht werdein, dan fast fil klag ist. So sint sey ondereynander der sach nit eyns etc. Wir stett seint der meynong, auch antzobrenhen, zwein asessores dranzosetzen, auch ander gebregen ond mengel, so wir habein, der fersamelong fortzodragen, so wir doch das meist gelt dortzo geben mosein, ond ob das nit sein mocht, ksl. Mt. drom zo ersouhen, so sey ons von stetten im herzen halten.

[4.] Ich hat ferhuft, deser dak solt sich bald geent habein. Aber de obgeschriben zofalenden orsachen werdein eyn langen ferzuk erfordern, so ksl. Mt. nit he ist. Wewol iderman ferdrusen, wil doch nemans dein ofbruch machein.

[5.] Der von Wirtemberk ist tzwen dag for datom [9.6.12] wider hercomen, ond comen deygeligs mer botzschaf[t]ein zo[ge]riten. Es ist de sag, ksl. Mt. kom wider her, aber ich haltz nit darfor.

[6.] Ab uwer wisheyt etlig mangel des camergericht [hat], weiter, dan ich ond andern onsern frunden von den stetten angezit, sofil ons der wissen, mogen ir mir ferzigent [= verzeichnet] zoscheckein, auch de ferzigenis, was sich vor hundert ond etlig jar by ons begeben. De find ich nit in der instruction. De ons zo disem forgenomen handel not wer, als uch Jacop [Stralenberg] wol berichten wirt.

[7.] De Kg. von Frankerig hat sein botzschaf zo Lutig, handelt omb eyn friden zusein [= zwischen] den Brabendern ond dem land van Geldern. Gott gib, es gout werd.

[8.] De Schweizer zigen zom Babest ond dem Kg. fon Spangen ond den Venedigern. Man sakt, der Kg. von Frankerig hab etlig stett in welslanden geplondert ond der drifligestein [= trefflichsten] borger mit im in Frankrich gefort ond onderstanden, alin di bestein ond vesten flekein in Meylant intzobehalten. Wil der Schwizer da warten, wiwol mans darfor hat, de Schweizer werdein in aus Milant in cortz dribein.

[9.] De sag ist, der alt Dork [Sultan Bajezid II.] sey dut2 ond zig der jong Durk [Sultan Selim I.] auf di Crabaten [= Kroaten] mit fil folks.

[10.] Ich hor von keiner sonder rostong, so man ofs lant fan Gelder macht.

[11.] Lb. Hh., schikent mir noch tzwen soplecazionen an de ksl. Mt., di acht beroren, dan wir beyde dem canzeler van Sarentein ond H. Jacop Felinger itligem eyn gebein, aber noch kein antwurt onpanhein. Hab H. Jacop Felinger tzom tzweyten mol by dein posten noch lut bygelechter copeyen geschriben.3
Ferhuff, so de[r] camerrichter hinweck ond ksl. Mt. herkem, wil ich allin fliß habein, ab es zo erlangen sey. Damit spar Gott uwer wisheyt in langwerigem reygement. Datom den 11. dak Junios Ao. 1512.

Anmerkungen

1
 Dazu der Eintrag im Frankfurter Bürgermeisterbuch unter dem Datum Tertia feria in die Viti [15.6.12]: Als H. Jacob Heller schribt by Jacoben Stralenberger, doby laissen und inen, wes sich begeben hait, horen sin montlich bericht. Hait ein schrift verhandelter sachen mitbracht. Dieselbe schrift bis nehst donrstag [17.6.12] verlesen und daruf ratslagen, auch die alten ufzeichnis, so etwan bescheen sin inne den niderlagen und lantfriden etc., und den frunden verzeichent schicken. Frankfurt, IfStG, Bürgermeisterbücher 1512, fol. 17a. – Weiterer Eintrag unter dem Datum Feria quinta post Viti [17.6.12]: Als etlich ratslege uf dem richstag zu Trier bossirt [= entworfen] und furgenomen und verlesen worden syn, eyn ufsetzunge und anslag im Riche. Ebd., fol. 18a.
2
 Gestorben am 26. Mai 1512.
3
 In diesem Brief an Villinger aus Trier vom 5. Juni 1512 schrieb Heller: Gonstiger H., als wir von wegen onser Hh.  ond frunden von Frankfurt uch gebeten ond eyn soplicazion ond notel an di röm. ksl. Mt., onsern allergnst. H., eyne friheyt der acht halber zo erlangen, mitgebein ond gebetein habein, by ir Mt. zo erlangen, wi dan zo Fribork ond Frankfort montlig ir Mt. angezikt ist wordein, ist onser fruntlig, dinstlich beytt, soligs by ir ksl. Mt. anzobrenhein, wo anders soligs nit beschen wer, ond wo es sein mocht, daß ir ksl. Mt. dein stenden des hl. Rigs schriben wold, soligs tzo verwilgen ond nochzolassein, ond mir soligs schribein zo schikein, daß wir das iren ftl. Gn. zo geligener zit anzigen mochten. Sol eyn ersamer rat, auch wir for onser perschoin mit onsern fruntligen, willigen dinstein beschulden ond ferdein. Begern des uwer antwort. Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 15a, Konz.