Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Zurückweisung der Vorwürfe des Hans von Seckendorff; [2.] Darlegung der Rechtsverhältnisse in Reichenschwand; [3.] Bitte um Ablehnung der Klage Seckendorffs.
Nürnberg, [4. Mai 1510]1
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 65, fol. 51b-52b, Kop.
[1.] Hans von Seckendorff zu Reichenschwand2 hat dem Ks. eine (nicht vorliegende) Klagschrift übergeben, die Nürnberg durch Kaspar Nützel von Augsburg aus zugeschickt worden ist. Darin heißt es, das wir uns uf weylund Berchtold Ratzen seligen frey, lauterm aigengut daselbst zu Reichelschwank neuerung und unbillicher eingriff und gewaltsam understen sollen, indem, das wir zwen furmenner als teter geubter sachen, die derselb von Seckendorff verruckter tag umb ir verwurkung zu straf genomen, widerumb angenomen haben, sambt andern beswerungen, die des gedachten Ratzen kyndern von uns sollen begegnen und gleichwol in gemain unbenennt gestellt sein. Nürnberg ist nicht bereit, einzuräumen, an besagtem Ort irgendeine Gewalttat, eine Neuerung oder einen beschwerlichen Eingriff verübt zu haben, sieht sich deshalb durch die Klage beim Ks. in unbilliger Weise verunglimpft. In Wirklichkeit verhält sich die Sache folgendermaßen:
[2.] Die Hh. von Bairn, unser gnst. und gn. Hh. loblicher gedechtnus, haben von wegen der stat Herspruck, die wir in euer ksl. Mt. vergangnem beierischen krieg sampt allen iren zugehorigen oberkaiten und gerechtikaiten durch ainen rechtmessigen titel in unser gewaltsam gepracht, unwidersprechlich ye und allweg gehabt die fraiß [= Blutgerichtsbarkeit] und hohen gericht zu Reichelschwank und was dem anhengig ist oder sein mag und sich uf furfall fraissiger hendel derselben irer gerechtigkait unverhindert, auch ungeandet der inhaber Reichelschwank gebraucht. Dergleichen ist von unsern ambt zu Herspruck, wo das zu schulden komen, von unsern wegen auch beschehen. Als nun kurzverschiner tag zwen furmenner ainen andern furman ferlich und solcher weise verwundet, das der mer zum tod dann leben genaigt gewest und deshalb mit dem sacrament versehen worden ist, hat unser pfleger zu Herspruck in kraft der hohen oberkeit nach gedachten tatern daselbsthin gegriffen, die zu seinen handen gepracht und, nachdem sich des verwundten sachen zu pesserung gericht, in zimlich straf genomen, sich mit ime von unsern wegen umb solchen fraissigen geubten handel zu vertragen, wie er diser gerechtikait, auch unsers herprachten geprauchs halben zu tun fug gehabt und ime zu handhabung unser oberkait (die bey den vorigen inhabern Reichelschwank kain widersprechen glitten) hat gezimpt. Und dweyl gedachter Hans von Seckendorff uf sein schreyben, deshalb hievor an uns gelangt, zimlich, unverweislich antwort empfangen, hat ime nit vorgestanden, sich ainicher unbillicher gewaltsam seins vermaines ab uns zu besweren, und ist schimpflich zu horn, auch der vernunft entgegen, das Reichelschwank ain frey gut sein soll, so doch ain yedes gut aintweder mit ainem aigen halsgericht versehen oder in ain anders dabey gehorig ist, wie dann Reichelschwank ye und in all weg mit der hohen gerichtparkeit uf unser ampt Herspruck hat gesehen, zudem, das Amaley, ytzo desselben Hansen von Seckendorffs eewirtin, ehe sie sich zu ime verheyrat, in dem vergangen beirischen krieg sampt allen irn gutern und sonderlich Reichelschwank in unsern schutz und schirm gegeben, uns auch darauf huldigung getan hat. Und wo wir dieselben Seckendorfferin als ain weibspild dazumal nit bedacht, hetten wir wol ursach gehabt, gegen irn gutern als vehdisch mit der tat zu handeln. Des wir aber, wie gesetzt, umbgangen und die one alle beschedigung in unser huldigung, schutz und schirm uf ir erpieten genomen haben. Darin sie bishere gestanden ist, des sie auch billich dankbar were.
[3.] Bittet den Ks., mit dieser Darlegung zufrieden zu sein, Seckendorffs Klage abzuweisen und Nürnberg im Gebrauch seiner Rechte zu schützen. Sollte Seckendorff weiterhin Forderungen gegenüber Nürnberg geltend machen, weiß er, wo er den rechtlichen Austrag suchen soll. Nürnberg wird sich dem nicht verweigern.