Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ankunft des Ks., Hellers Audienz bei ihm mit Übergabe der Frankfurter Stadtsteuer; [2.] Seine vergeblichen Bemühungen beim Ks. in Sachen rückständiger Zahlungen Erfurter an Frankfurter Bürger; [3.] Warten des Ks. auf das Eintreffen der weltlichen Kff., Ankunft des EB von Köln und Hg. Georgs von Sachsen; [4.] Nochmalige Bitte um Ablösung als Reichstagsgesandter; [5.] Gefangennahme eines venezianischen Abgesandten, Flucht dreier ksl. Räte aus Venedig.

[Augsburg], 25. Februar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 26-27, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum sabato post reminiscere Ao. 1510 [2.3.10]).

Hat die wichtigsten Informationen in seinem letzten, durch den Boten Jost überbrachten Schreiben vom 21. Februar (Nr. 480) übersandt.

[1.] Also foug ich uwer wishet tzo wissen, daß ksl. Mt. of dorstak for dato [21.2.10] of dem abent hi ingeritten ond Hg. Wilhelm fon Mongein [= München], ond seint im alle Ff. engegengeritten.1 Also hab ich bisher for den welsein bo[t]schaften nit so bald for mogen comen, di dan hart anhangen, aber of sondak for dato [24.2.10] ob 10 dorg H. Jacop Feylingher sofil erlangt, daß mir ksl. Mt. alin in bysein H. Jacops gn. audienz geben. Hab ich ire Mt. mit geborligen wordein di stattstuher zo ir selbest handen oberantwort, di ir Mt. mit genaden angenomen etc.

[2.] Also, gonstige, lb. Hh., als mir uwer wisheyt geschribein hat [Schreiben liegt nicht vor], ich soule by ksl. Mt. dein erfortersein [= Erfurter] handel onderstan tzo ferfugen, nochdem ich ferstanden, sey by ksl. Mt. di friheyt erlangt, hab ich kein foukligen wiln mogen finden, dan daß ksl. Mt. des handels grontligen bericht hab, ob es hernach tzo hendel kom etc. Hab ich noch oberantwortung der stuher uwer weisheyt kredenz ir ksl. Mt. oberantwurt, darnoch eyn korze dis montlige werbong gedain: „Allergnst. Ks., no werde ich bericht, wi di von Erfort oder sonst ander von irn wegen soulig friheyt erlangt soulten habein. Wo dem also wer, ist meyn demodenklig, flissik beyt, uwer ksl. Mt. wil in genaden ferschaffen eyn declaracion, daß di von Erfort, nit angesein ir erlangte friheyt, den borgern tzo Frankfort ire renten ond goulten entrichten ond bezalin wolin, angesein, daß eyn statt Frankfort sich allzit als di getruwen, gehorsamen on alle mittel am hl. Rig ond uwer ksl. Mt. allzit getrulig gehalten habein ond hinfor mit allem fliß don werden. So zwifelt mir nit, uwer ksl. Mt. hab noch in frisser gedec[h]tenis, mit was beschwer eyn statt Frankfort lange tzit beladen ond noch deygelig mer ist, als das di onsern of dem lastein rigsdag tzo Kostanz uwer ksl. Mt. erzalt habein etc., in was masein eyn statt Frankfort geligen ond beschwert ist ond degligen mer, dardorg ire borger von allein kaufhendeln ab haben mosein dreten, daß darin eyn merklig abbruch ist.2 Haben drom onser borger irhe narong an golten ond renten ond das merentil of Erfort gelacht [= gelegt]. Soulten no di von Erfort darfor frihet erlangt habein, wer den onsern eyn merklig ond eyn dils eyn ferderpligher schaden ond gemeyner statt an irhem inbrenhein eyn merklig abbruch ond konten uwer ksl. Mt. nit als daperlig als bisher gedinen. Bütt, uwer ksl. Mt. wil gn. by dein von Erfort ferfachen, den onsern ir goulten tzo entrichten, nit angesein irhe erlangt frihet, wi ich for betten hab etc.“ Darauf ksl. Mt. mir dorg dein Vilinger hat lasein sagen, di gebein frihit sey von ksl. Mt. aus gouter meynong ausgangen gemeiner statt Erfort tzo gout, auch den glubigern, daß si in mitteler zit ir sach schiken mogen, daß eyn jeder bezalt mog werden etc. Doch sey ir Mt. der statt Frankfort mit besondern genaden genekt ond wil ferschaffen, daß mir solig declaracion gebein soul werden, daß di von Erfort, nit angesen ire friheyt, den borgern ir goulten entrichten solen. Ond bin also abgeschiden. Also, gonstigen, lb. Hh., hab ich dorg kein mehern wek etwas wider di von Erfort mogen handeln. Wo aber uwer wisheyt durg den wek des rechten meher ond besser wek hetten ond uwer weisheyt dis erlangt declaracion nit wol angesein ducht, mogt ir mir forderlig by eygener boschaf tzo erkennen geben. Wil ich in der kanzely also gemach doin, wiwol ich mich wol fersig, in eyn monet hart ausgein wirt.

[3.] Item, lb. Hh., diser dak wil sich in di lengde ferzihen, dan di drey weltligen Kff. sein noch nit hey. So wil ksl. Mt. nicht fornemen, di Ff. seyhen dan alle hi. [...] For fiher dagen [21.2.10] ist mein H. von Koln hercomen, eyn dak for dato [24.2.10] Hg. Jorg von Saxen. Ich fernem ond mirk nit anders, dan der dak for pinsten [19.5.10] kein end wirt haben etc.

[4.] Gostigen, lb. Hh., als ich uwer wisheyt hifor geschriben, ist noch meyn dinstlig, flissik bytt, ir willent eyn andern an meyn statt herschickein by ziger diß brifs, Hans Buherlin. [...] Wo es noch der meß witer not det, wil ich mich als der gehorsam erzigen. Dan uwer wisheyt wiß meyn mirklig gescheft im Nornberger hof, was ich mit meinen gesten tzo handeln hab alles zussein messein, auch tzo onpangong [= Empfang] meiner ond meiner motter ond frunden golten. Das ich alles on anesein miner rigister, weder meyn husfrowe oder ander, kein wyssens drage dan ich alin ond mir eyn mirklig schaden ond onglub [= Verlust an Glaubwürdigkeit] wer. Ist meyn flissik bytt, ir willent eyn andern an meyn stat ferorden, of daß ich im gelid mog heimriten, daß das list [= letzte] of dinstak noch mittfasten [12.3.10] hi ausgen wirt. Wil ich umb uwer wisheyt allzit furdern etc.

[5.] Nuher zitong, daß ksl. Mt. den Venedigher mit sein knecht hi gefahen und of das schluß Frideberk, eyn halb mil von hein, gefort. Di gefanhen, so us Padoua gen Venedig gefort, sin usgebruhein ond tzo waser hinwek gen Tr[i]est komen ond werden allin dak hercomen. Ist mit namen H. Melher Maßmoster [= Melchior von Maßmünster], H. Bartolmes von Firmian, meter3 Johan Bontain [= Jean Bontemps], eyn Borgondier. [...] Datom of mandak noch reminiscere Ao. 1510.

Anmerkungen

1
 Über die Ankunft des Ks. in Augsburg schreibt der Augsburger Chronist Clemens Sender (1475-1537): Am 21. tag Februarii ist hyr Ks. Maximilian eingeritten bey dem Geginger tor, und sind im engegengeritten die Bff. Menz, Cölen, Trier, Wirzburg, Bamberg, Aichstet und sunst 12 Bff., trey Pfalzgff. und Hg. Wilhelm von Bayren. Augsburg, StadtA, Chroniken Nr. 8, fol. 331a. Im Fuggerischen Ehrenspiegel heißt es dazu: Der Einzug geschahe den 21. Februarii durch das Geginger Thor mit 500 Pferden alle in roht gekleidet, welche Livree er zu Mindelheim verfärtigen lassen. Er ward von den beyden Burgermeistern Hieronymo Welsern und Ulrich Arzten, auch etlichen andern des Rahts im namen der Stadt Augsburg im Feld empfangen; ingleichen von den vier Churfürsten zu Mainz, Cöln, Trier und Sachsen, auch von 12 Bischofen herrlich eingeholet und in die Bischofliche Pfalz einbeleitet. Birken, Spiegel der Ehren, S. 1269.
2
 Vgl. Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 363.
3
 Evtl. „Messieur“. Jean Bontemps war H. von Salans.