Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Ksl. Widerruf aller Privilegien Kölns auf Betreiben EB Philipps von Köln, Auftrag, weiteren Bestrebungen des EB beim Ks. zum Nachteil der Rst. entgegenzutreten; [2.] Weisung, beim Ks. wegen des Kölner Stapels vorstellig zu werden; [3.] Befremden wegen Meynertzhagens Diensterbieten gegenüber EB Philipp; [4.] Verschiedene Gewaltakte gegen Kölner Bürger, Aufforderung zur Erlangung ksl. Gebotsbriefe zum Schutz vor derartigen Übergriffen; [5.] Weisung in Sachen Konflikt mit dem Kloster Weidenbach; [6.] Kritik an Meynertzhagens Mitteilung, noch nicht beim Ks. vorstellig geworden zu sein, Aufforderung zu raschem Bemühen um eine Audienz.
Köln, [18. Februar 1510]1
Köln, Historisches A., Briefbücher Nr. 45, fol. 209a-213b, Kop.
[1.] Hoichgelierter, eirsame[r], gunstiger, guder frunt, uf den 11. dach des maendtz Februarii neistleden haint uns zwene scheffen des hoegen gerichtz bynnen unser stat Colne collacionirte copie eyner ksl. revocatien etlicher unser privilegien, als ir hyebygebunden sien und vernemen werden, darinnen insirirt is [liegt nicht vor], oeverantwort und darby zo kennen gegeven, wie unsers H. Gn. van Coelne yn dat original derselver revocacien des forderen gerichtzdags oevermitz syner Gn. cancelyenschrever, H. Peter van Bopart, adir oeffentlichen vur allen folke, vur gerichte wesende, have laissen insinuieren, mit befeil, sich darna zo halden. Deß wir uns deme guitlichen unserm samen afscheide na nyt versien hetten, dat syn Gn. ichtzwes gegen uns sulde haven laissen handelen. Uns kompt ouch vur, wie syn Gn. zosampt den verordenten van wegen des stiftz und der landschaft by ksl. Mt. etwes wyder gegen uns understain sullen zo werben, as ir villichte vernemen werden. Und wo sich dese dingen dermayß begeven, so wyl uns groeßlich van noeden syn, dat ure liefde deß mit allen flyß nyet alleyne by ksl. Mt., sonder ouch by deme canzler, H. Ciprian van Serentyn, H. Niclaisen Siegeler [= Ziegler], deme wir ouch in sunderheit hieby geschreven hain [Nr. 283, 284], H. Jacoben Velinger [= Villinger], ouch des rechemeisters [Nikasius Hackenay] broeder, Joergen Haggeney, getruwelichen wairnempt, das wyter gegen uns adir unser stat privilegien und fryheiden nyet geworben noch usbracht en wirde, dat uns hynderlich adir schedelich sy, want die ksl. Mt. uns noch kürzlich vertroist hait, wie ure liefden ouch uys den afschriften syner ksl. Mt. briefen, desglychen des canzlers und H. Jacobs vurschreven [Nr. 281], die wir uch ouch hirby oeverschicken, wail zo vernemen haven, und uch in desen und andern uren befelen zo unserm und gemeyner stat Colne besten wissen zo halden, as wir ure liefden deß genzlich zo betruwen.
[2.] Wyter ist unser gutliche begerde, dat ir ouch allen moegelichen flyß vurwenden willet by ksl. Mt. unsers stapels halven, und willet den canzler [Zyprian von Serntein], desgelychen H. Jacoben [Villinger] und Jurgen [Hackenay], vurschreven, uf dat hoechste irs mannichfeldigen troestlichen zosagens und zoschryvens ermanen und bidden, dat sye by ksl. Mt. getruwelichen solliciteren willen, dat syne ksl. Mt. der sachen by unsern Hh., den Kff., die dat beroert, eyne guitliche und entliche afdracht machen und daroever noitdorftige verschryvungen fertigen und verschaffen laissen wil, wie ir dan der dingen by uch selfs ein guit wissen, ouch van uns müntlich wal gehoert und verstanden hait. Dieselbe uwer liefden etc.
[3.] Wyter langt uns an, wie ure liefden in urem ufreisen by unsers H. Gn. van Coelne geweist soelt syn und uren dienst gebaeden haven. Und wiewal sulchs doch uns zo cleynem danke adir gefallen geschiet ist, so syn wir doch nyetdestemynner des vertruwens, ir solt uch nyet anders dann getruwelich und uwer plicht na in unsern sachen halden und gewysen, als wir etc. genzlichen zo betruwen. Datum ut supra.
[4.] Ouch willen wir ure liefden nyet verhalden etliche handele, die uns seider ure liefden afscheiden begegent synt, als nemlich zum irsten, dat unsern burgern dat ire, wyden und syden, boven und beneden, up der fryer straiß unverwart eren und buyß eyniche redeliche orsache van joncher Wilhelm van den Berge, H. Oswaltz son, genomen wirt; item dat hey dieghenen enthelt in synen sloessern, die unser burger, die irs markts trecken in die Nederlande, uf der fryer straiß gegriffen, gefangen und gespannen brengen und liest geschien, dat dieselven unser burger in denselven synen behusungen gepyniget und geschatzt synt worden. Do sich ein wiser rat allen zo spraichen, zo reden und zo rechte erbaden hait und in sunderheit an myns H. Gn. van Cleve, dat eyme raide alles nyt geburen mach.
Zum andern, wie Goetz van Berlingen van eyme, genannt Hans Zyndelsfynger, eyne vurene sache an sich geworben hait, herkomende van den gesellenschieß, bynnen Colne lestmails gewest ist, und orsache genomen, uns zo befeden und unser bürger Coentz Heymen, vater und son, in gegebenem gleide nedergeworfen, geschetzt und ein mirkliche summe, mehe dann 600 fl., an costen und schaden weder Got, ere und recht afgedrungen.2
Zum dritten ist uwer liefden zo guider maiß wol bewist, das sich Heinrich van Orsbeck und etliche ander, als der Metzmecher und Blasberger, moitwilliger viantschaft nu lange zyt gegen uns gebrucht, die unsern unverwart eren im stift van Coelne und anderwaie gegriffen, gestockt, geblockt und das ire mirklich afgeschatzt haven, dardurch eyns deils van unsern bürgern ganz nairlos und verderflich worden synt.
Und wer daromme wail unser guide meynunge, dat ir mit raide des eirsamen Casius Haggeney, ksl. Mt. raite, der irst dags by uch syn wirt, und syns broeders mit hulfe des canzelers, ouch H. Niclais Siegelers, deme wir hieby geschreven und gebeten hain, uch byredich zo syn [Nr. 284], vort H. Jacobs und ander gude frunde de ksl. Mt. anregen wolt, das uns syn ksl. Mt. gegen al sulche moitwillige hendele ein gn. vurstand syn, und noittorftige geboitzbriefe, das sye vur syner ksl. Mt. adir syner Mt. camergerichte zo rechte bracht und verfast mochten werden, wie dat allerbeste uns zo guide geschien mochte.
[5.] Wyter mehe so hait es sich begeben in kurzverschenen dagen, das wir uys den kenlichen noittorft unser raitzfrunde zo Wydbach 3 geschickt haven, in meynunge, ire moele laissen besichtigen, want uns wairlichen angebracht was, als sich dat ouch an fast vil enden befunden hait, das etliche unser burgere ire maltz daruf hetten laissen malen, vort ir bier, sovil sie van jaren zo jaren mit irem gesynde in iren husern verbruchten, breuen laissen. Und als die unsern also ingeschelt, haven yn die broeder die besichtigunge geweigert, die doeren vur der nasen zogeslossen und gesacht, sye haven myt eyme raide nyt zo doin, die platten gezoent und gesacht, wie sie uys unserm gebade und schyrm van Paebst und Ks. gefryet weren gelychs anderen prelaten der collegiatenkyrchen bynnen unser stat Colne. Und haint derhalven gemeyner paffschaft oever uns geclagt, die dann uys allen collegien zosampt den Hh. van doymcapitel eyne treffliche schickunge zo uns verordent haint, in meynunge, sie in sulchen zo verantworden etc. Doch wir haven ire liefden so sere mit reden underwist, dat sie die hand haint afgedaen. Darna syn wir mit unsern frunden und der schickunge etc. zo raide worden, yn ir schirm und fryheit upzosagen, bis dat sie sich na etlichen dagen eyns anderen haint bedacht, und haint uns up iren knyen umb Gotz willen umb verziehenisse gebeden. Also dat wir sie durch bede und begerde wederomme in unsern schyrm und schutze genomen und van fryen willen etliche briefe und siegele hynder uns gelacht, under wilchen ein privilegium ist, dat yn Ks. Frederich seliger gedechtenis im jar [14]75 verlient hait inhalt der copien, hyrbygebunden. 4 Und laissen uns bedunken, nachdeme sie dat unbillichen buyßen unsern wißen und willen geworven haint und forders innehaltz dann unser brief, dairmede sie sich billichen hetten laissen benugen, so wil sich ouch geboeren, dat wir denselven by ksl. Mt. revocieren laissen. Und ist daruf ouch unser guide meynunge, uch darinne zo flyssigen, wie uch beduchte, dat sulchs allerbequemste by ksl. Mt. zo erlangen wer. Daran geschuyt uns ouch besunder gefallen.
[6.] Wyter, günstiger, guder frunt, fugen wir uch gutlich zo wissen, dat wir uf hude, datum, hie unden geschreven, uwer schriften, die ir uns mit Wilhelm, unserm baden, zogeschickt hait [liegen nicht vor], hoeren lesen und daruys int eirste vermirkt, dat ir noch nyet by ksl. Mt. geweist syt. Deß wir uns uys etlichen orsachen nyet wenich besweren, hetten uns deß ouch van uire liefden nyet vermoidt gehadt, und dat ir deß schuwen genomen hedt, umb dat die lenunge ksl. Mt. nyet beschyen sy etc. 5 Und laissen uns bedunken, dat ir sulchs so sweirlich nyet hedt dürfen wegen, angesien, dat ir deshalven unser meynunge und gemüte an zwyfel in uren afscheiden wal gehoirt, ouch gheyn befeil gehadt, uch anzonemen, eynich wissen darvan zo haven. Und daromme so ist noch unser ernstliche meynunge, dat ir uch van stunt an, in maißen andere Ff. und in sunderheit unsers H. Gn. van Guyliche und deme Berge etc. boitschaften gedain haint, zo ksl. Mt. willet fügen und unser entschuldigunge zo doin, wie ir des van uns in befeil genomen, und darbeneven, dat ir die andern punten na luyde uire instructien [liegt nicht vor] und alle disen unsern byschriften by ksl. Mt. myt flyß uf das allerfurderlichste solliciteren und, sovil megelich, endegen willet. [...] Datum ut supra.