Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bereitschaft zur Zahlung eines Teils des Augsburger Reichsanschlags bei gleichzeitigem Verzicht des Ks. auf die Anleihe; [2.] Weisungen für die Aufbringung und Zahlung des Geldes; [3.] Auftrag zur Erlangung eines Appellationsprivilegs; [4.] Warnung vor voreiliger Zahlung des Reichsanschlags.

Köln, [4./5. Juni 1510]1

Köln, Historisches A., Briefbücher Nr. 45, fol. 293b-296b, Kop.

[1.] Eirsamer, hoichgelierter, gunstiger, guder frunt, wir hain uire briefe [liegen nicht vor] von eyme ksl. boiden uf frydach an eynen den lesten dach van Meye [31.5.10] entfangen und irs inhaltz under anderen verstanden, wie unser allergnst. H., die ksl. Mt., begeren sulle, dat wir syner Mt. zo underdenigen gefallen unser hulfe und tax, so uns itzont uf gehaldenen rychsdage zo Augspurg upgelacht sy, van stunt bezalen. Deß sich syn ksl. Mt. und Gn. also genzlich zo uns in gudem vertruwen versten und mit sundern gnaden alzyt erkennen willen, angesien, dat wir uns in der begerten lenunge der 3000 fl. nyet gelych etlichen andern gehalden sulden haven. Deß begere syn Mt., uns sulchs durch eynen postboiden zo verbotschaften, of wir syner Mt. in sulcher syner Mt. hoiger und flyßlicher begerden wilfaren willen adir nyet. Dat ir, dermaiß also zo doin, an uch genomen hait. Dat uns dann nyet wenich befremdet, dat sich ure liefden by ksl. Mt. und ouch by unsen frunden van Auspurg sus ferne in den handel ergeven hait, nachdeme wir uch in unser lester schrift [Nr. 502] und ouch in unsen affertigen und naschriften genoichsam zo verstain gegeven haven, warom sulchs zo deser zyt in unser gelegenheit leider nyet en is, und dat wir uns doch glychewal erboiden haven as die gehoirsamen des hl. Rychs, na anzal und na unser gelegenheit zo doin, dat gemeyne stende und stede syner Mt. verwilligen wurden, mit underdeniger beden, dat syn ksl. Mt. uns bis an die zyt und zyl gnedenklichen wulde verschonen. Nu schrivet ir uns in deme ingelagten zedel, dat der termyn der bezalungen der angeslagen hulfen uf neist nativitatis Johannis [24.6.10] gesatzt sy, und wer den verleide, den werde der fiscail uys befeil der stende und der commissarien sunder eyniche gnade understain zo forderen. Dat unsers bedunkens gelych queme der ksl. Mt. begerden, want sulden wir der ksl. Mt. begerden genoech syn und die bezalunge doin, stunde uns zo besorgen, wie mehe geschiet is mit deme hungerischen zoige und mit den 110 fl., dat wir van den commissarien nyetdestemynder ungefordert sulden blyven, so wir by uns selfs wal ermessen kunnen, dat die commissarie uys befeil gemeyner stende volkomen macht haven, eynen ideren syns ufgelachten geldes zo quitiren. Sulden wir nu von stunt an sulchen sware summe gereit bezalen, so wer it ehe billich geweist, dat ir uns wyter berichtunge gedaen hettet, dann wir in uren schriften vermerken moegen, wie doch der anslach gemacht is und wes die commissarien in befeil haven und weß sie gemechtiget syn, in desen dingen entlich zo handelen etc. Aber so wir der dinge ehe gheyn wissen haven, moege ure liefden selfs bekennen, dat uns sweirlich wer, ksl. Mt. begerden zo verfolgen. Aver dat syn ksl. Mt. unsern gehoirsam und gueden willen sien und spoeren moegen und dat wir uns gerne alle unsers vermoegens in syner Mt. gnaden enthalden sulden, so willen wir doin, wie wir kunnen ader moegen, und syner ksl. Mt. in afslach unser itz upgelachter tax und hulfen 1500 rh. fl. van stunt an verschaffen und bezalen. In deme wir van syner ksl. Mt. und ouch des Rychs commissarien genoichsame versiegelte quitancien erlangen und aller namanung, sovil die vurscreven 1500 fl. betreffen mach, ganz und zomaile quyt und ledich geschulden werden moegen und der lenungen der 3000 fl. vurscreven erlaissen moegen blyven. Hyrup moeget ir mit ksl. Mt. im besten und gefuechlichsten verdacht syn zo handelen und syne Mt. underdeniges flyß bidden, uns daroever nyet zo besweren. Und wo syn ksl. Mt. hiemit sich omer nyet wulde laissen sedigen, so erleuven wir uch, die summe noch 500 fl. zo hoegen, also dat uns 2000 fl. an der bezalungen unser tax in sulcher fuegen, wie vurgerurt, mit genoichsamer quitancien afgekurt werden. Doch so ist in sunderheit unser meynunge, dat ir gheyn gelt uys den henden geven wilt, es sy dann, dat ksl. Mt. uch unsers stapels halven uren aufscheit up die meynunge, wie ir uns geschreven, gegeven hait. Und wes ir hyrinnen und anders uns und unser stat zo walfart des gemeynen besten erlangen moegen, darin willet uch flyssigen und doin, as wir deß und alles guden in sunderheit wal zo betrowen, derselver uire liefden, die etc.

[2.] Cedula inclusa: Und wo ure liefden mit ksl. Mt. dermaiß oeverquemen, wie vurscreven, so willet die vorgerurt 1500 fl. adir 2000 fl. by unsern frunden von Auspurg bis in die neistkompt Frankforder misse adir by andern upbrengen und entlehenen, doch also, dat gheyn schade adir wesselgelt darvon uns upgelacht en werde, nachdeme ir uch vermoidt, dat ksl. Mt. den schaden, darup gewant mochte werden, selfs dragen sulde etc. Und boven alle befelen wir uch by uwer pflicht, damit ir uns verwant syt, dat ir gheyn gelt van uch en geeft, wir syn dann mit genoichsamen quitancien na aller noitdorft versorgt und versichert, dat wir deß gheyne naforderunge lyden durfen. Und sobalde ure liefden deß dingen eynen gn. afscheit van ksl. Mt. erlangen mach, wie ehe, wie liever, so willet uch sonder eynich langer verzoch hyeauf zo Worms,2 umb unser sachen daeselfs ouch zo verwaren und uyszorichten, und van dann zo uns in heymsch fuegen. Daran doit ure liefden unser sunder gefallen. Datum ut supra.

Cedula inclusa: Ouch hain wir durch ingeven etlicher guder frunde uns wyter bedacht up dat punt, as ir schryvet, so wir de bezalunge der taxen nu van stunt an erlechten und ksl. Mt. in sulchen zo willen weren, ir vertruweden, zom mynsten die zerunge daran zo eroeveren, und wann ir deß versichert mocht werden van ksl. Mt., dat wir der ufgelachter taxen mit 3000 fl. bair zo eynen maile erledigt mochten syn, und dat ir ganze noetdurftige, gude finailquitancen van ksl. Mt. und ouch den commissarien dargegen moecht erlangen, also dat wir gheyner namanungen forder besorgt, sonder genzlich und zomail quitiert wurden. So moegen wir lyden, dat ir daruf mit hulfe unser guder frunde und gunner adir alleyne ind geheyme, wie uch dat allernützlichste beduchte, understundet zo handelen und dat gelt by unsern frunden van Auspurg adir andern upbrengen, doch sonder unsern schaden, wie ir dat genoichsam verstanden hait. Wo uch aver beduchte, dat nyet zo erlangen, sowal von den commissarien as van ksl. Mt., so willet nyet wyter doin, dann wir uch hieby erleuft haven, sonder die dingen beresten laissen bis an die zyt, dat ander stende und stede erfordert werden. Weß alsdann andere doin und gemessen, willen wir uns ouch na unser gelegenheit as die gehoersamen erzeigen.

[3.] Wyter ist ouch unser begerde und gude meynunge, wo ir dat privilegium, dat nyemantz van unsern urdelen sulle moegen appellieren under der summe van 60 ader zo mynsten under 100 fl. rh. noch ouch gegen siegel und briefe, gerichtliche bekentenisse, eygen hantschrift, erve, erfzailen und erfzynse und daran ruerende ader ouch umb scheltworde umb eyn zemelich gelt uys moecht brengen, dat ir dann mit flyß daromme solliciteren, doch boeven 100 fl. darvur nyet uysgeven, sonder allen flyß vurwenden wolt, dat ir dat darunder krygen und mit uch brengen moechtet. Datum ut supra.

[4.] Cedula inclusa: Ouch willen wir uch ungewaernt nyet laissen, dat uns vurkomen ist, dat die hulfe von den Ff. und stenden nyet forder zogesacht sullen haven, dann so fere, as der zoch synen vortgank have und wyter nyet. Darin syt wal bedacht, dat ir gheyn gelt uys wilt geven, ir syt deß dann sicher, dat die stende gemeynlichen ire ofgelachte gelt entrichten.

Anmerkungen

1
 In Archivale geht dem Schreiben ein Brief vom 4. Juni voraus, ein anderer vom 5. Juni folgt.
2
 Gemeint ist das in Worms ansässige Reichskammergericht.