Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

ohne Ort, [Mitte Juli 1510]

Druck: Le Glay, Correspondance 1, Nr. 306 (frz.).

Wird die Verhandlungen mit Hg. Karl von Geldern, zu denen er sie bevollmächtigt hat, nur in seinem Sinne führen. Die Vertreter des Hg. waren vor kurzem bei ihr und zeigten sich über den neuen Kurs bei den Beratungen sehr erstaunt. Sie reisten wieder ab, um dem Hg. Bericht zu erstatten, glaubten aber, keine günstige Antwort zurückbringen zu können, da – wie sie sagten – ihrem Herrn keine Sicherheiten geboten würden. Empfiehlt dem Ks., mit dem Hg. von Geldern bald zu einem guten Abschluß zu kommen, da ansonsten zu befürchten ist, daß dieser wieder von den Franzosen unterstützt wird.

Chiffrierte Beilage: Kg. (Ferdinand) von Aragón ist der Meinung, daß es am besten sei, den Krieg so vorteilhaft wie möglich zu beenden und sich mit dem Hg. von Geldern zu verständigen, da der Konflikt große Belastungen mit sich bringe. Unter allen Umständen müsse vermieden werden, daß sich der Kg. von Frankreich wieder einmische und noch einmal gegen Ks. Maximilian Krieg führe. Bzgl. der Heirat (zwischen Isabella und Hg. Karl von Geldern) wünscht der Kg. von Aragón, daß alle habsburgischen Prinzessinnen nur mit gekrönten Häuptern verheiratet werden. Erst wenn dies nicht möglich sei, wäre er mit einer Heirat mit dem Hg. von Geldern einverstanden, vorausgesetzt, die Braut bleibe bis zur Heirat in den Händen des Ks. 1

Anmerkungen

1
 Am 10. Juni 1510 hatten Ehg. Karl und Ehg.in Margarethe mit Hg. Karl von Geldern einen Vertrag über eine Heirat zwischen diesem und Karls Schwester Isabella entworfen. Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 348, fol. 3a-7a, Kop. (undat.); Inhaltsangabe: Le Glay, Correspondance 1, S. 281f. Anm. 2 (frz., hier das Datum); Nijhoff, Geschiedenis, S. CXXXf. Ks. Maximilian hatte zunächst seine Zustimmung zu den Verhandlungen gegeben und den Vertragsentwurf geprüft, sich dann aber aus Mißtrauen gegenüber Hg. Karl doch gegen die Eheschließung ausgesprochen. Zur Bedeutung des Heiratsprojekts und seinen Wirkungen bis hinein ins Jahr 1511 vgl. Struick, Gelre en Habsburg, S. 166-185; Redlich, Vermittlungspolitik, S. 156-159; Schlegelmilch, Jugendjahre, S. 103 mit Anm. 274.