Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ablehnung des ksl. Wunsches nach einer Hilfe gegen Venedig durch den Reichstag 1509, Einberufung eines weiteren Reichstags nach Augsburg, Bewilligung einer Hilfe in Höhe des Kölner Anschlags von 1505, unklare Rolle der Städte bei den Verhandlungen darüber; [2.] Berufung eines Städtevertreters in den Kreis der Kommissare zur Einhebung des Augsburger Anschlags; [3.] Nichtbeteiligung der Städte an der Siegelung des Reichsabschieds, Mutmaßungen über die Gründe; [4.] Am Augsburger Reichstag teilnehmende Städte.

ohne Ort, März – Mai 1510

Spätere Kop.: Ulm, StadtA, A 621, fol. 143a-144b; Köln, Historisches A., Köln und das Reich Nr. 217, pag. 413-417.

Ao. 1510 reichstage zue Augspurg

[1.] Dieweil uf jüngstgehaltenen reichstag [in Worms 1509], wie nechst hieoben gemeldet, der ksl. Mt. die begert hilf von den stenden abgeschlagen worden, darüber man auch one ends und nit one der ksl. Mt. Maximiliani etc. unwillen oder verdrieß voneinander abgescheiden, befinde ich, daz ir ksl. Mt. gmaine stende des Reichs und darunder auch die ksl. Mt. uf gegenwirtigem reichstag gen Augspurg widerumb zusamenbeschriben und daselbst mit stattlicher erzelung, was dem Reich deutscher nation an dem vorhabenden irer Mt. zug in Italien und wider die Venediger gelegen, nachmals ain ansehenliche hülf an gmaine stende begert hat. Darüber sich zwischen irer Mt. und den stenden des Reichs viler handschriften wechselweise hinc inde zugetragen (die alle ordenlich nacheinander in disen Wormbsischen actis beschrieben und inseriert) und letztlich irer Mt. die hievor zu Cölln Ao. quinto bewilligte hülf, nemblich 400 zu roß und fueß an gelt zu laisten, uf ain jar lang zugesatzt worden. Es würt aber in disen actis nirgents der modus consultandi und gepflogener beratschlagung bemeldet oder beschriben, sonder werden allain die proposition [Nr. 95], der stende darauf gefolgte antwort [Nr. 96], ksl. Mt. replik [Nr. 97] und also ferner darauf hinc inde ergangne schriften bis zum beschluß in forma, wie sie ubergeben worden, nacheinander verzeichnet und ingeleibt, alles allein under dem namen „Kff., Ff. und andere stende des Reichs“, also daz nirgents erscheint, wie es mit oder von den stetten vel active vel passive gehalten worden.

[2.] Allein ad hoc nostrum propositum dienlich us disen beschriben actis zu befinden, nachdem zu empfahung und widerusgebung des der ksl. Mt. bewilligten hilfgelts von wegen irer ksl. Mt. und gmeiner stende fünf commissarien oder innemer verordent, ist zu demselben us den stetten eben sowohl ainer als von andern stenden genommen und deputiert worden. Und sint nemblich solche commissarien gewesen und im abschied bestimpt nachvolgender gestalt [Nr. 125 [5.]]: Von der ksl. Mt. wegen H. Pauls von Liechtenstain zu Castelkorn etc., von wegen der Kff. Eytelwolf vom Stain, von wegen der Ff. Sigmund von Thüngen, von wegen der prelaten, Gff. und Hh. Franz Wolfgang Gf. von Zollern und von wegen der stett Füterer von Nürnberg.

[3.] Und wiewol zu erachten, das die stett under den wörtern „und andere stende“ dises reichstags auch begriffen und verstanden aus hieoben oftmals angeregten ursachen, so find ich doch us dem beschluß des abschids, so alhie ufgerichtet worden, obwol derselb von allen andern stenden (die alhie in zimlicher anzal und benantlich alle Kff. usserhalb Brandenburg personlich zugegen gewest) gesigelt pro more, daz doch der stett in solcher siglung geschwigen und dieselben disen abschid nit gesigelt haben, wie sonst gepreuchlich. Welches etlichermassen vermuetung macht, daß die stett solchen abschid nit angenommen noch bewilligt, villeicht darumb, daz etwan dise bewilligung der hilf oder der anschlag hinder inen gemacht oder sie sonst auch dises reichstags usgeschlossen und von andern stenden graviert worden. Und lautet nemlich die subscription des alhie ufgerichten (doch nit getruckten) abschids also [Nr. 125 [23.]]: „Deß zu urkund so haben wir, Uriel, EB zu Mainz, und Ludwig, Pfalzgf. bei Rein, beede Kff., obgenant, von unser und obgenannter Mit-Kff. wegen, wir, Lorenz, Bf. zu Würzburg, und Fridrich, Pfalzgf. bei Rhein, obgenannt, von unser und der gaistlichen und weltlichen Ff. wegen, wir, Johann Rudolf, abt zu Kempten, von unser und der prelaten wegen, und ich, Sigmund, Gf. zum Hag, von mein und dero Gff. und Hh. wegen, aller obgenannt, unser jeglicher sein insigel an disen abschid gehangen, der geben ist uf.“

[4.] Nota, die stett sein in zimlicher anzal zugegen gewest, nemblich Cölln, Regenspurg, Metz, Straßburg, Lübeck, Augspurg, Nürmberg, Frankfurt, Ulm mit bevelch aller stett des schwäbischen punds, Speier, Hagnau, Goslar und andere mehr.1

Anmerkungen

1
 Zur Rolle der Rstt. auf dem Reichstag 1510 unter Verwendung der Reichsstädtischen Registratur sowie der bei Janssen gedruckten Frankfurter Korrespondenzen vgl. Egersdörfer, Städte, S. 43-48.