Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Bereitschaft des Ks. zum Abschluß einer Einung mit den Eidgenossen; [2.] Argumente für das Zustandekommen dieser Verbindung; [3.] Weisung an Hohensax zur Berichterstattung über seine Mission, Ersuchen an die Eidgenossen zur Teilnahme am Tag in Ravensburg.
ohne Ort, [Anfang September 1510]1
Druck: Segesser, Abschiede, S. 506f.
Instruction, was der edel Ulrich, Fh. von Sachx, als für sich selbs mit gemeiner Eidgnosschaft oder etlichen us inen, wie in gut ansicht, handeln sol.
[1.] Anfenklich sol er inen zu erkennen geben den geneigten, gn. willen, so inen ksl. Mt. tregt, und daruf erzelen: Nachdem die loif diser zyt etwas geswind und seltzsam, als in langer zyt nie erhört ist, fürgeen, sye er sunders zwyfels, wo si einen rechten weg für sich nemend, wölt er mittel finden, dadurch ksl. Mt. usw. mit inen in ein vereinigung ingieng, daz dan inen, als si selbst versteen möchten, nit zu cleiner eer, wolfart und ufnemen erschießen.
[2.] Und das si nemlich dis hernachvolgend ursach für ougen nemend:
Uf das erst si wüssend, daz der Bapst etwaz mit einem hochen alter beladen und nit langwirig sye, darzu, ob er glich, wie nit ist, jünger were, alles sölichs durch seinen tod erlöst wurd.
Für das ander bevinden si jetz, als och offenlich am tag ligt, daz des Bf. von Wallis [Matthäus Schiner] handlung, so er inen fürgehalten, als ob des Bapsts gemüt nit syg, si wider ksl. Mt. noch den Kg. von Frankrich zu bruchen, nit gerecht syg.
Für das dritt, so sy och Frankrich in mißglouben und widerwillen gegen inen komen.
Für das vierd, so syen die Weltschen je und allweg die gewest und noch, die uns Tütschen gern wider einander in krieg und empörung bewegten, damit ir wesen gemeret und tütsche nation verdrukt wurd.
Darumb und diewyl sy dann nun tütscher nation und ksl. Mt. und dem hl. röm. Rich mit schuldiger pflicht verwandt syen und die natur erfordert, einander mer hold zu sin und trüw und glouben ineinander zu setzen, so sye er genzlich des vertruwens, wo sy im folgen, er wölte jezemal zwüschen der ksl. Mt. und inen eine söliche vereynigung erlangen, die in ewigkeyt nit zergenglich und inen, wie vor angezöigt, samentlich und sonderlich zu ufnemen dienen, mer als in vil hundert jaren nie beschechen noch erhört worden syg.
Dann wo sy mit ksl. Mt. zuhielten und in einikeit kemen, müßten darnach all nationen ein ufsechen uf sy haben und inen von niemand kein widerstand beschechen.
Und daz si hierin dis exempel für sich nemen: Die Venediger haben sich in mengerley weg ingemischet, jetz zu Tütschen, dann zu Franzosen, Hungern, Weltschen und andern nationen. Aber das hab in die harr nit erlitten werden mögen, und syen deshalben zuletst in diesen sweren last, den sy niemermer uberwinden können.
Und dis meynung zöig er inen im besten an und verhoff, er bring inen glük und heil, sover sy daz kunden oder wüssen anzenemen, und wölle och darnach für sich selbs als ir verwandter sin lib und gut zu inen setzen.
[3.] Und so der von Sachx sölicher vereynung halben guten willen by inen findet, sol er weg suchen, damit er dennechst wider zu ksl. Mt. kum und ir Mt. gelegenheit darumb bericht. Doch sol er zuvor daruf gemeinen Eidgnossen sampt und sonders anzöigen, wie ksl. Mt. uf St. Matheus des hl. zwölfboten tag nechstkünftig [21.9.10] einen tag gen Ravenspurg usgeschriben hab [Nr. 693]. Dahin mögen sie ir volmechtigen anwelt und gesandten schicken und abfertigen, mit ksl. Mt. ferrer darin zu handlen, dann inen von ir Mt., des hl. röm. Richs und des hus Östereich wegen alles dasjen widerfaren soll, wie uf vergangnem richstag zu Costenz abgeredt worden ist.