Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Finanzielle Unterstützung des Ks. für Konstanz; [2.] Geplante ksl. Beschirmung der Abtei Reichenau gegen den Widerstand des Bf. von Konstanz; [3.] Bereitschaft des Ks. zur Vermittlung in den Konflikten der Rst. Konstanz mit dem dortigen Bf. und seinem Domkapitel; [4.] Bildung eines 23 Personen umfassenden Gremiums zur Wahrung der Reichszugehörigkeit von Konstanz; [5.] Schaffung einer Schutztruppe zur Bewahrung der Stadt vor eidgenössischen Übergriffen; [6.] Befreiung von Konstanz von allen künftigen Reichsanschlägen; [7.] Geplante gemeinsame Bemühungen von Ks. und Reichsständen um die Abtretung des Landgerichts Thurgau an Konstanz durch die Eidgenossen.

Mainau, 8. Oktober 1510

Dresden, HStA, GR, Loc. 9937/29, fol. 1a-3a, Kop.

Instruction, was die edl, ersam, gelert und unser lblibra (Pfund) . getreuen N., unser rete, so wir darzu verordent haben, bey den ersamen unsern und des hl. Reichs lb. getreuen Bm., rate und ganzen gemainde unser und des Reichs stat Costenz von unsern wegen werben und handeln sollen.

[1.] Am ersten sollen sy inen anzaigen und furhalten, wie wir dieser loblichen stat Costenz, so sich alzeit bisher bei uns und dem hl. Reiche tapherlich und wol gehalten hat, mit sundern gnaden genaigt und deshalben in kurzverschiener zeit gn. hilf und beystand getan, nemlichen zwischen 20[000] und 30 000 fl. rh. und den 30[000] neher dann den 20[000] zu irer underhaltung dargestregkt und gegeben haben und noch furter zu tun gnediglichen genaigt sein und die in kain weg verlassen wollen.

[2.] Zum andern, nachdem wir auf merklich ansuchen und babstlich bullen fur und fur, so uns deshalben zugeschickt, angelangt werden, Bf. Hugen zu Costenz den stift und gotshaus Reichenau einzugeben und zu incorporiren und von Kff. und Ff. vast angefochten sein, genant stift und gotshaus im zu lassen, nichtsdestminder sein wir entslossen, damit Bm., rat und ganze gemaind der stat Costenz unsern gn. willen und gemuet emphinden, nit allain mit worten, sonder auch mit gn. werken, und wollen dasselb gotshaus Reichenau dem obgemelten Bf. Haugen nit eingeben noch verfolgen lassen, sunder gedacht gotshaus und abt zu unsern als röm. Ks., obristen vogt, beschirmer, auch als Ehg. zu Osterreich etc. handen, dem solhs on mittel geburt und zusteet, nemen und sy baide gnediglich versehen [vgl. Abschnitt I.4.7.2.].

[3.] Zum dritten sollen unser rete den von Costenz ferrer anzaigen, wie wir gn. wissen tragen der grossen irrung und spenn, so sich zwischen genanntem Bf. und der stat, auch zwischen capitel und der stat manigerlay weise halten. Und wiewol wir vergangen zeit her durch etlich unser treffenlich rete, auch ander mittelpersonen vleissiglich darin handeln haben lassen, damit solh irrung und spenn gericht, entschaiden und hingelegt weren worden, so hat doch solhs der grossen, strengen hertikait und unwillen baider parteyen nit fruchtperlich mogen erschiessen, und nemlich, das sy sich des obmans, dieweil in ainem vertrag, zwischen inen aufgericht, lauter ausgedrugkt ist, das sy zu baiden parteyen sechs man erkiesen und furnemen, die sy derselben spenn und irrungen gutlich und rechtlich vertragen, wo aber das nit sein mocht, aines obmans verainen, noch bisher nye konnen oder mogen vertragen. Demnach und aus sonderm gn. gemuet und willen, so wir zu Bm., rat, zünft und ganzer gemainde der stat Costenz tragen, wiewol wir dieser zeit mit grossen, merklichen gescheften und kriegen und meniglich wissen beladen, haben wir uns derselben unser gescheft entladen und darauf in aigner person hergefuegt, in solhen irrung und spenn selbs als obman zu handln und sy zu bayder seyten dermassen verainen und vertragen, das yetz und zu ewigen zeiten der stat Costenz nützlich, erlich und loblich ansteen soll und oftgemelter Bf. mit den von der stat und widerumb die von der stat mit dem Bf. und den seinen freuntlich und vertreulich mogen handln.

[4.] Und als oftgemelt Bm., rat, zunft und ganz gemainde der stat Costenz nu wol versteen und merken, nachdem dieselb stat Costenz sich ob 1700 jaren her, dieweil sy haiden bei 700 jarn und darnach cristen gewest, bisher an dem hl. Reiche so tapfer, eerlich und vestiglich gehalten haben, dardurch die fur ander unser und des hl. stat Constantia, das zu teutsch ist vest und bestandhaft, genant werden, aber yetzo darauf gestanden, das dieselb loblich stat Costenz durch etlich handlung in verderblich schand und schaden gefallen und von uns und dem hl. Reich kumen were, das doch aus schickung des Almechtigen und unser zukunft furkumen und verhuet worden ist, dem allem nach, damit wir und gedacht stat zu ewigen zeiten berueblich beleiben, so ist unser ernstlich begern und unser rete sollen darauf Bm. und rat, zunft und ganze gemainde der stat Costenz bei iren phlichten und aiden, so sy uns als irem rechten, natürlichen H. röm. Kg. oder Ks. getan, ermanen und ansuchen, das sy uns aus dem clainen rat ain, grossen rat zwen und von den zehen zünften aus yeder zwen mann, das bringt 23 man, kiesen, die sambt dem rat der stat wolfart, nutz, eer und aufnemen handln und zu handln verhelfen, damit die stat bei uns und dem hl. Reiche unabgefallen beleibe mit behütung tag und nach[t], wie hernach volgt.

[5.] Dieselben 23 man sollen auch aus den zünften und ganz gemainde der stat Costenz hundert gemainer man nemen, dieselben zu behuet der stat tor, turn und mauern verordnen, also das dieselb stat tag und nacht bewart und versehen sey. Die wollen wir auch in unser selbs sold und gnediglich underhalten, damit wir und gedacht unser und des Reichs stat Costenz der sorgveltigkait und geferlichait, nachdem die Aidgenossen nach der stat stellen, wiewol solhs wider den tractat, zu Basel aufgericht,1 ist, entladen sein und beleiben.

[6.] Ferrer sollen unser rete anzaigen oftgemeltem rat und gemainde, das wir aus gnaden und damit sy unser gemuet miltiglich und gnediglich emphinden, furan unser leben lang alle ansleg und hilf, so ye zu zeiten von des Reichs stenden auf sy gelegt werden möchten, freyen und erlassen und sy hierin mit hilf unser land und leut vertreten wollen, auch dieselben unser land und leut zu inen setzen und in dhainen wege verlassen, damit sy die stat wider die Aidgnossen dest paß mögen bevestigen.

[7.] Wir wollen auch nach dem yetzkumenden reichstag zu Straspurg des [recte: die] stende des Reichs mit uns herauf gen Costenz bringen und [mit] denselben handeln, das den von Costenz das landgericht [Thurgau] oder auf das myndest ain gezierk daraus von den Aidgenossen widerumb und zu iren handen geledigt werde.

In dem allen sollen unser rete das pest und mit vleis handln, als sy zu tun wol wissen. Daran tun sy unser ernstliche maynung. Geben in der Mainau den achtenden tag des monats Octobris Ao. etc. decimo, unsers reichs des röm. im 25. jaren.

Anmerkungen

1
 Friedensvertrag zwischen Kg. Maximilian und den Eidgenossen vom 22. September 1499. Vgl. Nr. 713 Anm. 3.